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Berlin: Stadtmenschen: Das älteste Haus am Platz

Ob die Schweizer Botschaft zu den schönsten Botschaften in Berlin gehört, wird noch lange umstritten bleiben - besonders nach dem sie den neuen, festungshaften Anbau bekommen hat. Aber unbestreitbar ist, dass sie die älteste ist.

Ob die Schweizer Botschaft zu den schönsten Botschaften in Berlin gehört, wird noch lange umstritten bleiben - besonders nach dem sie den neuen, festungshaften Anbau bekommen hat. Aber unbestreitbar ist, dass sie die älteste ist. Und die literarisch am besten bedachte ist sie außerdem. 1997 hatte ihr früherer Hausherr, Paul Widmer, der damalige Leiter der Aussenstelle der Schweizer Botschaft, ein dickes wissenschaftliches Buch über die "Schweizer Botschaft in Berlin" veröffentlicht. Gestern stellte der Schweizer Botschafter Thomas Borer-Fielding im strahlend restaurierten großen Salon schon das zweite Buch vor. Geschrieben hat den hübsch bebilderten Band Claudia Schwartz, die Kulturkorrespondentin der Neuen Zürcher Zeitung (Claudia Schwartz, Das Haus im Nachbarland. Die Schweizerische Botschaft im Berliner Regierungsviertel, Verlagshaus Braun, DM 39,80).

Das Haus verdient die Beachtung. Denn es ist das einzige, das vom alten Botschaftsviertel übrig geblieben ist. Es ist sogar noch ein Vierteljahrhundert älter als der Reichstag - 1870 begann der Bau, ein Jahr später wurde er bezogen. Claudia Schwartz versucht mit knappen Strichen und gut ausgesuchten Illustrationen etwas vom Glanz des alten Viertels zu vermitteln, wo die Berliner einst spazierten und später Adel und Großbürgertum dinierten. Knapp stellt sie die Geschichte unter Schweizer Flagge vor - seit 1919. Sie spart auch den Gesandten Frölicher im Dritten Reich nicht aus, dessen passive Amtsführung den Schweizern immer noch etwas im Magen liegt.

Der Schluss des Buches gilt, natürlich, der Erneuerung und dem Anbau. Bei der Vorstellung äußerte sich die Autorin - nun, sagen wir diplomatisch. Die Architekten hätten den Kontrast gesucht. Man verstehe das besser, wenn man sich mit dem Bau "auseinandersetzt". Auch Botschafter Borer hielt sich zurück: er habe mit der Planung nichts zu tun gehabt und sei auch kein Architektur-Spezialist. Kontakte zu seinem Nachbarn vis-à-vis über die Straße will er privat handhaben. Aber Bundeskanzler Schröder werde wohl "mit Neid die hohen Räume" sehen. Außerdem müsste man aus dem Haus erst die Handwerker "herausleben". Die waren am Mittwoch noch kräftig am Wirken. Am Freitag wird das Haus offiziell eröffnet.

Rdh

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