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Arbeiter beseitigen den Schnee vom Vordach des Berliner Hauptbahnhofes.

© dpa

Berlin versinkt im Schnee: Die Bahn sieht schwarz

Alle Winter wieder gibt es Chaos auf den wichtigsten Strecken und Bahnhöfen. So wurde bereits am Morgen die S-Bahn-Linie S 45 teilweise eingestellt. Und am Hauptbahnhof musste sogar die Polizei schippen – auf Landeskosten.

Auf die Bahn ist Verlass: Nach dem Schneefall vom Wochenende brach der S-Bahn- Verkehr am Montag auf mehreren Strecken zeitweise zusammen. Und am Hauptbahnhof wurden am Mittag die Zufahrten vor beiden Haupteingängen gesperrt, weil Schnee und Eisbrocken abrutschten.

Gegen 11 Uhr spannten Polizisten Flatterband, Bahnmitarbeiter stellten Dutzende gelbe Warnschilder auf: „Vorsicht Dachlawine“. Gegen Mittag begannen mit Seilen gesicherte Arbeiter, riesige Schneebretter von den beiden großen Vordächern zu schippen. Deshalb wurde der nördliche Haupteingang zum wichtigsten Berliner Bahnhof auch für Fußgänger gesperrt. Reisende, die erst knapp vor Abfahrt ihres Zuges ankamen, fluchten laut und diskutierten mit den Beamten.

Einer der eingesetzten Polizisten berichtete, dass die Bahn schon im letzten Winter eine technische Lösung versprochen habe. Geschehen sei aber nichts. Zwar ist die Bundespolizei für Bahnhöfe zuständig, aber da der Schnee auf Berliner Straßenland falle, sei er ein Fall für die Berliner Polizei, berichtete der Beamte – „leider“. Bezahlen lassen könne man sich den Einsatz von der Bahn nicht, hieß es bei der Innenverwaltung. Taxifahrer sagten: „Das ist in jedem Schneewinter so.“ Da beide Zufahrten versperrt waren, mussten Taxis ihre Kunden im absoluten Halteverbot aufnehmen und absetzen – die Situation in den engen Straßen rund um den Bahnhof war chaotisch. „Weder die Bahn noch die Taxi-Innung kümmern sich um das Problem“, kritisierten mehrere Fahrer. Zum Glück habe noch niemand bemerkt, dass auch vom Bahnsteigdach Eisplatten abrutschen, sagte eine Taxifahrerin: „Dann wären auch die Straßen gesperrt, die unter dem Bahnhof durchführen.“ Tatsächlich rieselten auch dort kleine Eisklumpen auf die Fahrbahnen. Bei der Bahn hieß es, bauliche Veränderungen zur Lösung des Schneeproblems seien nicht absehbar.

Gemessen am Zustand der S-Bahn war der Vorfall am Hauptbahnhof harmlos. Schon am Morgen wurde die S 45 zwischen Südkreuz und Flughafen Schönefeld eingestellt, weil die Zahl der verfügbaren Doppelwagen um 15 auf 501 gesunken war. Andere Linien fuhren auf verkürzten Strecken – und gegen 10 Uhr standen sowohl auf dem Ring als auch auf den Ost-West-Strecken die meisten Räder still, nachdem in Neukölln ein Zug liegen geblieben und zwischen Ostkreuz und Lichtenberg eine Weiche durch Eis blockiert waren. Während die Weichenstörung erst nach einer Stunde behoben war, konnte der Zug nach etwa 20 Minuten von der Strecke geschoben werden. „Unsere Sorgenbaureihe 485 ist auch jetzt wieder sehr anfällig“, sagte ein Bahnsprecher. Nach früheren Wintereinbrüchen hatte sich die Situation meist erst bei Tauwetter deutlich gebessert.

Nachdem am Mittag auch in Teltow eine Weiche ausgefallen war und die S 25 durcheinanderbrachte, stabilisierte sich der Verkehr am Nachmittag halbwegs, aber kaum eine Linie fuhr nach Plan. „Früher hat man bei solchem Wetter das Auto stehen gelassen und die S-Bahn genommen“, hieß es beim Verkehrsverbund VBB. „Schade, dass es nun umgekehrt ist.“

Tatsächlich hielten sich die Winterprobleme jenseits der Bahn in Grenzen: Die Polizei berichtete von normalem Unfallgeschehen, bei der BVG steckten nur manche Busse im Stau, an den Flughäfen gab es meist kleinere Verspätungen, und bei der Feuerwehr hieß es, Einsätze wegen Dachlawinen seien eher die Ausnahme.

Die BSR hatte ihre Frühschicht von 5 auf 2 Uhr vorverlegt, um die Hauptstraßen zu räumen. Danach sollte das Nebennetz geschoben werden. Der Wetterdienst Meteogroup erwartet, dass zu dem vorhandenen Schnee – zwölf Zentimeter liegen im Norden Berlins, zehn im Süden, sieben in Potsdam – bis Dienstag „höchstens ein paar Krümel dazukommen“. Aber es bleibt bis zum Wochenende winterlich mit teils strengem Frost in den Nächten.

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