zum Hauptinhalt
Warten auf den Abriss. Die Tage der vielkritisierten Passage zwischen Hardenberg-, Kant- und Joachimstaler Straße scheinen gezählt.

©  Kai-Uwe Heinrich

Stadtentwicklung in Berlin-Charlottenburg: Am Zoo soll schnell statt hoch gebaut werden

Der Investor Hines treibt den geplanten Abriss der heruntergekommenen Passage mit dem Beate-Uhse-Erotikmuseum voran. Doch obwohl das Unternehmen zum Bau eines Hochhauses ermuntert wurde, verzichtet es darauf.

Der Abriss der als Schmuddelecke in der City West verrufenen Passage zwischen Hardenberg-, Kant- und Joachimstaler Straße rückt offensichtlich näher: Der US-Investor Hines habe gemeinsam mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf einen Architektenwettbewerb für das geplante neue Geschäftshaus gestartet, sagte Baustadtrat Marc Schulte (SPD) auf Nachfrage. Am 3. Juli soll ein Preisgericht tagen.

Dies deute darauf hin, dass der Investor inzwischen alle notwendigen Flächen erworben habe oder kurz davor stehe, sagte Schulte. Das Eckgebäude mit dem Beate-Uhse-Erotikmuseum hatte Hines, wie berichtet, bereits im vorigen Herbst gekauft.

Anders als am Alexanderplatz in Mitte, wo das Unternehmen einen 150 Meter hohen Wohnturm plant, geht es am Zoo aber nicht um ein Hochhaus. Dabei hatte Schulte den Investor sogar ermuntert, über die Berliner Traufhöhe von 22 Metern hinaus zu bauen.

Sex in the City. Der bekannteste Mieter in der Passage ist das seit 1995 bestehende Erotikmuseum. Die Eigentümer haben das Eckhaus verkauft.
Sex in the City. Der bekannteste Mieter in der Passage ist das seit 1995 bestehende Erotikmuseum. Die Eigentümer haben das Eckhaus verkauft.

© Vincent Schlenner

Wie der Tagesspiegel aus anderer Quelle erfuhr, hatten Planer, die für Hines tätig sind, erfolglos bei ihrem Auftraggeber für Hochhauskonzepte geworben.

Doch damit wäre ein Bebauungsplanverfahren verbunden, das nach Schätzung des Stadtrats etwa zwei Jahre dauern würde. So lange will Hines wohl nicht warten und lieber das bestehende Baurecht nutzen. Dem Vernehmen nach sind sechs Etagen angedacht. Nach Angaben des Baustadtrats soll der Neubau für Läden und Büros genutzt werden. Pläne für Wohnungen oder ein Hotel sind ihm nicht bekannt.

Das Erotikmuseum sucht schon einen neuen Ort

Hines hat sich nie zu dem Projekt geäußert. Niederlassungsleiter Christoph Reschke ließ auch die jüngste Anfrage des Tagesspiegels vom Freitag unbeantwortet. Bislang galten vor allem Probleme beim Grundstückskauf als Ursache der Zurückhaltung. Denn es geht um drei Flächen mit verschiedenen Eigentümern.

Im Passagenteil an der Kant-, Ecke Joachimstaler Straße mit dem Erotikmuseum und einem Sexshop von Beate Uhse gibt es die geringsten Probleme. Der Mietvertrag des Erotikmuseums läuft zwar bis Ende 2015, könnte aber gegen eine Entschädigung früher beendet werden. Laut einer Sprecherin sucht das Unternehmen bereits einen neuen Standort in Berlin.

Der nördliche Teil war oder ist im Eigentum einer luxemburgischen Gesellschaft. Dort gibt es ein Burger-King-Restaurant, Imbissbuden, einen weiteren Sexshop, eine Wechselstube sowie Blumen- und Modeläden. Der Sportkneipe „Hanne am Zoo“ hatte der Vermieter bereits 2010 gekündigt, zwei Jahre später musste das Hostel „A&O“ schließen. Damals hieß es, nun sei „der Weg frei für eine Neuausrichtung des Objekts“.

Hochhauswerbung. Am Breitscheidplatz weisen Plakate auf den Bau des 118-Meter-Turms „Upper West“ hin. Dahinter steht schon das „Zoofenster“ mit dem Hotel Waldorf-Astoria.
Hochhauswerbung. Am Breitscheidplatz weisen Plakate auf den Bau des 118-Meter-Turms „Upper West“ hin. Dahinter steht schon das „Zoofenster“ mit dem Hotel Waldorf-Astoria.

© Cay Dobberke

Die schwierigsten Verhandlungen soll es mit einer Erbengemeinschaft gegeben haben, der das dritte Grundstück an der Kantstraße gehört. Dort steht ein Flachbau mit dem Second-Hand-Laden „Humana“. Obwohl der Beginn des Architektenwettbewerbs auch an dieser Stelle eine Lösung vermuten lässt, sagte der Humana-Filialleiter, ihm sei keine neue Entwicklung bekannt.

Der nächste Turm entsteht am Breitscheidplatz

In der Nachbarschaft hatte im April direkt am Zoo das Einkaufszentrum „Bikini Berlin“ im denkmalgeschützten Bikini-Haus aus den 1950er Jahren eröffnet; zum dortigen Projekt gehörte auch das Hotel „25hours“ mit dem bereits sehr beliebten Restaurant „Neni“ und der „Monkey Bar“ in der zehnten Etage.

So sieht es auf der „Upper West“-Baustelle aus. Am Mittwoch, 25. Juni, wird der Grundstein für das Hochhaus gelegt.
So sieht es auf der „Upper West“-Baustelle aus. Am Mittwoch, 25. Juni, wird der Grundstein für das Hochhaus gelegt.

© Cay Dobberke

Und es wird auch ohne Hines ein weiteres Hochhaus in der Gegend geben. Neben dem 118 Meter hohen „Zoofenster“ mit dem Luxushotel Waldorf-Astoria wächst am Breitscheidplatz bald der ebenso hohe Turm „Upper West“ empor. Rund ein Jahr nach dem Beginn vorbereitender Arbeiten lädt der Bauherr Strabag Real Estate für den 25. Juni zur Grundsteinlegung ein. Ende 2016 soll „Upper West“ fertig sein, als Hauptmieter zieht das größte Berliner „Motel One“-Hotel in 18 der 33 Etagen.

Zur Startseite