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Monika Grütters brachte ihren neuen Generalsekretär, Stefan Evers, nicht durch den ersten Wahlgang.

© imago/IPON

Update

Schlappe für CDU-Generalsekretär in Berlin: Evers: "Habe nur kurz ans Aufgeben gedacht"

Nach einem desaströsen Wahlergebnis will Stefan Evers sein Amt als Generalsekretär trotzdem antreten. CDU-Landesvorsitzende Grütters zeigt sich enttäuscht von ihrer Partei.

Der Start ist misslungen – aber die neue CDU-Landesvorsitzende Monika Grütters und ihr ebenso neuer Generalsekretär Stefan Evers sind überzeugt, dass sie ihr Ziel erreichen und die Partei aus dem Tief nach der verloren gegangenen Wahl zum Abgeordnetenhaus herausholen können. Grütters war am Freitagabend, wie berichtet, von 78,4 Prozent der Delegierten auf einem Kleinen Parteitag gewählt worden. Evers war im ersten Wahlgang sogar durchgefallen und erhielt in der zweiten Runde nur eine knappe Mehrheit. Ans Aufgeben habe er aber nur kurz gedacht, sagte Evers am Sonntag dem Tagesspiegel. Er werde das Amt antreten.

Das Ergebnis habe sie überrascht, sagte Grütters im Inforadio des RBB. Es sei enttäuschend, dass es vorher keine Hinweise aus der Partei gegeben habe, Evers nicht wählen zu wollen. Dazu hätte man drei Wochen Zeit gehabt. Grütters hatte sich Evers als Generalsekretär ausgesucht und sich für viele überraschend gegen den bisherigen Amtsinhaber Kai Wegner aus Spandau entschieden.

Grütters: Einige Parteimitglieder hätten "Wunden geleckt"

Das für ihn schlechte Wahlergebnis führt Evers auf eine tiefe Verunsicherung in der Partei nach der Wahlniederlage im September zurück. Die CDU hatte unter Führung von Frank Henkel bei der Abgeordnetenhauswahl nur 17,6 Prozent der Stimmen erhalten – bisher das schlechteste Ergebnis. Zudem seien kurz vor den Nominierungen der Kandidaten für die Bundestagswahl die Nerven bei den Mitgliedern angespannt.

Auch Grütters sagte, einige Parteimitglieder hätten „Wunden geleckt“, weil sie es nicht mehr ins Abgeordnetenhaus geschafft hätten und sich nun beruflich neu orientieren müssten. Über ihr eigenes Ergebnis freue sie sich, sagte Grütters weiter. Allerdings erhielt sie weniger Ja-Stimmen als seinerzeit ihr Vorgänger Frank Henkel. Dieser war bei seiner ersten Wahl 2008 auf 86,7 Prozent gekommen. Für Grütters stimmten jetzt 58 der 74 Delegierten. Das entspricht 78,4 Prozent.

Ein bisschen besser wird das Ergebnis durch die Rechenweise der CDU, bei der die Enthaltungen nicht einfließen: So kommt man auf 81,7 Prozent für Grütters. 2008 war die Partei allerdings auch heillos zerstritten, und Henkel galt als Hoffnungsträger, der die Partei einen könnte, was ihm in den folgenden Jahren auch gelang. Bis er für das Wahldesaster die Verantwortung übernehmen musste.

Evers gilt als enger Verbündeter von Grütters

Intern heißt es bei der CDU, dass auch Mitglieder, die Evers nicht unterstützt haben, von der hohen Zahl der Gegner überrascht worden seien. Auf einem ordentlichen Parteitag wäre das Ergebnis zugunsten von Evers wohl anders ausgefallen. Der sogenannte „Kleine Parteitag“ setzt sich vor allem aus Funktionären der Partei und ihrer Vereinigungen zusammen. Er gilt nicht als repräsentativ für die Mitgliedschaft und wird deshalb auch kaum jemals einberufen – außer wenn Spitzenpositionen vorzeitig neu zu wählen sind.

Stefan Evers auf dem Landesparteitag bei seiner Bewerbungsrede. Er wurde erst im zweiten Wahlgang gewählt, und dann auch nur knapp.
Stefan Evers auf dem Landesparteitag bei seiner Bewerbungsrede. Er wurde erst im zweiten Wahlgang gewählt, und dann auch nur knapp.

© Klaus-Dietmar Gabbert / dpa

Mit der „Abstrafung“ von Evers hätten einige Delegierte aber auch Grütters treffen wollen, sagen Mitglieder. Evers gilt als sehr enger Verbündeter der neuen Landesvorsitzenden, die sich damit eine Hausmacht sichern wolle, die sie bisher in der Partei nicht habe, heißt es.

Der 37-jährige Evers war 2011 ins Abgeordnetenhaus gewählt worden. Dort wurde er gleich Fraktionsvize und stadtentwicklungspolitischer Sprecher. Von 2012 bis 2016 war er außerdem für die CDU Sprecher im BER-Untersuchungsausschuss. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des mächtigen Kreisverbandes Charlottenburg-Wilmersdorf. Kritiker von Grütters hätten es vorgezogen, einen Generalsekretär zu installieren, der weniger gut in der Partei vernetzt ist als Evers – und damit die Position von Grütters auch nicht stärkt, heißt es.

Gegner in der Partei, so ist zu hören, habe Evers auch, weil er offen zu seiner Homosexualität steht. Er sei „glücklich verpartnert“, schreibt er auf seiner Internetseite. Er hatte sich auch für die „Ehe für Alle“ eingesetzt, die von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt worden war. Dies habe jetzt keine Rolle gespielt, sagte Evers. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Grütters, die klare Ziele formuliert habe. Er werde seine neue Aufgabe als Generalsekretär, der unter anderem die Bundestagswahl vorbereitet, „mit Leidenschaft ausfüllen“. (mit dpa)

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