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Rekonstruktion des Schinkel-Baus in Berlin: Auswärtiges Amt soll in Bauakademie einziehen

Die Schlossstiftung will auch die Bauakademie rekonstruieren. Der Bau von Karl Friedrich Schinkel am Kupfergraben in Mitte soll zeitgleich mit dem Humboldt-Forum 2019 fertiggestellt werden. Als zukünftiger Mieter ist das Auswärtige Amt im Gespräch.

Jahrzehntelang rangen Fördervereine, Architekten, Unternehmer und Bauindustrie vergeblich um die Wiederbelebung von Berlins baukultureller Preziose – nun rückt die Rekonstruktion von Karl Friedrich Schinkels Bauakademie in greifbare Nähe. Nach Tagesspiegel-Informationen liebäugelt das gegenüber gelegene Auswärtige Amt damit, einen Teil der Akademie zu mieten, um dort Internationale Stiftungen aus dem Umfeld des Amtes unterzubringen. Als Bauherr ist die Stiftung Humboldtforum im Gespräch, die das Schloss östlich der Akademie errichtet.

Der Chef der Stiftung Berliner Schloss Humboldtforum, Manfred Rettig, bestätigte auf Anfrage entsprechende Planspiele: „Wenn die Entscheidung so fällt, würden wir noch in diesem Jahr den Architekturwettbewerb ausloben.“ Und dann könnte alles sehr schnell gehen: Der Grundstein könne bereits in zwei Jahren gelegt werden. Fertiggestellt würde die Bauakademie zeitgleich mit dem Humboldt-Forum: im Jahr 2019. Der Zweck der Stiftung sei weit genug gefasst, um einerseits während der Bauphase Spenden einzutreiben, so wie es bereits gegenwärtig bei der Rekonstruktion des Schlosses geschieht, und andererseits die Bauakademie zu betreiben und zu vermieten.

Die Stiftung bringt zumindest gute Voraussetzungen mit: In Spandau betreibt sie die „Schlossbauhütte“, wo Bildhauer die Kartuschen, Figuren und Ornamente am Schlüterbau nachbilden. Dort könnten auch die Ornamente wiederhergestellt werden, die einst die Bauakademie zierten. Wenn das Schloss erst einmal steht, würde die Bauhütte geschlossen und der Schmuck müsste sehr viel teurer eigens eingekauft werden.

Die Finanzierung des Neubaus soll auf mehrere Schultern verteilt werden. Das Land Berlin könnte als „Zustiftung“ das Grundstück einbringen. Die Bauindustrie, die sich bereits vor einigen Jahren an der Rekonstruktion von Schinkels Meisterwerk beteiligen wollte, ist als zweiter Partner im Gespräch. Und auch Spenden für den Schmuck an der Fassade will Rettig einwerben – mit Hilfe der bestehenden Fördervereine zur Bauakademie. Der Bund als Nutzer würde das Projekt überwiegend finanzieren.

Die von 1832 bis 1836 errichtete Bauakademie war Anfang 1945 nach einem Bombenangriff ausgebrannt. Ein Versuch, sie in den 50er Jahren wiederaufzubauen, kam zum Erliegen, 1961/62 wurde der Schinkel-Bau abgerissen, um Platz zu schaffen für das Außenministerium der DDR.

Nach den gegenwärtigen Überlegungen soll die Bauakademie wie zu Zeiten von Schinkel für alle Berliner zugänglich sein: Im Erdgeschoss sind Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen vorgesehen, in den oberen Bereichen wäre Platz für die Büros der Stiftungen. Die 600 Quadratmeter große Wohnung im obersten Geschoss, die Schinkel für sich selbst reserviert hatte und dessen Witwe bis zu ihrem Lebensende bewohnen durfte, wird wohl nicht wieder entstehen.

Rekonstruktion galt als unwirtschaftlich

Ein Penthouse in der Bauakademie – solche Wünsche waren auch ein Grund dafür, dass private Investoren in den vergangenen Jahrzehnten nicht bei der Rekonstruktion der Bauakademie zum Zuge kamen. Zuletzt war die Verkaufsanstalt für landeseigene Grundstücke, der Liegenschaftsfonds, mit einer Ausschreibung des Grundstückes gescheitert. Investoren sollten die Bauakademie in ihrem Originalzustand rekonstruieren, drei Viertel der Fläche aber einem Architekturzentrum sowie dem Förderverein für die Bauakademie zu günstigen Konditionen überlassen. Mit nur einem Viertel vermietbarer Fläche galt das damals auf rund 45 Millionen Euro geschätzte Bauprojekt als unwirtschaftlich für die Interessenten.

Das Auswärtige Amt äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Planspielen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte auf Anfrage: „Die Bauakademie ist Sache des Landes Berlin.“ Hier gibt es jedenfalls eine Menge Hilfsbereitschaft. CDU-Fraktions-Vize Stefan Evers sagte: „Wir werden politisch alle dafür erforderliche Unterstützung leisten.“ Die CDU-Fraktion sei bereit, über eine Übertragung des Grundstücks an die Stiftung Berliner Schloss zu diskutieren.

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