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Protest: Vor der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm in Neukölln wurde demonstriert.

© Mike Wolff

Sehitlik-Moschee in Neukölln: Gemeinde setzt Zeichen gegen nigerianische Islamisten

Die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm in Neukölln setzt sich gegen Islamisten ein. Vor der Moschee demonstrierten etwa 50 Gemeindemitglieder gegen die nigerianische "Boko Haram", die über 200 Mädchen in ihrer Gewalt hat.

Vor der Neuköllner Sehitlik-Moschee am Columbiadamm ist es still. Einige junge Frauen mit Kopftuch und ein paar Journalisten warten auf die Demonstration am Abend, die etwas verspätet beginnt. Die Moschee hat geladen, gegen die nigerianischen Islamisten von „Boko Haram“ zu protestieren, die über 200 Mädchen in ihrer Gewalt haben.

Sie wisse nicht, worum es hier geht, gesteht eine 17-Jährige, die gerade mit anderen Jugendlichen aus der Moschee kommt. Heute haben sie wieder muslimischen Unterricht, zu dem die 19-jährige Enise und ihre beiden Freundinnen zu spät gekommen sind. „Protest? Welcher Protest?“, fragt Enise verschämt lächelnd.

Ihr Unterricht steht heute unter dem Thema Bildung – eine Herzensangelegenheit der Moschee, die regelmäßig Infoabende und sogar eine Ausbildungsmesse veranstaltet. Und ein passender Anlass, um sich gegen die Sekte „Boko Haram“ – was etwa „verbotene Bildung“ bedeutet – auszusprechen.

Ender Çetin, Geschäftsführer der Moschee, hat den Unterricht verschoben, schiebt die Tische zur Seite, damit alle der mittlerweile gut 50 Menschen aufs Foto passen. Er versucht vergeblich ein paar ältere Männer für das Bild zu gewinnen, mit dem sie „gerade als Muslime ein Zeichen setzen wollen“. Die Gruppe rückt zusammen. „Nicht lachen, das ist ein ernstes Thema“, sagt Çetin bestimmt. Zwei junge Muslimas schauen grinsend auf ihre Handy-Displays.

Andere halten Schilder nach oben, auf denen der inzwischen weltbekannte Satz „Bring back our girls“ oder ein doppelt unterstrichenes „Nigeria“ stehen. Drei Pakistaner von der Flüchtlingsorganisation „Refugee Struggle for Freedom“ haben sich auch eingereiht. „Wo auch immer Menschenrechte verletzt werden, müssen wir unsere Stimme erheben“, sagt Sibtain Naqui. Der Islam mache keinen Unterschied zwischen Glaubensrichtungen, sagt er und blickt auf seine beiden Freunde – der eine Sunnit, der andere Schiit.

„Wir stehen hier für die Freiheit der Mädchen und für alle Menschen, die weltweit verschleppt werden!“, ruft Çetins Frau Pinar. Außerdem sei im Islam die Bildung von der Wiege bis zum Grab Pflicht – „für Mann und Frau!“

Vinzenz Greiner

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