zum Hauptinhalt

Outlet-Ware: Fabrikverkäufe können sich lohnen

Auch zerbröselte Kekse schmecken: Wer die richtigen Adressen kennt, kann aus fast jeder Branche Ware ab Werk kaufen und dabei bis zu 70 Prozent sparen.

Auf dem Fließband an der Kasse liegen drei Packungen Schweizer Edel-Gebäck, eine Aktionstüte von Ritter-Sport, ein weißer Plastikbeutel Schokowaffeln, daneben Chips, Erdnüsse und Osterhasen. Eine ausgewogene Ernährung sieht anders aus. Aber das hier ist ja auch kein normaler Supermarkt. Sondern der Fabrikverkauf von Bahlsen.

Seit vier Jahren bietet der Kekshersteller in dem Ladenlokal an der Oranienburger Straße in Wittenau seine B-Ware an. Produkte, deren Haltbarkeitsdatum bald abläuft, verbeulte Gebäckdosen, zu viel produzierte Ware aus dem Ausland. Der Süßkram schmeckt wie sonst auch. Aber er ist deutlich billiger.

Ob Kekse, Schuhe oder Porzellan – mittlerweile verkaufen Firmen aus fast jeder Branche ihre Waren ab Werk. Einige, wie Bahlsen, richten sogar eigene Outlet-Filialen ein. Nicht immer ist dort von außen zu erkennen, was in den Tüten und Pappkartons steckt. Der Preisnachlass für auseinandergefallene Kekse und fehlerhafte Packungen ist enorm: Zwei Euro kostet das Pfund bröckliger Schokowaffeln, 11,95 Euro die zwei Kilogramm schwere Schokoladentüte. Zwischen 30 und 70 Prozent kann der Kunde durchschnittlich gegenüber dem Ladenpreis sparen.

Heinz Waldmüller ist so etwas wie der Guru der Rabattjäger. Der schwäbische Verbraucherjournalist wurde durch seine „Schnäppchenführer“ bekannt, in denen er Tipps für Fabrikverkäufe in ganz Deutschland gibt. Angefangen hat es mit einer Radioreportage über die Outlets von Boss, Salamander und WMF. Danach stand sein Telefon nicht mehr still. Die Anrufer – fast alles Frauen – wollten wissen, wo es die günstigen Markenprodukte gibt. Weit mehr als zwei Millionen Exemplare des „Schnäppchenführers“ hat er verkauft. „Rabattsucher folgen einem der elementaren menschlichen Instinkte“, sagt Heinz Waldmüller: „Mit minimalem Aufwand reiche Beute machen.“

Seit den Neunzigern hat sich die Zahl der Fabrikverkäufe in Deutschland mehr als verdoppelt, auch in Berlin macht sich das bemerkbar. Und nicht nur die niedrigen Preise locken – manchmal werden Produkte angeboten, die man sonst schwer findet. Wie beim Bahlsen-Geschäft in der Oranienburger Straße: Rund 200 Produkte umfasst hier das Sortiment. „Teilweise bekommen die Kunden mehr als im Supermarkt“, sagt Filialleiterin Anja Heerdegen. „Wir haben zum Beispiel auch Ware aus dem Ausland.“ „Deloba“, ein Blätterteiggebäck mit Marmeladenklecks, gibt es normalerweise nicht im deutschen Handel. Und die dunkle Variante des „Pickups“, ein Keks-Sandwich mit Zartbitterschokolade, gibt es sonst nur in Frankreich. Beide Produkte gehören zu den Rennern des Wittenauer Geschäfts, sagt Anja Heerdegen.

Neben den Fabrikverkäufen einzelner Hersteller gibt es ganze Outlet-Center mit dutzenden Markenshops. In Wustermark, auf der grünen Wiese vor Berlin, liegt das „B5 Designer-Outlet“. Eröffnet hat es im Jahr 2000, allerdings zunächst nicht sehr erfolgreich. Seit zwei Jahren versucht nun der vierte Betreiber sein Glück. „Wir sind jetzt zum ersten Mal voll vermietet“, sagt B5-Managerin Connie MacFarlane. Mit Firmen wie Adidas, Levis, Nike und Timberland. Im Unterschied zu Frankreich, Großbritannien und den USA sei Deutschlands Outlet-Kultur „relativ unterentwickelt“, findet MacFarlane. Das soll sich ändern: Geplant ist, die Verkaufsfläche des B5 bis 2010 auf 16 000 Quadratmeter fast zu verdoppeln. Luxusmarken wie Joop und Strenesse sollen dazukommen.

Wem das Angebot dann immer noch zu klein ist, muss ins „Designer-Outlet- Zentrum“, mit 20 000 Quadratmetern hat es die größte Outlet-Fläche Deutschlands. Kleiner Haken: Das Zentrum liegt im rheinland-pfälzischen Zweibrücken. Doch zum Glück findet sich auf der Internet-Seite des Centers ein – tatsächlich ernst gemeinter – Rat an alle Berliner: einfach mit einem Billigflug von Schönefeld aus starten und so gleich zwei Schnäppchen an einem Tag schlagen.

Christina Kohl

Zur Startseite