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Imam Said Arif zeigte seinen homosexuellen Gästen die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde.

© Doris Spiekermann-Klaas

Islam und Homosexualität: Homosexuelle zu Gast in der Khadija-Moschee in Heinersdorf

Beim Treffen einer Gruppe schwul-lesbischer Führungskräfte und Vertretern der Ahmadiyya-Gemeinde kam es zu einer kontroversen Debatte. Danach folgten versöhnliche Töne beim gemeinsamen Essen.

Von Patricia Wolf

Homosexualität und Islam – ein hoch explosives Thema. Das wurde zuletzt deutlich durch den Fall eines schwulen Erziehers in einer Reinickendorfer Kita, der von muslimischen Eltern abgelehnt wurde. Sie drohten mit einer Unterschriftenaktion, am Ende haben sie ihre Kinder aus der Kita abgemeldet – die Kitaleitung stand zu ihrem Erzieher. Auch bei dem Treffen einer Gruppe schwul-lesbischer Führungskräfte und Vertretern der Ahmadiyya-Gemeinde, die jetzt in der Heinersdorfer Khadija-Moschee zum Austausch zusammengekommen war, gab es explosive Momente.

Nach einer Führung durch die Moschee, bei der Imam Said Arif seinen Besuchern die Besonderheiten der Moschee erklärte, zog sich die etwa 15-köpfige Gruppe in das Gemeindehaus zur Diskussion zurück. Es dauerte nicht lange, da waren alle mitten im Thema des Abends: Werden Homosexuelle in der Gesellschaft von allen respektiert – und wie sieht das bei den Muslimen aus? Einig waren sich fast alle darin, zu einer Minderheit zu gehören – als Schwule, Lesben oder Muslime. Doch das trennende Element trat schnell zutage: Als Imam Arif erklärt, dass seine Gemeinde Schwulsein – sie bezeichnen es als „gewisse Tendenzen“ – als Sünde ansieht. Folglich könne ein homosexueller Mensch nicht Gemeindemitglied werden.

Streit über Homosexualität

Gleichwohl bekräftigte Arif, dass jeder Mensch auch in seinem Anderssein respektiert würde, schließlich sei das Motto der Gemeinde: Liebe für Alle – Hass für keinen. Oft sei es mangelndes Wissen, das zum Unverständnis beiträgt. Im übrigen, so ein Diskutant, könne man als Schwuler auch nicht in Einrichtungen der katholischen Kirche arbeiten.

Ein Gemeindevertreter – die meisten von ihnen junge Studenten – fragte die Besucher, wie eigentlich Schwulsein entstehe, ob womöglich Enttäuschungen beim anderen Geschlecht eine Ursache seien. Da kochten die Emotionen hoch, es folgte ein Schlagabtausch über Naturgesetze und freie Willensentscheidungen.

Das Ziel ist es Intoleranz abzubauen

Doch beim gemeinsamen Abendessen gelang wieder eine Annäherung. Alle bekräftigten zum Abschluss, dass es nur durch einen Dialog gelingt, Wissen über den jeweils anderen zu vermitteln und nur bei gleichzeitigem Respekt ein konstruktives Miteinander möglich sei.

Initiiert wurde die Begegnung durch den Verein Leadership Berlin, der mit seiner Reihe „meet2respect“ die Dialogbereitschaft zwischen Gruppen fördern will, die sich auf den ersten Blick nicht als ziemlich beste Freunde verstehen. Erklärtes Ziel ist, Intoleranz abzubauen, Diskriminierung und Gewalt zu verhindern.

Die Vertreter der Ahmadiyya, die für sich beanspruchen, eine der fortschrittlichsten Glaubensrichtungen innerhalb des Islam zu sein, waren sofort aufgeschlossen gegenüber der Idee zu einem gemeinsamen Treffen. Dass die Gemeinde ausgesprochen dialogbereit ist, zeigte sich schon in der Vergangenheit.

Nach der Entscheidung für den Moscheeneubau, den ersten im Osten Berlins nach der Wende, hatte es zunächst massive Vorbehalte in der Nachbarschaft gegeben. Doch schon bald, nachdem die Moschee im Jahre 2008 eröffnet wurde, haben viele Angebote der Gemeinde wie Tage der Offenen Tür oder der gemeinsame Frühjahrsputz dazu beigetragen, Ressentiments abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu erhöhen. Auch beim gemeinsamen Essen – Liebe geht schließlich durch den Magen.

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