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In Bedrängnis. Diese Männer im Görlitzer Park wurden gerade von der Polizei überprüft.

© dpa

Update

Razzien im Görlitzer Park: Polizei findet 50 Drogentütchen

Mit Scheinwerfern und Hunden will die Polizei nun den Drogenhändlern den Görlitzer Park vermiesen. Am Mittwochabend überprüften die Beamten fast 150 Personen. Das Vorhaben des Bezirks, den Haschischverkauf in speziellen Läden am Park zu erlauben, lehnt die Sozialsenatsverwaltung strikt ab.

Rund 50 beschlagnahmte Drogentütchen, meist gefüllt mit Cannabis, 33 Ermittlungsverfahren, vor allem wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und gegen das Aufenthaltsgesetz, sowie zehn Festnahmen wegen Drogenhandels - das ist die Bilanz des Einsatzes von Mittwoch im Görlitzer Park. Rund 100 Polizeibeamte und eine Hundestaffel waren angerückt, um gegen das Drogengeschäft im Park vorzugehen. Die Beamten überprüften insgesamt 146 Personen und sprachen außerdem 65 Platzverweise aus.

Nachts tanzten die Touristen über den Hügel am ehemaligen Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park. Ansonsten war es ruhig - abgesehen von den vielen Polizisten, die mit ihren Hunden durch den Park zogen und nach Drogen suchten.

Schon nachmittags herrschte Ruhe im Park. Nur wenige Dealer standen am Mittwochnachmittag auf der nebligen Grünfläche in Kreuzberg, dafür war die Polizei präsent: Sowohl im Park als auch am Görlitzer Bahnhof standen Beamte und kontrollierten Verdächtige; einige tasteten sie ab, auf der Suche nach Drogen. Doch sie wurden kaum fündig: Viele Drogenhändler hatten sich in umliegende Seitenstraßen verzogen.

Nachdem am Wochenende die Gewalt ausgeufert ist und der Wirt einer Shisha-Bar gemeinsam mit einem Mitarbeiter zwei jugendliche Ghanaer niedergestochen hat, will Innensenator Frank Henkel (CDU) den Druck auf die Dealer erhöhen. Es sind viel mehr Polizisten als zuvor im Park und an den Bahnhöfen Schlesisches Tor und Görlitzer Bahnhof.

"Das hätte schon viel früher geschehen müssen"

„Wir sehen es positiv, dass endlich etwas zu passieren scheint“, sagt Silvia Brinkhus vom Berliner Landesbezirk der Gewerkschaft der Polizei, „das hätte schon viel früher geschehen müssen.“ Allerdings könne es keine Lösung sein, einfach nur mehr Polizei zum  Görlitzer Park zu beordern; „Wir brauchen insgesamt mehr Polizisten in Berlin, sonst fehlen die Beamten anderswo.“

Außerdem sei es „ein ganz klarer Fall“, dass die sogenannte „Freimenge an Drogen“ schleunigst gesenkt werden müsse. Darunter versteht man jene Mindestmenge, die man mit sich führen darf, ohne eine strafrechtliche Verfolgung fürchten zu müssen. Andernfalls bleibe der tägliche Frust für die Polizeibeamten, dass sie festgenommene Händler regelmäßig wieder laufen lassen müssen, weil diese nur die Mindestmenge bei sich führen. Größere Handelsmengen sind dagegen irgendwo zwischen Büschen im Boden versteckt, wo sie bei Bedarf rasch ausgegraben werden.

In der Senatssozialverwaltung hat man sich bislang noch keine abschließende Meinung zum Ruf nach geringeren Freimengen gebildet. Strikt lehnte eine Sprecherin von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) aber einen versuchsweisen legalen Verkauf von Haschisch in speziellen Läden ab. Solche Läden würde der Bezirk gerne am Görlitzer Park eröffnen, um die Schwarzhändler auszuschalten. Laut Sozialverwaltung fördern derartige Geschäfte hingegen „nur den Drogentourismus“.

Polizei auch nachts im Einsatz

Als es dunkel wird, fahren zwei Laster am Park vor, mit riesigen Scheinwerfern leuchtet die Polizei die Anlagen aus. Etwa 70 Beamte und eine Hundestaffel durchsuchen den Park nach Drogen. Am Dienstag hatten die Polizisten bei einer ähnlichen Aktion 89 Packungen mit jeweils um die 5 Gramm Rauschgift gefunden. Bis auf weiteres sollen die Durchsuchungen nun wiederholt werden, täglich zu jeweils anderen Uhrzeiten. Vor allem geht es wohl darum, den Händlern ihr Terrain zu vermiesen und genervte Anwohner zu beruhigen. Ein Polizeisprecher sagt:  „Wir leuchten alles so aus, dass heute niemand Lust hat, Drogen zu verkaufen.“

Direkt beim Verlassen des Parks, noch im Tor, fragt eine Stimme aus der Dunkelheit: "Hey, alles gut? Willst du Gras kaufen?"

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