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Eine von uns. Die 23-jährige Muna Lekesiz aus der Türkei hat seit 1994 einen deutschen Pass. Die Einbürgerung war damals die Entscheidung ihrer Eltern. Die junge Frau steht dazu: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen.“ Foto: dpa

© dpa

Berlin: Staatsbürger gesucht

Der Senat will Migranten mit einer Kampagne überzeugen, Deutsche zu werden.

Von Sabine Beikler

Willkommen ist ein positives, schönes Wort. Wer einen weiten Weg hinter sich hat, um in Berlin anzukommen, hört es besonders gern. So wie die fast 7000 Menschen, die im vergangenen Jahr ihre Einbürgerung beantragt haben. „Deutschland ist meine Heimat. Ich habe elf Monate in der Türkei studiert und da ist mir meine deutsche Seite sehr bewusst geworden“, sagt zum Beispiel Yasemin Kiracti aus der Türkei, die sich 2011 für den deutschen Pass entschieden hatte. Aktiv will der Senat mit der am Montag gestarteten Kampagne „Deine Stadt. Dein Land. Dein Pass“ bei Migranten für die deutsche Staatsbürgerschaft werben.

„Wenn sich mehr Menschen für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden, stärkt dies die kulturelle Vielfalt“, sagte Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) bei der Vorstellung der Kampagne im Roten Rathaus. Zu einer Gesellschaft mit Vielfalt zähle auch Teilhabe und Partizipation wie das Wahlrecht. „Möglichst viele Bürger sollen das Wahlrecht ausüben“, sagte die 46-jährige SPD–Politikerin , die 1990 ihren Einbürgerungsantrag gestellt hatte. Sie selbst habe als Kind der ersten Migrantengeneration keine Vorbilder in der Familie gehabt. „Mein Auslöser war das Bekenntnis: ,Ich lebe und gehöre hierher‘“, sagte Kolat.

Unter den 3,5 Millionen Einwohnern in Berlin haben 494 000 keinen deutschen Pass. Wie viele von ihnen die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen, ist statistisch nicht erfasst. Die Zahl der 7000, die die Einbürgerung 2012 beantragten, stimme sie allerdings „nicht zufrieden“, sagte die Senatorin. Die Werbekampagne mit Plakaten, Spots und Aufklärung in Schulen soll nun gezielt junge Migranten ansprechen.

Dabei geht es vor allem um sogenannte „Optionsjugendliche“. Sie besitzen seit der Geburt die deutsche und eine andere Staatsbürgerschaft, müssen sich aber nach dem 18. Lebensjahr für oder gegen die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden. Wer sich für die ausländische Staatsangehörigkeit entscheidet, verliert die deutsche. Auch die Berliner CDU unterstützt die neue Einbürgerungskampagne. Das Erwerben der deutschen Staatsbürgerschaft sei wichtiger als das „integrationsschädliche“ Ausländerwahlrecht, sagte der CDU-Integrationspolitiker Burkard Dregger. Auf keinen gemeinsamen Nenner kommen SPD und CDU dagegen bei der doppelten Staatsbürgerschaft, die von der SPD befürwortet, von der CDU aber abgelehnt wird. Sabine Beikler

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