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Mehrere Kempinski-Hotels stehen zum Verkauf - auch das in Berlin.

© Kai-Uwe Heinrich

Spekulationen um Hotel-Verkauf: Türkischer Milliardär will das Kempinski kaufen

Ein türkischer Milliardär will offenbar das Hotel Kempinski am Ku'damm kaufen. Der Grünen-Politiker Özcan Mutlu hat den Kontakt für den Deal vermittelt. Dass er dafür bezahlt werden sollte, streitet er ab.

Von
  • Sabine Beikler
  • Sandra Dassler

Das Kempinski-Hotel am Kurfürstendamm soll verkauft werden – offenbar im Paket mit weiteren vier Kempinski-Hotels in Deutschland. Zwar bestritten die Angestellten in dem Luxushotel am Sonnabend noch vehement, irgendetwas von einem Verkauf zu wissen, doch bereits am Freitag hatte ein Hotelsprecher dem RBB bestätigt, dass gegenwärtig mit mehreren Interessenten verhandelt werde.

Das Haus mit rund 300 Zimmern und der größten Präsidentensuite der Stadt könnte zusammen mit dem Atlantic in Hamburg, dem Taschenbergpalais in Dresden, Schloss Reinhartshausen in Eltville und dem Hotel Gravenbruch Frankfurt von dem türkischen Milliardär und Medienunternehmer Aydin Dogan übernommen werden, der nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ 380 Millionen Euro für die fünf Kempinski- Häuser geboten haben soll.

Nach Informationen des Tagesspiegels hat der geplante Verkauf jetzt die Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus beschäftigt, weil ihr bildungspolitischer Sprecher Özcan Mutlu bei der Vermittlung zwischen den Kempinski-Besitzern und dem türkischen Unternehmer Dogan behilflich war. Die beiden kennen sich schon lange, sie stammen aus Nachbardörfern in der Türkei. Mutlu reiste im Februar des Jahres 2009 mit einer Delegation von Vertretern der Industrie- und Handelskammer (IHK) und Mitgliedern der Grünen-Fraktion nach Istanbul und traf dort auch Aydin Dogan.

Aus seiner Bekanntschaft mit dem Milliardär machte Mutlu nie einen Hehl. Er bestreitet auch nicht, „einen Kontakt“ zwischen den für das Kempinski Hotel Bristol in Berlin tätigen Maklern und Dogan hergestellt zu haben, wehrt sich aber vehement gegen Vorwürfe, wonach er dafür bezahlt werden sollte.

Der „Focus“ hatte berichtet, dass Mutlu einen „Letter of intent“ unterzeichnet habe und im Falle des Zustandekommens des Verkaufs eine hohe Provision erhalten sollte. Dies bestreitet der grüne Politiker. „Was der Focus bezüglich einer angeblichen Provision schreibt ist falsch“, sagt sein Anwalt Christian Schertz, der derzeit juristisch gegen das Nachrichtenmagazin vorgeht. „Mein Mandant hat nur kurz den Kontakt zwischen den Partnern hergestellt, es war nie die Rede von einer Provision, er hat sich absolut nichts vorzuwerfen.“

Entsprechend hat sich Mutlu, der in Kreuzberg erneut als Kandidat für die Abgeordnetenhauswahl antritt, in dieser Woche auch gegenüber dem Fraktions- und Landesvorstand erklärt. „Wir haben mit ihm gesprochen und er hat uns versichert, dass die Vorwürfe so nicht stimmen und er juristisch dagegen vorgeht“, sagte Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop auf Anfrage.

Ob der Verkauf der fünf deutschen Kempinski-Hotels an den türkischen Milliardär zustande kommt, ist noch ungewiss, sagen Insider. In jedem Fall werde das Haus am Ku’damm als Kempinski-Hotel weitergeführt, hieß es. Das Luxushotel war erst vor sechs Jahren durch die neue Eigentümerfirma des Hotelmagnaten Dieter Bock umgestaltet worden. Dieser erstickte in einer Frühlingsnacht des vergangenen Jahres an einem Stück Fleisch – ausgerechnet im ebenfalls zur Holding gehörenden Hamburger Hotel Atlantic. Nach seinem Tod wollen sich die Erben von einigen Häusern trennen. Das ebenfalls zur Kempinski-Gruppe gehörende Adlon ist davon offenbar nicht betroffen. Im legendären Kempinski am Ku’damm wohnten unter anderem Albert Einstein, Thomas Mann, Walt Disney, Indira Gandhi, Alfred Hitchcock und – sogar für längere Zeit – Hildegard Knef.

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