zum Hauptinhalt
Christian (l) und Georg küssen sich beim Christopher Street Day am vor dem Rathaus in München.

© dpa

Ihr allererstes Mal: Die CSU beim CSD

Keine Partei stellt die traditionelle Familie so in den Vordergrund wie die CSU. Nun sind die Christsozialen mit eigenem Wagen beim CSD dabei.

Wenn am Samstag die bunten Wagen beim Christopher Street Day (CSD) durch München ziehen, dann wird es eine Premiere geben, die einer kleinen Revolution gleichkommt: Erstmals ist ein Wagen voller CSU-Mitglieder mit von der Partie bei diesem fröhlich-lärmenden Umzug von Schwulen und Lesben.

Die Sprüche der Christsozialen lauten: „CSU – anders als man denkt“ sowie „Bayern. Die Vielfalt“. Letzteres ist eine Anspielung auf den CSU-Slogan bei der letzten Landtagswahl, die Partei hatte damals „Bayern. Das Land“ getextet. „Das wird eine tolle Sache, wir freuen uns“, sagt Patrick Slapal, Politiker der Jungen Union und einer der Initiatoren. „Auf den Wagen passen gut 40 Leute.“ Für die Musik sorgt der in der Szene bekannte DJ Jörg von der Gay-Kneipe „Rendezvous“. Auch zwei Schauspielerinnen aus der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ sind dabei.

Es gibt ein schwules Netzwerk bei der CSU

Der 27-jährige Slapal engagiert sich im „Lesbisch-Schwulen Netzwerk der CSU“, kurz „LSU“. Das hört sich subversiv an in der konservativen Partei, die wie keine andere im Bundestag die traditionelle Familie als Lebensmodell bevorzugt. Und es ist auch ein Stück weit subversiv. Slapal hatte mit anderen Mitstreitern das Netzwerk Ende vergangenen Jahres ins Leben gerufen, mittlerweile sind 80 CSU-Mitglieder dabei, eine offizielle Arbeitsgemeinschaft ist es aber nicht. Die Aktivisten haben sich zum Ziel gesetzt, im neuen Parteiprogramm die völlige Gleichstellung von lesbisch-schwulen Partnerschaften mit der Ehe zu verankern. „Ein mühsamer Weg“, weiß Slapal. Auf Aversionen oder offene Widerstände ist er bisher nicht gestoßen, allerdings bleibt die Aussage von Alexander Dobrindt gut im Gedächtnis, dass Schwule eine „schrille Minderheit“ darstellten.

Schwul und konservativ: Für Slapal ist das kein Gegensatz. Schon mit 14 Jahren ist er in die CSU eingetreten, von seiner sexuellen Orientierung wusste er da noch nichts. Mit der CSU-Spitze war die Aktion nicht abgesprochen worden. Slapal möchte damit Druck machen für eine bessere Anerkennung seiner Positionen.
Die schwulen Christsozialen haben namhafte Unterstützer: Der Münchner Bürgermeister Josef Schmid läuft schon seit Jahren beim CSD mit. Und Kultusminister Ludwig Spaenle, zugleich Münchner CSU-Chef, war über die Planungen informiert – und legte keinen Widerspruch ein. Die Parteispitze gibt sich auch gelassen. Das sei „Angelegenheit des Bezirksverbands München“, sagt ein Sprecher des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer. „Wir haben keine Einwände, es ist nicht unser Bier.“

Dieser Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.

Folgen Sie dem Queerspiegel auf Twitter:

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false