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Studie zu Gentrifizierung: Ein Viertel aller Mieter fürchtet Verdrängung

Der Kampf von Gentrifizierungsgegnern gegen Projekte wie das "Guggenheim Lab" oder "Mediaspree" scheint bei Berlinern wenig Verständnis zu finden. Mieter mit Migrationshintergrund sind aber oft benachteiligt, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Drei Viertel der Mieter in der Stadt sehen keine Gefahr, dass sie sich bald ihre Wohnung nicht mehr leisten können, heißt es im „Verbrauchermonitor Berlin 2011“, der an diesem Freitag vorgestellt werden soll. „Das Risiko einer Gentrifizierung scheint gering“, stellen die Forscher der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) fest, die im Auftrag der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz das Vertrauen der Berliner in den Verbraucherschutz untersucht haben. Allerdings gilt das nicht für alle: 145 000 Menschen sagen, dass sie sich ihre Wohnung und das Leben in ihrem Stadtteil nicht mehr leisten können.

Für die repräsentative Studie hat die GfK im vergangenen Oktober deutschsprachige Verbraucher und im Oktober und November Verbraucher mit türkischem Migrationshintergrund befragt. Die Immobilienaffäre um den Notar und CDU-Politiker Michael Braun, der als Verbaucherschutzsenator nach nur elf Tagen im Amt im Dezember zurücktrat, spielte bei der Befragung noch keine Rolle.

Die meisten Berliner haben mit Immobilien ohnehin nichts im Sinn. Etwa drei Viertel der Hauptstädter wohnen zur Miete – unabhängig von ihrer Herkunft. Knapp die Hälfte ist mit ihrem Vermieter zufrieden. Kommt es dennoch zu Problemen, wissen sich die deutschsprachigen Mieter besser zu helfen. Noch in einem anderen Punkt haben Mieter mit Migrationshintergrund das Nachsehen: Sie sind häufiger von Mieterhöhungen betroffen. Drei Viertel der Mieter mit türkischem Hintergrund mussten nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren Mieterhöhungen hinnehmen. Bei den anderen Mietern waren es dagegen nur 20 Prozent.

Unterschiede gibt es auch bei der Frage, wie wohl man sich in seinem Kiez fühlt. „Sehr wohl“, sagen die meisten deutschsprachigen Berliner. Was manchen verblüffen mag: Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2009 hat die Zahl derer, die sich in ihrem Kiez sicher fühlen, zugenommen. Auch mit der Versorgung durch Apotheken, Supermärkte und Ärzte sind die deutschsprachigen Verbraucher zufrieden. Dagegen sehen die Berliner mit türkischem Migrationshintergrund ihr Wohnumfeld kritischer, das gilt vor allem für die gesundheitliche Versorgung.

Im Ost/West-Vergleich schneiden die westlichen Bezirke besser ab. West-Berliner sind tendenziell zufriedener als diejenigen, die im Osten wohnen. In den „Szene-Vierteln“ Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg finden viele, dass der Stadtteil schicker sein könnte, haben aber auch Angst davor, sich das Wohnen dort dann nicht mehr leisten zu können.

Generell ist die Stimmung der Berliner nicht schlecht. Gemessen an den Deutschland-Werten hat Berlin ein „gutes mittleres Niveau“, heißt es in dem Bericht.

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