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Der Tempelhofer Park - ein Spielplatz der Generationen.

© dpa

Streit um Flughafengelände: Kleingärtner räumen das Tempelhofer Feld

Planer wollen Parzellen an der Ringbahn kaufen, um Platz für den künftigen Zugang zum Park und den Bauquartieren zu schaffen. Damit werden erste Fakten für die Entwicklung des ehemaligen Flughafens geschaffen. Gegner der Bebauung lehnen den Kauf ab.

Alle wollen aufs Tempelhofer Feld – Griller, Drachenlenker, Skater, Kiezgärtner, Frischluftwalker. Nun räumt mal jemand das Feld. Wie man hört, ganz freiwillig. Rund 50 Kleingartenparzellenpächter am Südrand des ehemaligen Flughafens sollen demnächst ihr Refugium räumen. Betroffen sind die Kolonien Tempelhofer und Neuköllner Berg an der Ringbahn. „Die Pächter werden entschädigt“, sagt Martin Pallgen, Sprecher der Tempelhof Projekt GmbH, die im Auftrag des Senats die Entwicklung der Freifläche plant. Viele Kleingärtner seien im Rentenalter und nicht mehr bereit, in gesetzlich vorgeschriebene Sickergruben zu investieren. Da komme die Entschädigung gerade recht.

Die Projekt GmbH will die Parzellen – insgesamt rund fünf Hektar – vom Bundeseisenbahnvermögen kaufen, um die Erschließung des künftigen Parks zu gewährleisten. Im Südwesten ist ein Stadtplatz als Verbindung zwischen Park und S-Bahnhof geplant. Die Parkbesucher sollen in Zukunft direkt vom S-Bahnsteig in den Park gehen können, ohne den vielbefahrenen Tempelhofer Damm queren zu müssen. Im Südosten ist eine Brücke über die S-Bahn geplant, um das neue Gewerbegebiet mit dem Quartier an der Oberlandstraße zu verknüpfen.

Wie viel Geld der Flächenankauf kosten wird, ist unklar. Die Verhandlungen laufen noch. Dennoch wird mit dem Geschäft deutlich, dass trotz laufender Diskussion um Bebauung oder Offenhaltung der „Tempelhofer Freiheit“ schon erste Fakten geschaffen werden. „Das ist absolut kontraproduktiv“, sagt Hermann Barges von der Bürgerinitiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“. Die Initiative will die Randbebauung des Flughafenareals und die Parkgestaltung der inneren Flächen verhindern. Dazu startet am 23. September ein Volksbegehren.

Nach dem Umzug der Internationalen Gartenschau (IGA) vom Tempelhofer Feld nach Marzahn spüren die Gegner der Senatspläne Aufwind. Als nächstes könnte die drei Jahre später geplante Internationale Bauausstellung (IBA) kippen. Die Konzepte für IGA und IBA sollen am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses diskutiert werden. Thema ist auch die weitere Parkplanung auf dem Tempelhofer Feld. SPD-Stadtentwicklungsexperte Daniel Buchholz wünscht sich eine „deutlich abgespeckte Variante“, um Geld zu sparen. Der Park soll 60 Millionen Euro kosten.

Christoph Schmidt von der „Grün Berlin“, die den Park entwickelt, sieht in der aktuellen Diskussion vor allem Informationsdefizite. Im Budget von 60 Millionen Euro seien auch die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen für die Baufelder, die Präsentation historischer Spuren auf dem Gelände, ein neues Regenwassermanagement und die Sanierung der Biergartenschänke enthalten. Rund 200 Hektar Wiesenfläche würden gar nicht angetastet. „Das ist kein Schickimicki, sondern eine Sowieso-Maßnahme“, sagt Schmidt.

Das erste Bauprojekt auf dem Feld wird ein temporäres sein – daher löst es kaum Streit aus. Auf der Asphaltfläche südlich des Flughafengebäudes sollen ab Spätsommer 2013 Elektrofahrzeuge präsentiert werden. Auch ein kleiner Parcours zum Testen ist geplant. Dafür erwarten die Planer der Tempelhof Projekt GmbH in Kürze grünes Licht vom Bund. Der gibt dafür das Geld.

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