zum Hauptinhalt
282411_3_xio-fcmsimage-20090615203051-006003-4a36935b6a360.heprodimagesfotos83120090616obel005.jpg

© Kitty Kleist-Heinrich

Agnes Obél: Auf Wolke Rosenblüte

Agnes Obél wurde mit einem Werbespot und dem Lied "Just so“ bekannt. Die Dänin lebt in Kreuzberg.

Die neue Wohnung von Agnes Obél wirkt noch ein wenig kahl: Ein großes weißes Sofa im Wohnzimmer, ein Holztisch in der Küche. Doch die Schüsseln mit Kirschen und Weintrauben, die bauchige Kanne mit grünem Tee und die in den Innenhof geöffneten Fenster verströmen behagliche Leichtigkeit. Genau wie die zierliche Agnes Obél selbst etwas luftig Warmes um sich trägt wie eine zweite Haut. Mit ihrem zarten Lied „Just so“ und purpurfarbenen Wolken aus Rosenblüten wurde die 28-jährige Dänin durch die Telekom-Werbespots auf einen Schlag bekannt. Und das, obwohl Obél bis heute nur eine Myspace-Seite hat und ihr erstes Solo-Album erst im Spätsommer veröffentlicht wird. Den Vertrag für die Musik zum deutschen Werbefilm hatte eine holländische Firma vermittelt, die im Internet auf ihre verträumten Klavier-Songs aufmerksam geworden war.

Seit anderthalb Jahren wohnt Obél mit ihrem dänischen Freund Alex Brüel Flagstad, der als Künstler unter anderem Trickfilme gestaltet, in Berlin. Nachdem die Kopenhagenerin 2007 ein Austauschsemester an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der HU absolviert hatte, wollten beide unbedingt hier leben. Das Paar zog erst nach Prenzlauer Berg in die Nähe des Mauerparks und jetzt vor kurzem in eine der quirligen Seitenstraßen am Schlesischen Tor. „Es hat etwas von einem Urlaub, in einer noch fremden Stadt zu leben“, sagt Obél. „Man ist offener und neugieriger. Das ist sehr anregend für meine Musik.“

Berlin sei auch weniger perfekt als Kopenhagen: „Ich mag das: Wenn ein Ort kein abgeschlossener Kosmos ist, sondern Nischen für jeden bietet.“ Von diesen Nischen lässt sie sich inspirieren, fährt mit dem Fahrrad durch Kreuzberg, schreibt in ihrem kleinen Studio am Klavier Songs über all das, was sie auf den Straßen fühlt, sieht und hört. „Die deutsche Sprache klingt für das dänische Ohr wunderbar altmodisch mit den vielen As und dem Verb am Ende des Satzes", sagt sie, stockt einen Moment und lacht: „Man muss ja denken, ich habe einen Werbevertrag für Berlin!“ Eine bittersüße Note bringt aber doch die zeitweise Sehnsucht nach ihren alten Freunden und ihrer Familie in Kopenhagen mit sich. Und nach ihrem Elternhaus, das immer voller Musikinstrumente war: Nach einem Bankencrash hatte ihre Großmutter die Familie mit einer Anstellung als Pianistin im Kino über Wasser gehalten. Seit damals galt es als selbstverständlich, dass jedes Kind in der Familie Klavierspielen lernte. „So sollten wir immer für schlechte Zeiten gerüstet sein.“

Davon kann aber zurzeit nicht die Rede sein. Die Aufmerksamkeit durch den Werbespot dürfte dazu beitragen, dass Obéls Debüt im August einige Aufmerksamkeit erfahren wird. Dann will sie auch erste Konzerte in Berlin geben, am liebsten in einem schummrigen, intimen Kellerclub. Dort wird sie dann ganz allein auf der Bühne am Klavier sitzen und singen. Und dank ihrer Großmutter auch ohne Blütenregen für träumerische Momente sorgen. Eva Kalwa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false