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 „Ich habe Frau Kolat nicht beleidigt, sondern sie als Senatorin für Frauen und Gleichstellung bezeichnet.“, sagt Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz.

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Sexismus-Vorwürfe: Berliner Zoo-Chef Blaszkiewitz soll Senatorin Kolat beleidigt haben

Wieder einmal gibt es eine Kontroverse um Aussagen von Zoo-Chef Blaszkiewitz: Diesmal soll er eine seiner Kritikerinnen, Frauensenatorin Dilek Kolat, bei einer Veranstaltung des Zoos beleidigt haben. Blaszkiewitz bestreitet die Äußerungen.

Von Sandra Dassler

Bernhard Blaszkiewitz ist sauer. „Das ist alles Teil einer Kampagne“, sagte Berlins Zoodirektor am Sonnabend auf Nachfrage. „Ich habe Frau Kolat nicht beleidigt, sondern sie als Senatorin für Frauen und Gleichstellung bezeichnet.“ Doch einige der etwa 80 Zuhörer, die am vergangenen Dienstag auf der traditionellen Veranstaltung des Fördervereins für Zoo und Tierpark waren, haben offenbar etwas anderes gehört. „Herr Blaszkiewitz hielt einen Vortrag, sprach auch über eine Veranstaltung mit Mario Czaja und Dilek Kolat“, sagte ein Zuhörer: „Er zeigte ein Foto mit beiden und bezeichnete Czaja als Gesundheitssenator und Kolat als Senatorin für Frauen und Karneval.“

Karneval? Das erinnert an eine Szene im Loriot-Film Ödipussi“, in der es um die Integration der Begriffe „Frau“ und „Umwelt“ in den Karneval geht. Die Leute im Saal seien aber einfach nur peinlich berührt gewesen, sagte der Zuhörer, der seinen Namen nicht nennen möchte: „Das war die typische flapsige Art von Herrn Blaszkiewitz, der damit einer Kritikerin eins auswischen wollte.“

Tatsächlich hatte die Frauensenatorin den Zoochef zu Jahresbeginn heftig angegriffen, weil er in der Anrede beziehungsweise Bezeichnung von Mitarbeiterinnen in einer Aktennotiz die Ziffern „0,1“ gewählt hatte. Diese Bezeichnung bedeutet in der Tierwelt „ein Weibchen“ – und wurde daher als frauenfeindlich kritisiert. Im Tagesspiegel-Interview hatte Kolat gesagt, sie finde, dass sich Herr Blaszkiewitz damit disqualifiziert habe: „Von Führungskräften erwarte ich, dass sie konsequent gegen Diskriminierungen in ihren Unternehmen vorgehen und sie nicht auch noch selbst praktizieren.“

Der Zoodirektor weist das auch heute noch zurück. „Ich würde schon deshalb niemanden diskriminieren, weil ich als Kind selbst aufgrund meines Körpergewichts diskriminiert wurde“, sagt er. „Ich habe Frau Kolat nicht beleidigt, das ist gelogen. Da haben einige Leute wohl gehofft, dass ich nach meinem Sturz im Januar nicht so schnell wiederkomme, und jetzt versuchen sie es auf andere Art.“ Im Zoo wie im Tierpark gebe es inzwischen auf Beschluss des Aufsichtsrats eine Gleichstellungsbeauftragte.

Dilek Kolat wollte die angebliche Äußerung von Blaszkiewitz nicht weiter kommentieren, Zoo-Expertin Claudia Hämmerling (Grüne) forderte den Aufsichtsrat auf, bei der Sitzung Ende April den Vertrag mit Blaszkiewitz nicht zu verlängern.

„Eine solche Entscheidung wird es nicht geben, weil eine Vertragsverlängerung am 24. April nicht auf der Tagesordnung steht“, sagte der Vorsitzende des Zoo-Aufsichtsrats Frank Bruckmann: „Das ist nicht notwendig, weil sein Vertrag bis 2014 hineinreicht.“ Bruckner lobte, dass der Zoochef nach seinem Sturz schnell wieder zur Arbeit kam. „Andere hätten das vielleicht anders gemacht.“ Dem Beleidigungsvorwurf will Bruckner aber nachgehen. Nach Tagesspiegel-Informationen sind zumindest zwei Zuhörer bereit, an Eides statt zu erklären, dass der Zoochef Dilek Kolat als Senatorin für Karneval bezeichnet hat. Sandra Dassler

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