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Luftbild des entgleisten Zuges.

© Reuters

Update

S-Bahn entgleist: Weiche stellte sich unter fahrendem Zug um

Ein Berliner S-Bahn-Zug der Linie S 25 ist zwischen den S-Bahnhöfen Tegel und Schulzendorf entgleist. Sechs Passagiere wurden leicht verletzt. Die Unglücksursache ist vermutlich eine Weiche, die sich unter dem fahrenden Zug umgestellt hatte. Auf der Strecke war in der Nacht zu Dienstag ein Blitz eingeschlagen.

Erneut hat es bei der Berliner S-Bahn einen schweren Unfall gegeben – und wieder hatte man Glück, weil nur sechs Menschen leicht verletzt wurden. Vermutlich wegen eines Weichenfehlers war ein Zug der S 25 am Dienstagmittag kurz nach dem Verlassen des Bahnhofs Tegel auf der Fahrt Richtung Hennigsdorf auf Höhe der Gorkistraße entgleist; mehrere Wagen waren in erhebliche Schieflage geraten.

Die Feuerwehr war mit rund 80 Mann und 35 Fahrzeugen im Einsatz. Der Bahnsprecher sprach von sechs Leichtverletzten, darunter dem Zugführer. 49 Passagiere seien unverletzt in Sicherheit gebracht worden, viele hätten unter leichtem Schock gestanden. Feuerwehrsprecher Rolf Erbe zeigte sich erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert sei. Die Einsatzkräfte seien auf noch mehr Verletzte eingestellt gewesen. Vorübergehend war auf einem Parkplatz eine Verletztensammelstelle eingerichtet worden.

Fotos des Unfalls:

Ein Schienenersatzverkehr ist zwischen Tegel und Hennigsdorf eingerichtet, teilt die S-Bahn auf ihrer Webseite mit. Viele Schaulustige versammelten sich am Nachmittag am Unglücksort. Passanten machten Fotos von der Gorkistraße aus.

Die Unfallstelle liegt im Norden Berlins.
Die Unfallstelle liegt im Norden Berlins.

© Tagesspiegel

Ob die Ursache auf einen menschlichen oder technischen Defekt zurückzuführen ist, steht bisher nicht fest. Die Strecke, an der der Unfall passierte, war in der Nacht zuvor nach einem Blitzeinschlag unterbrochen worden. Erst am Morgen hatte sich der Betrieb langsam normalisiert. Wenige Stunden später entgleiste der Zug an einer Weiche. Zug und Gleisbett wurden bei dem Unglück schwer beschädigt.

Nach Tagesspiegel-Informationen waren die Weichen und Signale wegen des Blitzeinschlags in diesem Abschnitt in Handarbeit und nicht automatisch gestellt worden. Die Bahn äußerte sich auf Anfrage nicht dazu.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die ersten Wagen des Zuges die Weiche bereits passiert, als diese wahrscheinlich umgesprungen ist und wieder auf Abzweigen stand. Die übrigen Wagen des Zuges wurden dadurch auf ein anderes Gleis geleitet, so dass der Zug vorübergehend auf zwei Gleisen fuhr – bis er komplett entgleiste.

Video: S-Bahn entgleist

Geprüft wird nun, ob die Weiche zuvor ordnungsgemäß gestellt worden war. Möglicherweise war sie nicht verriegelt, was nur erfolgt, wenn der Stellvorgang richtig abgeschlossen worden ist. Ist die Weiche nicht fest verankert, kann sie zurückspringen, wenn ein Zug darüberfährt. Dass sie aktiv während der Fahrt umgestellt worden ist, schließen Fachleute aus.

Sehen Sie hier ein weiteres Video vom Unglücksort:

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Auch ein technischer Defekt kann nicht ausgeschlossen werden. Fehler in den Schienen können meist nur bei Untersuchungen per Ultraschall ermittelt werden. Weichen sind im Bahnbetrieb Verschleißteile und müssen regelmäßig erneuert werden.

Die nach dem Mauerbau 1961 unterbrochene Verbindung von Tegel nach Hennigsdorf war Ende 1998 wieder in Betrieb gegangen. Der Aufbau erfolgte in vielen Bereichen provisorisch, weil später eine grundlegende Sanierung erfolgen sollte. Zum großen Teil ist sie inzwischen auch erfolgt. Ob dazu auch der Bereich der Unfallstelle gehört, war von der Bahn am Dienstag nicht zu erfahren.

Noch vor Abschluss der Untersuchungen, die noch monatelang dauern können, erklärte die Bundestagsabgeordnete der Linken, Sabine Leidig, unabhängig davon sei bereits jetzt festzustellen, dass die Deutsche Bahn und die S-Bahn nicht bereit seien, ausreichende Konsequenzen aus der S-Bahn-Krise zu ziehen.

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