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Kaukasuskonflikt: Kunst statt Krieg

Der Wahlberliner Alexej Schreiner ist Weinhändler und Galerist. Er will auch weiterhin Bilder von Russen wie Georgiern ausstellen.

Über den Regalen mit den Weinflaschen aus Georgien, Moldawien und von der Krim hängen viele Bilder: Die farbenfrohen Stillleben, impressionistischen und modernen Aktmalereien des sibirischen Künstlers Sergey Forostovskiy schmücken eine Wand, die andere wird von einem fast vier Meter langen Gemälde des georgischen Malers Gizo Khubua dominiert. Im Fenster stehen große Porträts, die der sibirische Künstler Eduard Schelomov von Alexej Schreiner und seiner Frau Nataliya Chebotareva gemalt hat.

Schreiner ist der Geschäftsführer der Wein- und Kunsthandlung „Grusignac“ in der Prenzlauer Allee, die sich als Ort der Freundschaft zwischen Russen, Georgiern und Deutschen versteht. Während sich im Kaukasus Russland und Georgien in der Auseinandersetzung um die nach Unabhängigkeit strebende Teilrepublik Südossetien bekämpfen, stellen hier Künstler beider Länder zum Teil zeitgleich ihre Bilder aus. „So sind schon einige Freundschaften zwischen den Kulturen entstanden“, erzählt Schreiner, der seit fünf Jahren das Geschäft „Grusignac“ gemeinsam mit seiner Frau Nataliya, einer gelernten Chorleiterin, betreibt. Beide sind vor acht Jahren aus Sibirien nach Berlin gekommen und haben viele Freunde in den kaukasischen Republiken. Immer wieder reist Schreiner nach Georgien, um dort junge, vielversprechende Künstler kennenzulernen, deren Bilder der 49-Jährige in Berlin ausstellt.

Zum 1. September soll der Georgier Khubua aus Tbilisi eine eigene Ausstellung bekommen. In „Grusignac“, was übersetzt georgischer Cognac bedeutet, zieren seine farbintensiven Bilder schon viele Weinetiketten. Allerdings hat der Künstler noch kein Visum für Deutschland: Als er vor ein paar Tagen zur deutschen Botschaft in Tiflis ging, war sie geschlossen. Wegen des Krieges in Georgien mussten die diplomatischen Vertreter aus Sicherheitsgründen abreisen. „Wir hoffen sehr, dass in der Region jetzt wieder Frieden einkehrt“, sagt Schreiner. „Und das natürlich nicht nur, damit Khubua sein Visum erhält.“ Er und seine Frau haben viele russische und georgische Freunde in Berlin. „Sie alle sind gegen die kriegerische Auseinandersetzung, die nur eine Scheinlösung bringen kann“, sagt Schreiner.

Bei seinen Vernissagen und Themenabenden feiern Russen, Georgier und Deutsche gemeinsam, es wird laut gesungen und viel getanzt. Schreiner glaubt fest: „Wenn die Politiker das einmal sehen könnten, würden sie nie Krieg gegeneinander führen.“

Weitere Infos zu Ausstellungen und Themenabenden unter www.grusignac.de oder unter Telefon 66868136.

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