zum Hauptinhalt
Betrüger bringen die Taxi-Branche in Verruf.

© dpa

Schwarzarbeit: Taxi-Branche in Verruf

Zu viel Schwarzarbeit, kaum Kontrollen: Viele Fahrer wirtschaften an der Steuer vorbei. Der Branche bringt das einen schlechten Ruf ein.

Von Sandra Dassler

Zwei junge Frauen mit schweren Koffern kommen zum Taxistand, wollen zum nahe gelegenen Hotel. Der Fahrer winkt ab: „Hab’ ’nen Auftrag“ – und fährt davon. Sein Kollege im Taxi dahinter entschuldigt sich und nimmt den Frauen die Koffer ab. „Wegen solcher Typen kommt unsere Branche in Verruf“, sagt er. „Die fahren auch Umwege, kassieren schamlos ab.“ Er merke das, wenn Fahrgäste erstaunt fragten, wieso er nur sieben Euro vom KaDeWe bis zum Potsdamer Platz verlange, während sie für die gleiche Strecke auf der Hinfahrt 15 Euro bezahlt hätten.

Das liege auch daran, dass es so viele Schwarzfahrer gebe, sagt der Mann: „ Mit Navi kann das jeder und die Personenbeförderungsscheine werden nur selten kontrolliert, da ist das Risiko gering.“ Dann erzählt er die Geschichte von der Razzia gegen Schwarzarbeit im Taxigewerbe am Flughafen Tegel. Da verschwanden so viele Fahrer, dass Passagiere ewig warten mussten und viele Taxis verlassen standen.

Die Verkehrsexpertin der Grünen, Claudia Hämmerling, schätzt, dass die Taxi-Schwarzarbeit in Berlin die Steuerzahler jährlich mehr als 50 Millionen Euro kostet, weil viele Fahrer ihre echten Umsätze verheimlichen. Taxameter, Tachostände und Buchhaltung würden manipuliert. Wie berichtet verschwinden Schichtzettel und Tankquittungen.

Das geht alles relativ einfach, weil kaum kontrolliert wird. Einmal in 20 Jahren sei er nach dem „P-Schein“ gefragt worden, erzählt ein Fahrer. Ein anderer sagt, dass man den Schein auch kaufen könne: „Es gibt mafiöse Strukturen in den Behörden.“ Auch, dass viele Sozialabgaben und Steuern hinterziehen, sei kein Geheimnis.

Ein Taxiunternehmer aus Spandau meint hingegen, ein Schaden von 50 Millionen Euro sei völlig überhöht. „So viel verdienen wir gar nicht.“ Er ärgert sich, dass alle in Generalverdacht genommen werden. Claudia Hämmerling beruft sich auf eine Untersuchung von 2001, die einen Schaden von 1,3 Milliarden D-Mark durch Schwarzarbeit im Taxigewerbe in ganz Deutschland feststellte. Man habe dies auf die Anzahl der Taxis in Berlin umgerechnet, sagt sie: „Leider will hier keiner eine Untersuchung. Der Sumpf ist zu groß.“

Dabei wollte die Stadtentwicklungsverwaltung schon 2008 verstärkt gegen Schwarzfahrer vorgehen. Doch sechs zusätzliche Stellen, die 2009 dafür geschaffen werden sollten, wurden nicht genehmigt. Die neuen Mitarbeiter sollten bei Kontrollen in der Stadt die Daten der Taxifahrer notieren, um sie mit den Angaben beim Beantragen der Konzession zu vergleichen. Solch ein Modell funktioniert in Hamburg gut. Aber Berlin habe die Kontrollen wegen Personalabbaus so gut wie eingestellt, sagt Detlev Freutel vom Taxiverband Berlin-Brandenburg.

Er hat daher schon vor zwei Jahren an den Regierenden Bürgermeister geschrieben. Getan habe sich nichts. Das stimme nicht, sagt der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung, Mathias Gille: „Es sind aber noch haushälterische Fragen und datenschutzrechtliche Bedenken zu klären.“

Freutel versteht das nicht. „Hier geht es doch nicht nur um Geld des Steuerzahlers, sondern auch darum, Gesetzesbrüche zu ahnden“, sagt er. „Und darum, dass man die ehrlichen Taxiunternehmer und -fahrer schützen muss.“ Sandra Dassler

Zur Startseite