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© dpa

Operation Walküre': Stauffenbergs Berlin

Monatelang war die Stadt Drehort für „Operation Walküre“. Im fertigen Film sind die Schauplätze oft nur schwer zu identifizieren.

Ein Mann geht schwimmen, offenbar mehr zur körperlichen Ertüchtigung denn zum Vergnügen. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, sähe man nicht am Boden des Beckens, in dem er seine Runden zieht, ein riesiges Hakenkreuz. Später steht er am Beckenrand, ein Wehrmachtsoffizier im militärischen Gespräch, während sich der Zuschauer an der alten Schönheit des Hallenbades erfreuen kann: Säulen, Mosaike, am Beckenende eine Halbkuppel, darunter zwei wasserspeiende Wesen – ganz klar: Die Wassersportszenen in dem Film „OperationWalküre: Das Stauffenberg Attentat“ wurden im denkmalgeschützten Stadtbad Neukölln in der Ganghoferstraße gedreht.

Monatelang war die Stadt im Spätsommer 2007 im cineastischen Ausnahmezustand. Stauffenberg hier, Tom Cruise da. Mannschaftswagen mit zu locker sitzenden Seitenklappen, Wälder von Hakenkreuzfahnen wie rund 60 Jahre zuvor, Salven, die durch die Stauffenbergstraße schallten, heftig umstritten und doch noch einmal wiederholt.

Nun ist also zu besichtigen, ob die Aufregung gelohnt hat. Hierzulande ist das bislang das Privileg der Kritiker, der Film startet erst am 20. Januar, in den USA aber hatte er schon Premiere und kommt zu Weihnachten in die Kinos. Dort können sich die Zuschauer also früher als am Originalschauplatz ein Bild vom Berlin Stauffenbergs und auch der heutigen Stadt machen, hat man den Film doch, so wird im englischsprachigen Presseheft betont, an Orten gedreht, „wo viele der tatsächlichen Ereignisse stattfanden, einschließlich des historischen Bendlerblocks“.

Von dem sieht man allerdings recht wenig. Das liegt nicht nur daran, dass Stauffenberg und seine Mitverschwörer nachts erschossen wurden. Regisseur Bryan Singer und Kameramann Newton Thomas Sigel haben auf große Schwenks für den perfekten Blick auf die Erschießungsszene verzichtet, gehen mit der Kamera meist dicht ran, wofür die Verantwortlichen der Gedenkstätte ihnen dankbar sein werden, Zuschauer, die viele Bilder von Berlin erhofften, aber nicht.

Die kommen dafür beim Areal des Finanzministeriums auf ihre Kosten. Wiederholt fahren dort Militärlaster vor, ordnen sich die alarmierten feldgrauen Heerscharen zu Kompanien, Bataillonen, Regimentern – warten auf den Einsatz, der vorerst nicht kommt. Unwillkürlich wartet jetzt wohl jeder Zuschauer darauf, dass eine Soldatengruppe rücklings von der Ladefläche purzelt, aber sollte dieser Unfall wirklich gedreht worden sein, wurde er selbstredend geschnitten.

Hakenkreuz-Geflatter im großen Maßstab gibt es vor dem Eingangsgebäude des Messegeländes, und zu identifizieren ist leicht auch der Flughafen Tempelhof  – eine kleine historische, aber nicht weiter dramatische Ungenauigkeit: Stauffenberg flog nicht von Tempelhof, sondern von Rangsdorf zur Wolfsschanze.

Damit endet auch schon die Reihe der leicht identifizierbaren Drehorte des Films, der ohnehin naturgemäß mehr innen spielt, in verschwiegenen Räumen, in den wuchtigen Hallen der Repräsentationsbauten, den Dienstzimmern der militärischen Führung. Das alles wird dem einheimischen Zuschauer mitunter wohl bekannt vorkommen, aber die genaue Zuordnung bereitet doch Mühe. So führt eine imposante Treppe im ehemaligen US-Hauptquartier an der Saargemünder Straße in Zehlendorf im Film geradewegs zu Goebbels, und das Oberkommando des Heeres war für die Dreharbeiten im Hauptzollamt am Platz der Luftbrücke, im sogenannten Columbiahaus, untergebracht. Die Außenszenen vor Stauffenbergs Villa entstanden in der Zehlendorfer Tristanstraße, die Innenaufnahmen in der ebenfalls Zehlendorfer Goethestraße.

Im Umland wurde in einer ehemaligen Kaserne bei Krampnitz gedreht, die Lazarettszenen in den Beelitzer Heilstätten. Gefilmt wurde auch in der Potsdamer Löwenvilla in der Gregor-Mendel-Straße. Wie Markus Bench, Production Executive Location im Studio Babelsberg, erzählt, wurde dem Team erst nach Auswahl dieses Ortes klar, dass er in der Verschwörung eine Rolle gespielt hatte: Hier versteckte der später hingerichtete Major Fritz von der Lancken für einige Tage die Hitler zugedachte Sprengladung.

Erkennen Sie im Trailer des Films einen der Berliner Drehorte wieder?

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