zum Hauptinhalt

Berlin: Schlangestehen fürs Legoland

Rund 10 000 Besucher sind nach Angaben der Betreiber zu Ostern in die neue Spielzeugwelt im Sony-Center gekommen. Zuvor warteten sie oft stundenlang

Von Sandra Dassler

Juri ist so tapfer. Fast zwei Stunden steht der Siebenjährige schon in der Schlange vor dem Legoland Discovery Center am Potsdamer Platz. Sein Vater, Ole Bergmann aus Berlin, hat geahnt, dass es lange dauern würde und seinen Sohn vorher gefragt: „Willst du wirklich rein?“ Juri hat genickt und nicht ein einziges Mal gemurrt.

Mit ihm stehen Hunderte an: Berliner, Münchner, Polen, Japaner, Amerikaner. Die aus 30 000 Duplo-Steinen zusammengesetzte Riesengiraffe vor dem Eingang schaut ungerührt auf die ungeduldigen Kinder. Manchmal kommt Charlie Chaplin vorbei und verteilt zum Trost Schlüsselanhänger. Manchmal bringt Lego-Frau Magdalena Prospekte und weist so ab 15 Uhr dezent darauf hin, dass das Berliner Legoland nur bis 19 Uhr geöffnet hat. Und dass es von der Giraffe aus noch zwei Stunden bis zum Eingang dauert. Und dass die Kassen um 17 Uhr schließen.

Mehr als zehntausend Menschen seien allein von Karfreitag bis Ostermontag in die bunte Spielewelt gekommen, sagt Managerin Ulla Moell: „Natürlich könnten wir zwei Kassen statt einer öffnen, um die langen Wartezeiten zu verkürzen, aber dann drängen sich drinnen einfach zu viele Leute. Mehr als fünf-, sechshundert sollten es nicht sein.“

Juri ist jetzt endlich drin. 39 Euro hat Ole Bergmann für sich, seinen Sohn und seine Freundin bezahlt. Und schon wieder heißt es warten. „Nur ein paar Minuten“, sagt eine freundliche Dame, die ein wenig an einen bunten Clown erinnert. „Ihr werdet zuerst einen kleinen Film sehen und danach zeigt euch meine Kollegin, wie Legosteine hergestellt werden. Jetzt sind es nur noch zehn Sekunden – wir zählen alle mit. Zehn, neun, acht . . .“. Die Kinder machen mit. „Sehr amerikanisch hier“, sagt Juris Vater.

Im Film rettet ein Legomännchen eine Legofabrik. Das ist sicher ebenso interessant wie der anschließend präsentierte Werdegang des berühmtesten Bausteins der Welt, aber Juri und viele andere Kinder wollen nach dem langen Warten lieber selbst Hand anlegen.

Das können sie dann endlich in der bunten Spielzeugwelt, die gar nicht so groß ist, wie man erwartet. Im Duplo-Land für die Kleinen und im Bau- und Testcenter wimmeln Hunderte Kinder durcheinander. Sie lassen ihrer Phantasie freien Lauf, bauen Türme und Fahrzeuge, bewegen Eisenbahnen und Autos. Es ist laut und heiß. An einem Tisch etwas abseits sitzen zwei Familien, die nach dem langen Warten draußen erst einmal etwas essen müssen.

Die Eltern des vierjährigen Nick haben das bereits beim Anstehen erledigt. „Wir haben uns abgewechselt, damit es dem Kleinen nicht sp langweilig wird“, sagt der Vater. „Drei Stunden waren wir hier. Auch wenn das Eintrittsgeld happig ist, hat es sich gelohnt. Nick war vom Plüsch-Hai begeistert. Ein zweites Mal kommen wir aber so schnell nicht. Es ist ja letztlich nichts weiter als ein großer Indoor-Spielplatz.“

So wirbt das Discovery-Center auch: „Europas erstes Legoland indoor“ – die überdachte Variante vom ursprünglichen Legoland, das 1968 im dänischen Billund eröffnet wurde und von seinen Nachfolgern im englischen Windsor, in Kalifornien und im deutschen Günzburg. Im Mittelpunkt soll das interaktive Spielen der Kinder stehen. Aber ganz ohne Attraktionen kommt man offenbar nicht aus.

Ein Elternpaar aus Kroatien bemängelt, dass für die größeren Kinder zu wenig geboten werde. „In die Drachenburg darf man nur einmal rein“, sagt die 11-jährige Luisa traurig. In der Drachenburg können die Kinder in einem Wagen durch eine mittelalterliche Modellburg fahren. Es gibt auch eine Reise durch den Dschungel, ein 4D-Kino, ein Miniland mit Berliner Bauten und eine Galerie der Stars mit Michael Ballack aus Klötzchen gemacht.

Die meisten Kinder verlassen das Legoland nach zwei, drei Stunden erschöpft, aber glücklich. Besonders wenn ihre Eltern am Ende noch einmal in die Taschen greifen. Der einzige Weg aus der bunten Plastikwelt heraus führt nämlich – natürlich – durch den Lego-Shop. Nicht nur die Japaner kaufen hier wie verrückt. Die Verkäuferinnen schwitzen. Spongebob sei der Renner, sagen sie. Spongebob und Star Wars.

Legoland im Sony Center ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Kinder zahlen 11 Euro, Erwachsene 14,50 Euro Eintritt.

Zur Startseite