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Lange Nacht der Museen: Ritterrüstung und Röntgenstrahlen

Bei der Langen Nacht der Museen am Sonnabend dreht sich alles um Wissenschaft und Forschung 60 Häuser laden zu Führungen und Aktionen ein. Sonderbusse rollen wieder kreuz und quer durch die Stadt.

Wiederholungsgänger wissen es: Die Lange Nacht der Museen ist ein Gemeinschaftserlebnis – und zwar ein wohl organisiertes. Acht Stunden, 60 Häuser und eine kaum zählbare Menge an Führungen, Konzerten, Präsentationen werden voraussichtlich erneut um die 30 000 Besucher in die Innenstadt locken. Da ist man mit dem Prinzip „einfach mal losgehen und gucken“ schlecht beraten.

Wenn am Sonnabend das stadtweite Großereignis in seine 26. Runde geht, lautet das programmatische Motto: „Berlin – Hauptstadt für die Wissenschaft 2010“. Das ist Anlass für einen Großteil der teilnehmenden Institutionen zu beweisen, dass sie im Grunde forschende und damit wissenschaftliche Einrichtungen sind.

So demonstriert das Deutsche Historische Museum in dem Dokumentarfilm, „Marie und Marie – vom schönen Schein einer Fälschung“ wie eine fast perfekte Kopie von hauseigenen Wissenschaftlern und Restauratoren aufgedeckt wurde. Die Gemäldegalerie am Kulturforum veranschaulicht anhand einzelner Werke wie Neutronen, Infrarotlicht und Röntgenbilder bei der Untersuchung von Gemälden eingesetzt werden. Außerdem gewährt ein beeindruckendes Sonderprogramm von knapp 50 Vorträgen und Führungen einen fundierten Einblick in eine der bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei.

Einen weiteren fundierten Einblick gibt es um 22.30 Uhr im Anne-Frank-Zentrum: Ein Vortrag informiert über den mehr als 50 Jahre alten, hoch komplexen und stets aktuellen wissenschaftlichen Streit über die Authentizität von Anne Franks Tagebuch.

In jedem Fall authentisch, leider aber unvollendet ist Henri-Georges Clouzots Film „L’Enfer“ mit der jungen Romy Schneider von 1964. Die Filmhistoriker Serge Bromberg und Ruxandra Medrea spürten das für viele Jahre verschollene Filmmaterial auf und montierten es zu einem 94-minütigen Dokumentarfilm. Diesen zeigt das Museum für Film und Fernsehen um 21 Uhr im Arsenal. Im Anschluss berichten die Macher von der mühsamen Spurensuche nach dem Filmmaterial.

Ständig auf die Ergebnisse von Spurensuchen und Forschungsexpeditionen angewiesen sind Institutionen wie das Museum für Naturkunde. Wissenschaftler führen durch die normalerweise nicht zugänglichen Forschungssammlungen und Hightech-Labore des Hauses.

In diesem Jahr zum ersten Mal dabei ist das Rathgen-Forschungslabor. Im April 1888 gegründet, ist es das weltweit älteste Museumslabor. Präsentiert werden Arbeitsbeispiele aus dem aktuellen Betrieb, wie der Umzug der Nofretete ins Neue Museum.

Ein weiterer neuer Teilnehmer ist das Schloss Schönhausen in Pankow. Der 350 Jahre alte Ort preußisch-deutscher Geschichte ist nach langjähriger Sanierung und Restaurierung wieder für Besucher zugänglich. Zum Beispiel dort zu sehen: Das Arbeitszimmer des ersten DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck. Um 19.15 und 20.45 Uhr wird in dem schönnamigen Vortrag „Mit Skalpell und viel Geduld“ von den Restaurierungseinsichten berichtet. 

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