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Vor Gericht. Zwei junge Männer stehen vor Gericht, weil sie eine 19-jährige, schwangere Frau getötet haben sollen.

© Paul Zinken/dpa

Update

Prozessauftakt im Fall Maria P.: Schwangere getötet: Zeugenaussagen erwartet

Zum Prozessauftakt verweigerten sie die Aussage: die zwei jungen Männer, die eine schwangere 19-Jährige niedergestochen und angezündet haben sollen.

Zum Auftakt des Prozesses um den Feuertod einer schwangeren jungen Frau haben die beiden Angeklagten geschwiegen. Lediglich „Nein“ sagten die 20-Jährigen am Donnerstag vor dem Landgericht auf die Frage der Richterin, ob sie zu den Tatvorwürfen Stellung nehmen. Einer der Angeklagten ist der Vater des toten Kindes. Am Nachmittag sollten erste Zeugen gehört werden.

Maria P. war 19 Jahre alt, im achten Monat schwanger und freute sich auf ihr Leben als Mutter. Sie hoffte auch, dass sie und der Vater des ungeborenen Kindes nach dreimonatiger Trennung wieder ein Paar werden könnten. „Gehe nachher mit Eren Babysachen kaufen“, schrieb Maria P. am Vormittag des 22. Januar einer Freundin. Überraschend habe er sich gemeldet. Es war aus Sicht der Ermittler eine furchtbare Falle. Eren T. und dessen Kumpel Daniel M. stehen seit Donnerstag wegen Mordes vor Gericht.

Grausam, heimtückisch, aus niedrigen Beweggründen sollen sie gehandelt haben. Weil sie die Geburt des Kindes verhindern wollten, sind die Ermittler überzeugt. Ein Verbrechen, das wegen seiner Brutalität und Kaltblütigkeit bundesweit für Entsetzen sorgte. Maria P. wurde in einem Waldstück in Adlershof niedergestochen, mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt. Sie hat noch geatmet, als sie angezündet wurde, stellten Rechtsmediziner später fest.

Anwalt Roland Weber, der den Bruder der Getöteten als Nebenkläger vertritt, sagte am Rande des Prozesses, „es ist sehr, sehr schwer für die Angehörigen“. Die Familie habe sich zurückgezogen, nur der Bruder werde im Gerichtssaal die Verhandlung verfolgen. Wenn die Vorwürfe zutreffen sollten, sei das „eine völlig ungeheuerliche Tat“.

Geschlagen, in den Bauch gestochen und angezündet

Eren T. und Daniel M., beide inzwischen 20 Jahre alt, sitzen seit dem 23. Januar in Haft. Von einem gemeinschaftlichen Mord geht die Anklage aus. Einer der Verdächtigen habe zunächst mit einem Teleskopschlagstock auf das Opfer eingeprügelt. Dann hätten sie Maria P. festgehalten, ihr mit einem Messer in den Bauch gestochen. Während einer das Opfer weiter festhielt, habe der andere Benzin auf die Schwangere geschüttet und sie bei vollem Bewusstsein angezündet.

Es gibt viele Indizien, aber keine Geständnisse. Bei der Polizei haben sich die mutmaßlichen Täter gegenseitig belastet. M. sei am Tatabend mit Maria P. in einem Kleintransporter weggefahren, soll T. erklärt haben. M. habe zuvor wiederholt Andeutungen gemacht „wie es denn wäre, wenn sie tot sei“. Daniel M. ging wie Eren T. am Morgen nach der Tat zur Polizei und bezichtigte T. als Täter.

Sollte einer gescheiterten Beziehung ein grausames Ende gesetzt werden? Maria P., die als herzlich und eher zurückhaltend galt, und Eren T., der als unauffällig und von früheren Mitschülern als „Milchgesicht“ beschrieben wurde, kannten sich seit 2013. Sie lebte bei ihren Eltern in Hohenschönhausen, der junge Mann mit türkischem Pass bei seiner Familie in Neukölln.

Verdächtiger Eren T. wollte die Abtreibung seines Kindes

Die Teenager trennten und versöhnten sich mehrfach. Als Maria im Sommer 2014 von Eren T. schwanger wurde, soll sich die Situation zugespitzt haben. Sie wollte das Kind, Eren T., der ohne Beruf ist, soll zur Abtreibung gedrängt haben. Seine Familie soll ihn darin bestärkt haben. Aus Sorge, der Sohn könne nicht reif genug sein, Verantwortung für eine Familie zu tragen, so Ermittler.

Maria P. erwartete ein Mädchen. Im Januar informierte sie sich beim Jugendamt über Hilfsangebote. Eren T. wurde mit einem amtlichen Schreiben aufgefordert, die Vaterschaft anzuerkennen. Spätestens nach dem Lesen dieses Briefes soll er sich entschlossen haben, Maria zu töten. Gemeinsam mit Daniel M., der wesentlich kräftiger ist als er und mit Gesetzen bereits in Konflikt geraten war, so die Anklage. Es steht ein vermutlich schwieriger Indizienprozess bevor. Elf Verhandlungstage sind terminiert. (mit dpa)

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