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Der Maserati ist weiterhin wird weiterhin von der Treberhilfe als Dienstwagen genutzt – ohne Fahrtenbuch.

© dpa

Dienstwagen: Sozialmaserati läuft weiter auf Treberhilfe-Kosten

Der Dienstwagen der Treberhilfe wurde erneut in Potsdam von der Polizei gestoppt – ohne Fahrtenbuch. Der Aufsichtsrat legt ein Gutachten vor.

Der Maserati Quattroporte mit dem Kennzeichen „B-TH 712“, Ex-Dienstfahrzeug von Treberhilfe-Gesellschafter Harald Ehlert, wurde vor wenigen Tagen erneut in Potsdam von der Polizei gestoppt. Dabei sollte der Sportwagen angeblich schon Ende Februar verkauft werden. Wer am Steuer saß und warum er angehalten wurde, war nicht zu erfahren. Sicher ist aber, dass nun ein Bußgeldverfahren fällig wird, weil das Auto ohne Fahrtenbuch unterwegs war. Dieses Fahrtenbuch war der Treberhilfe auferlegt worden, nachdem der Maserati in Mecklenburg-Vorpommern geblitzt worden war. Eine Klage gegen die Auflage hatte Ehlert am Tag vor dem Verhandlungstermin zurückgezogen und das damit begründet, dass der Wagen verkauft werden solle.

Nach Tagesspiegel-Informationen ist der Wagen noch immer auf die Treberhilfe zugelassen und wurde wiederholt auf Potsdams Straßen gesichtet. Gewöhnlich wird ein zum Verkauf stehendes Auto beim Händler abgestellt und sofort abgemeldet, um die laufenden Kosten wie Steuer und Versicherung zu vermeiden. Treberhilfe-Aufsichtsratschef Carsten Krueger erklärte am Mittwoch erneut: „Der Wagen steht zum Verkauf.“ Doch nach Angaben eines Insiders hat die Treberhilfe nicht nur ihren Maserati gerettet: Auch der übrige, vor allem aus BMW-Geländewagen bestehende Luxusfuhrpark sei noch komplett vorhanden.

Dennoch wird die Treberhilfe ihrem Aufsichtsrat zufolge nicht ihren Status als gemeinnützige Gesellschaft verlieren und weiter steuerfrei wirtschaften können. Ein Gutachten der Wirtschaftsprüfer Verhülsdonk habe dies bestätigt. Dies sagte Krueger am Mittwoch und betonte, dass die „Maserati-Affäre“ bisher keinen Einfluss auf die guten Geschäfte der Treberhilfe gehabt habe.

Die Wirtschaftsprüfer hatten wegen der Entlohnung von Firmengründer Harald Ehlert die Frage der Gemeinnützigkeit geprüft: Dieser verfügte über zwei luxuriöse Dienstwagen, ein hohes Gehalt, eine günstige Mietwohnung in der Villa der Treberhilfe in Caputh, wo zwei Haushälterinnen, ein Gärtner und Chauffeur zu Diensten standen. „Bei der Bewertung der Einkünfte ist zu berücksichtigen, dass Herr Ehlert über 20 Jahre hinweg die Treberhilfe aufgebaut hat“, sagte der neu ins Gremium aufgenommene Aufsichtsrat Frank Biskup. Der frühere Verwaltungsbeamte sagte, Christian Jäger habe ihn geworben. Jäger sitzt in dem Kontrollgremium und begleitet seit Jahren die Arbeit des Treberhilfe-Managers Harald Ehlert wohlwollend.

Der personell verstärkte Aufsichtsrat geht auch auf Konfrontation zum Dachverband Diakonie Berlin-Brandenburg. Biskup sagte: „Dadurch, dass die Gemeinnützigkeit infrage gestellt und von einer drohenden Insolvenz gesprochen wurde, ist ein Auftrag nicht zustande gekommen.“ Wegen dieses Vorgangs müsse man „juristische Schritte prüfen“. Die Diakonie und der vom Dachverband eingesetzte Geschäftsführer Jens Fischer hatten Ehlerts Geschäftsgebaren und die umstrittene Finanzierung der Projekte der Treberhilfe kritisiert.

Auch der Ausschluss des Treberhilfe-Vereins aus dem Paritätischen Wohlfahrtsverband ist den Aufsichtsräten zufolge nicht wirksam. Im Moment sei man noch Mitglied des Dachverbands. Beim „Paritätischen“ hieß es, die Treberhilfe sei am 11. März ausgeschlossen worden. Anwälte der Treberhilfe hätten aber gegen den Ausschluss Einspruch eingelegt.

Laut Treberhilfe-Aufsichtsrat wurden im Jahr 2009 rund 3600 Menschen betreut. Dass die Erfolgsgeschichte nach der Maserati-Affäre anhalten wird, ist aber zweifelhaft. Senat und Bezirksstadträte für Soziales und Jugend hatten bereits vor Wochen Möglichkeiten erörtert, wie neue Strukturen bei der Treberhilfe durchzusetzen sind. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, wo die Treberhilfe ihren Gründungssitz hat, werden vom Sozialamt laut Stadträtin Sibyll Klotz vorerst keine neuen Betreuungsverträge mit der Einrichtung abgeschlossen. „Sollte die Treberhilfe ihre Geschäftspraktiken und Strukturen nicht deutlich verändern, werden mittelfristig nur noch sehr wenige Betreuungsverhältnisse übrig bleiben“, so Klotz. Aus den Gesprächen mit Ressortkollegen wisse sie, dass andere Bezirke ähnlich verfahren wollten.

Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky schlägt vor, „die Aushandlung der Entgelte, also echte Preisverhandlungen, wie schon oft gefordert, in die Zuständigkeit der Bezirke zu geben“. Bisher liegt sie beim Senat. Das könne zu gesunder Konkurrenz, aber auch zu individuellen Kostensätzen führen.

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