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S wie Sorgenkind. Berlins S-Bahn bereitet leider oft Probleme.

© Thilo Rückeis

Stellwerkprobleme: Mainzer Verhältnisse bei S-Bahn in Berlin

Zwischen Bernau und Buch fielen S-Bahnen aus, weil Stellwerkspersonal fehlte. Nach einer kurzfristigen Krankmeldung war kein Ersatz zu finden.

Mainz ist Vergangenheit – die Gegenwart ist jetzt wieder in Berlin-Brandenburg an der Reihe. In der Nacht zu Dienstag musste die S-Bahn erneut ihren Betrieb einschränken, weil auf einem Stellwerk Personal fehlte. Während aber wegen des Personalmangels im Mainzer Hauptbahnhof der Betrieb wochenlang beeinträchtigt war, konnte die S-Bahn am Dienstag früh immerhin wieder nach Plan fahren.

In der Nacht hatte die S-Bahn zwischen Buch und Bernau auf der S 2 (Blankenfelde–Bernau) von 22 Uhr bis 1.30 Uhr die Züge nur alle 40 Minuten im Pendelbetrieb fahren lassen können; Fahrgäste mussten dabei in Buch den Zug wechseln. Der Fahrplan sieht einen 20-Minuten-Verkehr vor.

Das Stellwerk in Zepernick bei Bernau konnte nach Angaben eines Bahnsprechers nicht besetzt werden, weil sich der Stellwerker für die Nachtschicht kurz nach 18 Uhr krankgemeldet hatte. Trotz intensiver Bemühungen sei es nicht gelungen, einen Ersatz zu finden. Bedient wird das Stellwerk in Zepernick mit einer alten Technik; Weichen und Signale müssen von Hand gestellt werden. Deshalb müssen die Mitarbeiter in die Örtlichkeiten eingewiesen sein und regelmäßig Prüfungen absolvieren. Sie können immer nur in bestimmten Stellwerken arbeiten.

Bei den modernen elektronischen Anlagen läuft der Betrieb automatisiert ab; die Fahrdienstleiter dort müssen in der Regel nur eingreifen, wenn der Betrieb gestört ist. Auch dort gibt es personelle Engpässe. Zum Teil erhalten Mitarbeiter nach Tagesspiegel-Informationen Prämien, wenn sie auf einen freien Tag verzichten und ihn später nachholen (80 Euro) oder kurzfristig bereit sind, den Dienst zu ändern (50 Euro). Extra-Zahlungen gibt es auch, wenn ein Mitarbeiter den unbesetzten Nachbarplatz mitbedient (80 Euro). Machen die Fahrdienstleiter einen Fehler, müssen sie sich dafür verantworten. In Mainz hatte es vor der Welle von Krankmeldungen, die dann zu den Betriebseinschränkungen führten, fast einen Zusammenstoß von zwei S-Bahnen gegeben.

Die S-Bahn habe bereits im vergangenen Jahr einen „Nachsteuerungsbedarf“ erkannt und für 2013 insgesamt vier Fahrdienstleiterlehrgänge angemeldet, teilte der Sprecher weiter mit. Nach bestandenen Prüfungen soll es insgesamt 39 neue Fahrdienstleiter geben.

Wegen der ausgefallenen Fahrten kürzt der Senat über den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wie üblich den Zuschuss an die S-Bahn. Zahlen, wie oft in den vergangenen Monaten nicht besetzte Stellwerke zu Einschränkungen im Betrieb geführt haben, konnte der VBB am Dienstag nicht nennen. Nach Tagesspiegel-Informationen fehlten schon mehrfach Stellwerker – vor allem auf den Strecken nach Bernau und Strausberg Nord, weshalb Züge ausfielen.

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