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Die Bösebrücke zwischen Prenzlauer Berg und Wedding wird im kommenden Jahr fertig.

© Kitty Kleist-Heinrich

Sanierung in Berlin: 100 Straßenbrücken haben gravierende Schäden

Jetzt sollen sie saniert werden. Für die wichtige Rudolf-Wissel-Brücke wird sogar weltweit nach einer Lösung gesucht.

Mehr Personal ist da, mehr Geld auch. Jetzt kann – Schritt für Schritt – der riesige Instandhaltungsrückstand bei den Berliner Straßenbrücken und -tunneln abgebaut werden. Wie es der Landesrechnungshof seit Jahren fordert. In diesem Jahr gab und gibt es 19 Baustellen; im nächsten sind 23 vorgesehen. Der Etat ist nach Angaben von Bausenator Andreas Geisel (SPD) von 13 Millionen Euro im Jahr 2014 auf zuletzt 30,7 Millionen Euro gestiegen. 2017 sollen es 32 Millionen Euro bis 33 Millionen Euro sein. Auch der Bund hat sein Budget kräftig aufgestockt. Acht neue Stellen für festangestellte Mitarbeiter und drei befristete bringen Schwung in die Tiefbauabteilung, bei der die Zahl der Mitarbeiter nach Angaben von Staatssekretär Christian Gaebler in den vergangen Jahren von rund 600 auf etwa 250 gesunken ist.

So braucht man bei den ganz großen Projekten auch fremde Hilfe. Zum ersten Mal in Berlin sucht man weltweit für den Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke der Stadtautobahn A 100 in Charlottenburg die beste bauliche Lösung. Der Neubau ist zwar frühestens 2022 an der Reihe, doch die Planung muss jetzt beginnen, weil sie einen langen Vorlauf hat.

Die 930 Meter lange Brücke, die längste in Berlin, hat zwar getrennte Überbauten für die beiden Richtungsfahrbahnen, sie werden aber durch gemeinsame Pfeiler gestützt. Würde man nur einen Überbau abreißen und neu bauen und den Verkehr in dieser Zeit über den stehenbleibenden Brückenteil führen, müsste dieser aufwendig zusätzlich abgestützt werden. Deshalb kommt auch der Bau einer Behelfsbrücke infrage, um das alte Bauwerk auf einen Schlag ersetzen zu können. Oder eine neue Brücke entsteht auf einer neuen Trasse. Bei jeder Variante ist ein aufwendiges Genehmigungsverfahren nötig.

Nicht alle Konzepte stehen bereits fest

Eine weitere große Herausforderung ist die Erneuerung der A 111 zwischen dem Dreieck Charlottenburg und der Stadtgrenze, die 2019 beginnen soll. 34 Brücken und vier Tunnel müssen allein hier instandgesetzt oder neu gebaut werden. Die Planung hat die Fernstraßen -Planungsgesellschaft Deges des Bundes übernommen. Kompliziert wird die Verkehrsführung in der mehrjährigen Bauzeit. Das Konzept stehe noch nicht fest, sagte Lutz Adam, der Leiter des Tiefbaubereichs der Senatsbauverwaltung.

Konkreter werden auch die Pläne für das Autobahn-Dreieck Funkturm. Hier wird derzeit eine Machbarkeitsstudie bearbeitet. Sie soll klären, ob das Dreieck in seiner heutigen Art – mit vielen verkehrlichen Schwächen – erneuert wird oder ob man gleich auf einen großen Umbau setzt. Frühestens 2022 könnten nach derzeitigem Stand die Arbeiten beginnen. Zwei Jahre früher ist ein Neubau der Westendbrücke geplant, auf der die A 100 die Ringbahngleise überquert.

Früher, im nächsten Jahr, steht die „grundhafte Erneuerung des Pankower Autobahn-Zubringers A 114 mit zehn Brücken auf dem Programm.

Bereits im September starten die Arbeiten für den Neubau der Brücke am Zehlendorfer Kleeblatt über der Avus. Drei Jahre sind hier als Bauzeit vorgesehen. Anschließend will die Verwaltung den Abschnitt von der Spanischen Allee bis zur Landesgrenze instand setzen. Der vom Bund gewünschte Ausbau auf sechs Streifen werde dabei noch nicht umgesetzt, sagte Adam. Auch die Brücke werde in ihrer heutigen Form neu gebaut – mit zwei Fahr- und einem Standstreifen, der später in eine dritte Fahrspur umgewandelt werden könnte.

Das Brückenprogramm von Adenauerplatz bis Zimmermannstraße

In Berlin gibt es im Zuständigkeitsbereich des Landes 1.085 Brücken oder Tunnel. Sie sind durchschnittlich 45 Jahre alt. Ihr durchschnittlicher baulicher Zustand wird mit der Note 2,3 bewertet. Es gibt aber auch rund 100 Bauwerke mit gravierenden Schäden. Sie erfordern umfangreiche Arbeiten.

2016

Baumaßnahmen gab und gibt es in diesem Jahr bei diesen Anlagen:

Zimmermannstraßenbrücke ( fertig im September), Tunnel Adenauerplatz, Bösebrücke, Löffelbrücke, Industriebahntunnel Osthafen (wird verfüllt), Spreetunnel, Gerickesteg, Feuerbachstraßenbrücke (fertig), Joachim-Tiburtius-Brücke, Gensingerbrücke, Darßer Brücke, Fußgängerbrücke Prenzlauer Allee, Ebertbrücke, Monumentenbrücke (fertig), Teufelsbrücke, Stubenrauchbrücke, Viktoriabrücke, Brücke An der Wuhlheide, Heerstraßenbrücke. Hinzu kommen die Bauwerke Freybrücke (fertig Ende Oktober/Anfang November) und Lindenhofbrücke an Bundesstraßen.

2017

Pyramidenbrücke (Ersatzneubau), Tunnel Schlangenbader Straße, Südliche Rhinstraßenbrücke (Ersatzneubau mit neuem Zugang von der Straßenbahnhaltestelle zum Bahnsteig des S-Bahnhofs Friedrichsfelde Ost), Nordhafenbrücke, Roßstraßenbrücke, Schlossbrücke, Salvador-Allende-Brücke, Wuhletalbrücke, Fußgängersteg Fenngraben, östlicher Eichwerder Notsteg, Fußgängerbrücke über den Fasaneriegraben, Gustav-Heinemann-Brücke, Stützwand Friedrich-Krause-Ufer, Mühlendammbrücke, Brückenstraßenbrücke, Oberbaumbrücke (nur Asphalt- und Dichtungsarbeiten), Luisenbrücke, Volksparksteg, Schwanenwerderbrücke, Rodelbahnbrücke Köpenick, Passerelle ICC, Hoher Bogen, Potsdamer Brücke

Ab 2018

Neue Fahlenbergbrücke, Lange Brücke, Fußgängerbrücke Schmöckwitzwerder, Fußgängerbrücke Waldbacher Weg, Nördliche Rialtoringbrücke, Brücke am S-Bahnhof Wuhlheide, Löwenbrücke, Marzahner Knoten, Sellheimbrücke, Südliche Blumberger-Damm-Brücke, Bahnhofstraßenbrücke in Pankow.

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