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Mediaspree: Schwere See an der Spree

Zwei benachbarte Grundstücke zwischen Michaelkirch- und Köpenicker Straße werden versteigert - und bringen die Eigentumsverhältnisse im Mediaspree-Gebiet durcheinander.

Eine Auktion und eine Zwangsversteigerung von zwei benachbarten Wassergrundstücken in Mitte wirbeln die Eigentumsverhältnisse im Planungsgebiet Mediaspree durcheinander. Das Bauland mit der Postanschrift Köpenicker Straße 50–52 wird im Rahmen einer regulären Auktion auf Wunsch des Verkäufers angeboten – und zwar bereits an diesem Freitag. Dagegen wird für die angrenzende Wasserlage Michaelkirchstraße 22–23 auf Druck der Gläubiger ein neuer Eigentümer gesucht: bei einer Zwangsversteigerung am 2. September im Gerichtsgebäude Mitte.

Die Seifenfabrik, wie das Grundstück an der Köpenicker auch genannt wird, gehört einer Tochtergesellschaft des Bundes. Bemühungen der Baugruppe „Zusammenarbeiter“, das Grundstück in Erbpacht zu übernehmen, um dort ein Wohnhaus zu bauen, scheiterten an den Preisforderungen des Bundes. Nun ruft die Initiative „Mediaspree entern“ vor dem Auktionshaus zu einer „Kundgebung gegen die Seifenfabrik-Privatisierung“ auf.

Auktionator Thomas Engel von den Deutschen Grundstücksauktionen sagt, die Flächen seien bis 1990 als Warenlager für Seife und Waschmittel genutzt worden. Ein Gutachten schätze die Kosten für die Beseitigung der Altlasten auf rund 250 000 Euro. Gemessen an der späteren Bausumme und dem Kaufpreis für die 1700 Quadratmeter große Wasserlage ist das eher zu vernachlässigen: Für weniger als 2,5 Millionen Euro will die bundeseigene „Gesellschaft für Entwicklung und Sanierung von Altstandorten“ ihr Bauland nicht abgeben.

Unter dem Druck der Schuldner muss dagegen der benachbarte Eigentümer sein Baugrundstück am Wasser abgeben: Dessen Gläubiger betreiben die Zwangsversteigerung des fast 7200 Quadratmeter großen Areals. Auch das liegt unmittelbar an der Spree, und die Brache war von der Wagenburg „Schwarzer Kanal“ genutzt worden. Die Wagen sind inzwischen auf ein Ersatzgrundstück nach Treptow weitergezogen. Auf 8,6 Millionen Euro hat das Amtsgericht das Grundstück an der Michaelkirchstraße taxiert. Doch die zwei ersten Versuche scheiterten, das Bauland zu versteigern. Jetzt schlägt vielleicht die Stunde der Schnäppchenjäger: Denn beim nächsten Termin kann der Hammer auch für weniger als die Hälfte des Verkehrwertes fallen. Im September ist es so weit.

Danach könnte alles sehr schnell gehen. Denn für das Grundstück hatte der Bezirk bereits einen Vorbescheid für den Bau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage und Läden im Erdgeschoss erlassen. Die neuen Besitzer des Baulandes werden aber auch hier keinen direkten Zugang zum Wasser haben – eine Uferstraße ist geplant.

Und das könnte neuen Streit geben: Denn anders als im Nachbarbezirk haben nicht Fußgänger oder Fahrräder Vorfahrt an diesem Ufer – sondern Autos. „Das wurde zu wenig diskutiert, weil sich alles auf Friedrichshain-Kreuzberg konzentriert“, sagt Carsten Joost von der Bürgerinitiative „Mediaspree Versenken“. Deren erfolgreicher Bürgerentscheid für Fußgängerwege am Ufer betraf nur den Nachbarbezirk. Ralf Schönball

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