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© Tagesspiegel

Statistik: Wo Berlins Mieten am stärksten steigen

Die Mieten in Berlin klettern unablässig, besonders in Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow. Den Bürgern macht das Sorge, doch für die Wohnungsbaugesellschaft GSW herrschen ideale Bedingungen für einen Börsengang.

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Die Mieten von Wohnungen, die in der Stadt angeboten werden, haben im vergangenen Jahr um durchschnittlich 4,5 Prozent zugelegt. In begehrten Bezirken wie Friedrichshain-Kreuzberg kletterten die Mieten sogar um sieben Prozent. Dieser Trend wird anhalten, so der Marktbericht, den die GSW am Donnerstag vorstellte. Denn in Berlin konkurrieren immer mehr Haushalte um die stagnierende Zahl der Mietwohnungen – und Wohneigentum leistet sich nur eine Minderheit (13 Prozent).

Den Bericht hat das Maklerhaus CBRE im Auftrag der GSW verfasst. Grundlage für die Studie sind die Mietpreise von 138 000 Wohnungen, die in Inseraten im vergangenen Jahr angeboten wurden. Im Vergleich zum Jahr 2008 stiegen die Angebotsmieten in allen Bezirken, von Spandau abgesehen. Im berlinweiten Durchschnitt zahlten Neumieter 5,85 Euro pro Quadratmeter und Monat – im teuersten Berliner Bezirk, Charlottenburg-Wilmersdorf, wurde fast ein Euro mehr verlangt.

Das sind die Durchschnittswerte in größeren Gebieten – in der Innenstadt steigen die Mieten noch schneller. Da ist „unter neun Euro pro Quadratmeter nichts zu finden“, sagte Michael Schlatterer von CBRE. Eindrucksvoll belegt der Bericht den Aufstieg Friedrichshain-Kreuzbergs zum beliebtesten Kiez: Wer dort hinzieht, zahlt 7,20 Euro, fast doppelt so viel wie alteingesessene Mieter (4,26 Euro).

Das sind gute Nachrichten für die GSW, deren Chef Thomas Zinnöcker sagte: „Ich bin ein Fan von unserem Markt.“ Der entwickle sich zwar „in kleinen Schritten“, dafür aber „immer mehr nach oben, während der Leerstand immer weiter nach unten geht“. Am Rande der Veranstaltung sagte Zinnöcker: „Vor sechs Jahren hat man die GSW verkauft, um etwas Geld in die Kasse zu kriegen, jetzt wird über einen Börsengang spekuliert – das ist eine gute Sache.“ Experten schätzen den Börsenwert der GSW auf 800 Millionen Euro – gekauft hatten die Finanzinvestoren Cerberus/Whitehall die Firma vom Land im Jahr 2004 für die Hälfte (405 Millionen Euro).

Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) sagte am Donnerstag im Parlament, der Senat sei am 4. Januar schriftlich von den GSW-Gesellschaftern gebeten worden, einer Veräußerung von 50 Prozent oder mehr der privatisierten GSW zuzustimmen, um dann an die Börse zu gehen. Es sei aber derzeit „offen“, ob der Senat den Plänen zustimme. Der Mieterschutz stehe für den Senat an erster Stelle: Bestehende Mietverhältnisse hätten Bestand, es dürfe zu keinen Kündigungen wegen Eigenbedarfs kommen und keine Luxussanierung auf Kosten der Mieter erfolgen, sagte Nußbaum.

Bereits beim Verkauf hatte der Senat die Rechte der Mieter in die Verträge aufnehmen lassen und deren Einhaltung in einem Ausschuss mit Vertretern der Finanz- und Stadtentwicklungsverwaltungen überprüfen lassen. Doch diese Regelungen laufen in vier Jahren aus. Der Chef des Berliner Mietervereins Rainer Wild nannte den Börsengang „gefährlich“ in Hinblick auf den Mieterschutz. Die ehemals bundeseigene Gagfah, die zahlreiche Wohnungen in Berlin besitzt, habe nach dem Börsengang die Instandhaltung drastisch zurückgefahren, um den Renditehunger der Anleger stillen zu können. Ein Börsengang der GSW könne auch den Mietenauftrieb in Friedrichshain-Kreuzberg zusätzlich antreiben, weil die GSW dort viele Miethäuser besitze. Die Mieten bei den 77 000 GSW-Wohnungen stiegen von 4,58 Euro im Jahr 2007 auf 4,77 Euro Ende 2009.

René Stadtkewitz von der CDU-Fraktion forderte vom Senat ein wohnungspolitisches Gesamtkonzept und warf der Koalition eine „unsoziale Mietenpolitik“ vor.

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