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Cool am Pool. Martin Minkwitz beruhigt die hitzigen Gemüter im Sommerbad Neukölln.

© Marie Rövekamp

Sommerbäder in Berlin: Bademeister sind oftmals auch Streitschlichter

Im Notfall sind Bademeister Lebensretter, im Normalfall sind sie aber Streitschlichter und Richter. Zwei Berliner Schwimmmeister erzählen, was dieser Beruf mit sich bringt und wie sie hitzige Gemüter beruhigen.

Andreas Scholz sitzt oben auf dem Bademeisterturm im Kreuzberger Prinzenbad und blickt auf das Schwimmbecken unter sich. Geplanscht wird am ersten Montagmorgen nach den Ferien noch nicht. Im Gegenteil: Ganz ruhig und regelmäßig ziehen die Menschen ihre Bahnen. Dass der Alltag als Bademeister nicht immer so entspannt ist, zeigte sich am Wochenende zuvor: Da randalierten Jugendliche im Sommerbad Pankow. 60 Polizisten waren im Einsatz, um die Krawallmacher zu verdrängen und das Bad zu räumen. Die umstrittene Konsequenz: Nur Familien durften am Wochenende hier baden.

Bademeister als Mediator

Der braun gebrannte Schwimmmeister vom Prinzenbad, der seine weißen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat, hat einen derartigen Vorfall noch nicht miterlebt. „Die meisten unserer Gäste sind sehr angenehm, aber natürlich gibt es hin und wieder Problemfälle“, sagt Scholz. Seit zwei Jahren arbeitet er im Kreuzberger Kultbad und hat direkt zu Anfang ein Deeskalationsseminar besucht. Dort hat der durchtrainierte Mann theoretisch gelernt, wie sich ein Konflikt nach und nach zuspitzt, und praktisch, wie er sich notfalls verteidigen kann.

Warum die Trillerpfeife allein nicht mehr ausreicht, erklärte Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe in einem Interview mit dem Tagesspiegel so: „Sie müssen ja Mediator, Psychologe, Streitschlichter und Richter in einem sein.“ Von einem Eintrittsverbot für bestimmte Gäste hält Scholz allerdings nichts. „Die Besucher sollen sich hier benehmen und Spaß haben.“

Kühler Kopf bei der Streitschlichtung

So denkt auch Martin Minkwitz, der früher ebenfalls im Prinzenbad gearbeitet hat und nun Badebetriebsleiter in Neukölln ist. „Streitereien haben wir hier jeden Tag, bisher konnten wir alles ohne Polizeieinsatz auf dem Gelände regeln“, sagt Minkwitz und lobt zunächst das Projekt „Bleib cool am Pool“, bei dem Jugendliche am Columbiadamm seit drei Jahren zu Konfliktlotsen am Beckenrand ausgebildet werden.

Ob er denn aber auch schon einen Kurs zur Streitschlichtung besucht hat? Aber sicher. Freiwillig sogar. Dort habe er gelernt, wie er auf hitzige Gemüter zugeht, freundlich, aber selbstbewusst auftritt - und sich vor allem nicht provozieren lässt. „Das ist ganz wichtig, damit die Situation nicht eskaliert“, erklärt er und spricht ein paar kurze, bestimmte Anweisungen in sein Funkgerät. So, als sei jedes Widerwort zwecklos. Auf diese Art passt er nun schon seit 28 Jahren auf Nichtschwimmer und Schwimmer auf. Und bislang ging das auch immer gut.

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