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Rapper Bushido will eine Villa in Kleinmachnow beziehen.

© dpa

Ein Rapper als Nachbar: Kleinmachnow zittert vor Bushido

Erst Ärger mit dem Umbau zweier Villen, jetzt Vorwürfe wegen Mafia-Nähe: Rapper Bushido will nach Kleinmachnow ziehen - bei den Nachbarn kommt das gar nicht gut an. Doch kaum jemand traut sich, offen zu reden.

Oh nein, diese Geschichte könne er seiner Frau nicht erzählen. „Wir sind doch schon 80 Jahre alt“, sagt der Rentner und streicht vor Schreck seinen grauen Pullunder glatt. „Wenn meine Frau das mit der Mafia auch noch hört“, beginnt er zu erzählen und wird von einem lauten Rascheln unterbrochen. Angetrieben vom Wind schlägt eine gewaltige Plastikfolie über dem Dach des Nachbarhauses wild um sich. Aus dem Schlafzimmer kann das Rentnerehepaar das dreistöckige Geisterhaus sehen. Die Fenster sind zugenagelt, der Putz abgeschlagen, die Tür hängt schief in den Angeln. Schon seit Wochen habe er auf der Baustelle des Nachbarn keine Arbeiter mehr gesehen. Und hier könnte bald die Mafia wohnen?

In der Kleinmachnower Reihenhaussiedlung im Süden Berlins hat man sich schon an einiges gewöhnt, nachdem Rapper Bushido vor über einem Jahr das riesige Grundstück mit den zwei denkmalgeschützten Villen gekauft hatte – für sich, seine Familie und, wie der „Stern“ nun berichtet, womöglich auch für Angehörige eines polizeibekannten Familienclans. Das beschauliche Kleinmachnow, in dem die Krokusse am Straßenrand in immer gleichem Abstand sprießen, soll ein Rückzugsort für mutmaßliche Kriminelle werden?

Das Magazin berichtet von einer Vollmacht, die Bushido erteilt habe. Damit werde ein führendes Clan-Mitglied in Berlin ermächtigt, über den gesamten Besitz des 34-jährigen Rappers zu verfügen, damit auch seine Immobilien. Der Bevollmächtigte Arafat Abou-Chaker und Bushido seien eng befreundet. Gemeinsam würden sie als Bauherren die zwei denkmalgeschützten Villen in Kleinmachnow sanieren.

Der betagte Nachbar des Rappers möchte lieber anonym bleiben. Man weiß ja nie. „Da kann ja noch einiges auf uns zukommen.“ Die Unruhe in der kleinen Siedlung ist groß. Dort, wo ein Reihenhaus neben dem anderen steht, Kinder mit Kreide Bilder auf die Straße gemalt haben und der Rasen und die Wege ordentlich geharkt wurden, wissen selbst die Putzfrauen, wer in das Nachbarhaus einziehen soll. Dieser Bushido, oder? Aber gesehen haben sie ihn hier nie.

Über einen dunkelgrünen Metallgitterzaun gebeugt, unterhalten sich zwei junge Frauen über den Rapper. „Na, wenn hier die Mafia kommt, haben wir ja viel Spaß“, sagt die eine. Auch sie wollen lieber nicht sagen, wie sie heißen, und wenn sie gewusst hätten, wer in das Haus nebenan ziehen soll, dann hätten sie hier sicher kein Reihenhaus für sich gekauft. Sogar in seine vielfach frauen- und schwulenfeindlichen Lieder hätten sie schon hineingehört. Um sich zu informieren. Sie wissen viel über den Rapper, seine Frau, das Kind und die vor wenigen Wochen verstorbene Mutter – sie sollte angeblich in dem zweiten Haus wohnen. „Vielleicht hätte sie auf ihn einwirken können?“ Mit einem Porsche sei er hier schon vorgefahren. Oft war er aber nicht da. Auch seine Frau hätten die Nachbarn schon gesehen. Aber vorgestellt habe sich Bushidos Familie nie. „Ich hätte bei den Nachbarn ja zumindest einen Zettel in den Briefkasten gesteckt, dass es wegen der Bauarbeiten laut werden kann.“ Doch solche Post sei nie gekommen, sagt die Nachbarin.

Die Arbeiter nebenan hätten noch im vergangenen Jahr den Putz von den zwei Villen abgeschlagen. Staubwolken seien durch die Siedlung gezogen, Schutt wurde containerweise aus den Häusern getragen. Dann plötzlich waren sie verschwunden, mit ihnen auch das Bauschild am Tor und die Gerüste an den Häusern. Zurück blieben Paletten mit Zementsäcken, Holzstapel, alte Fenster und Türen. Schon vor Wochen sei auf dem Grundstück am Zehlendorfer Damm Ruhe eingekehrt.

Noch im vergangenen Jahr hatte sich der Rapper, wie berichtet, mit den Bau- und Denkmalbehörden angelegt. Er ließ das denkmalgeschützte Eingangstor abreißen und mehrere Kiefern fällen. Die Behörden erließen daraufhin einen Baustopp. Der ist aber schon lange aufgehoben, heißt es aus dem Bauamt. Bushido darf bauen. Es gebe keine Beanstandungen, keine Probleme und auch keine Hinweise, dass nicht weitergebaut werden solle.

Auch im Kleinmachnower Rathaus gehen inzwischen keine Beschwerden mehr über den neuen Nachbarn und seinen Umgang mit dem denkmalgeschützten, früheren Seemannsheim ein, sagt eine Gemeindesprecherin. Und Bürgermeister Michael Grubert will am liebsten gar nicht mehr auf den Rapper angesprochen werden. „Ich kenne ihn nicht, er hat sich hier nie vorgestellt.“ Und die Sache mit der kriminellen Großfamilie? Kein Kommentar.

Vielleicht ziehen Bushido und seine Freunde ja doch nicht ein. Traurig wären die Nachbarn in Kleinmachnow nicht. „Einige von uns sind in Panik verfallen, als sie gehört haben, dass Bushido kommt.“ Fans und Kamerateams hätten den Rasen zertrampelt, die geharkten Gehwege zerlatscht. „Ich hätte nichts dagegen, wenn er in Berlin wohnen bleibt.“

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