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Die bisherige Ministerin für Öffentliche Verwaltung, Ana Brnabic, wird neue Regierungschefin in Serbien.

© Darko Vojinovic/AP/dpa

Neue Premierministerin: Ana Brnabić wird Regierungschefin von Serbien

Serbiens Präsident Aleksandar Vučić hat Ana Brnabić zur neuen Premierministerin bestimmt. Die bisherige Ministerin für Öffentliche Verwaltung gehört keiner Partei an und lebt offen lesbisch.

Sie gehört keiner Partei an, ist offen lesbisch und die Auserwählte des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić: Als erste Frau wird die 41-jährige Ana Brnabić das Amt der Premierministerin übernehmen. Das gab Vučić am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt.

Bisher hat Brnabić als Ministerin für Öffentliche Verwaltung und Lokale Selbstverwaltung gearbeitet. Sie galt als Favoritin für den Premier-Posten, auf den sich auch noch Außenminister Ivica Dačić von den Sozialisten Hoffnungen gemacht hatte. Die noch nötige Zustimmung des Parlamentes für Brnabićs Wechsel gilt als sicher, weil Vučićs Fortschrittspartei über eine Mehrheit in der Volksvertretung verfügt. Er selbst hat kürzlich das Amt des Premiers geräumt und sich zum Präsidenten wählen lassen, wobei er rund 57 Prozent der Stimmen bekam.

Es ist ein ermutigendes Signal, wenn in einem traditionell homophoben Land wie Serbien eine offen lesbisch lebende Frau Premierministerin wird. Es ist auch gut, dass darüber gesondert berichtet wird.

schreibt NutzerIn Anwarziel

Wo es in Serbien lang geht, wird also weiterhin Vučić vorgeben, doch das Kabinett wird Ana Brnabić leiten. Diese Entscheidung ist sehr geschickt von Vučić, denn er präsentiert sich damit als moderner, liberaler Reformer, der zudem unabhängig von seiner Partei und vom kleineren Koalitionspartner, den Sozialisten, entscheiden kann. Die künftige Premierministerin, die in den USA und in England studiert hat, war eine erfolgreiche Geschäftsfrau, bevor sie im vergangenen August Ministerin wurde. Sie gilt als pragmatische Managerin mit Distanz zu parteipolitischen Seilschaften.

Studienabschluss in England

Das dürfte auch bei der Europäischen Union gut ankommen, deren Beitrittskandidat Serbien ist. Wie Vučić am Donnerstag betonte, liegen vor dem Land „viele Herausforderungen“ und „viele Probleme“. Deshalb will er seine Reformpolitik fortsetzen - die EU-freundliche Brnabić wird ihm dabei helfen.

Geboren und aufgewachsen in Belgrad studierte sie zunächst Verwaltung in den USA und machte später ihren Masterabschluss in Marketing an der englischen Hull Universität. Sie hat in diversen internationalen Firmen und Organisationen gearbeitet und kam 2002 zurück nach Serbien. Dort war sie unter anderem Direktorin des Windkraftunternehmens Continental Wind Serbia und Mitarbeiterin von US-amerikanischen Beratungsfirmen.

"Gay Icon" Serbiens 2016

Ana Brnabić spricht neben Englisch auch Russisch, was für die traditionell engen Beziehungen zu Russland sicher hilfreich sein wird. Dass sie offen lesbisch lebt, missfällt zwar der serbisch-orthodoxen Kirche, doch Vučić ist das einerlei. Er hatte schon bei Brnabics Ernennung zur Ministerin betont, dass es ihm nur auf ihre Arbeit ankomme.

In einer patriachalen, tendenziell homofeindlichen Gesellschaft wie der serbischen ist das ein wichtiges Signal. Noch 2010 kam es beim Belgrader Pride March zu schweren Ausschreitungen, immer wieder stand die Parade kurz davor, abgesagt zu werden. Massive Polizeiaufgebote sind die Regel. Doch scheint sich langsam etwas zu bessern. Im letzten Jahr ging die Route sogar durchs Stadtzentrum.

Ana Brnabić, die letztes Jahr zur „Gay Icon“ von Serbien gewählt wurde, hat stets betont, dass sie keine „lesbische Ministerin“ ist, wie ihre Kollegen ja auch keine „heterosexuellen Minister“ seien. Ob sie es will oder nicht, wird sie nun aber die erste lesbische Premierministerin eines Balkanstaates.

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