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Steglitzer Kreisel: Ein Licht-Kunstwerk für 15 Jahre

Eine private Stiftung will das asbestverseuchte Hochhaus im Südwesten Berlins gemeinsam mit dem Land befristet betreiben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Für den Steglitzer Kreisel findet sich vielleicht doch eine sinnvolle Nutzung, befristet auf 15 Jahre. Der Architekt Gert Eckel hat seine Pläne, aus dem asbestverseuchten, leer stehenden Hochhaus ein multifunktionales „Kunstkraftwerk“ zu machen, überarbeitet und Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) vorgestellt. Der Senator habe sich „sehr interessiert gezeigt“, sagte Eckel dem Tagesspiegel. Eine Sprecherin Müllers bestätigte das Treffen, verwies aber auf die Zuständigkeit der Finanzverwaltung.

Eigentlich soll der Kreisel ab Sommer 2012 vom Asbest befreit und bis auf das Stahlskelett und die Fassade entkernt werden. Das kostet 32 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt und dauert drei Jahre. Was dann geschieht, ist offen. Bisher erwies sich das Gebäude, aus dem das Bezirksamt Ende 2007 auszog, als unverkäuflich. Architekt Eckel, der für die private Meridian-Stiftung tätig ist, schlägt folgende Interimslösung vor: Eine gemeinnützige Projektgesellschaft, an der die Stiftung und das Land Berlin beteiligt sind, soll den Kreisel als kleinräumiges Lagerhaus („Self-Storage“) betreiben. Ateliers für bildende Künstler, ein „Ort der Begegnung mit der jüdischen Kultur“ inklusive Restaurant und eine „Event-Gastronomie“ in den oberen Etagen ergänzen das Konzept. Eine Fotovoltaik-Fassade soll abends von bildenden Künstlern mit Lasern und LED- Technik bespielt werden.

Die ursprüngliche Idee, den Kreisel zu kaufen und aus eigener Kraft zu sanieren, hat die Meridian-Stiftung aufgegeben. Entsprechende Verhandlungen mit der Finanzverwaltung wurden vor der Abgeordnetenhauswahl 2011 ergebnislos beendet. Auch der Miteigentümer des Kreisel-Grundstücks, das Immobilienunternehmen Becker & Kries, war nicht interessiert. Jetzt wäre die Stiftung mit einer befristeten Nutzung in Zusammenarbeit mit der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) zufrieden, und Eckel verspricht, dass sich das Projekt aus eigener Kraft finanzieren ließe. Die öffentliche Hand könnte die 15 Jahre nutzen, um das gesamte „extrem unattraktive“ Areal rund um den Steglitzer Kreisel städtebaulich umzukrempeln.

Das schlug bereits 2010 der Planungs- und Architektursoziologe Harald Bodenschatz von der TU vor, der dafür plädierte, das Hochhaus abzutragen und die „verkorkste Umgebung“ zu re-urbanisieren. Inzwischen gibt es auch vage Pläne des Senats, den Kreisel in die Internationale Bauausstellung (IBA) 2020 zu integrieren.

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