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Veranstaltungszentrum: Tempodrom wird zwangsversteigert

Der skandalumwitterte Veranstaltungsbau Tempodrom kommt am 17. Februar unter den Hammer. Das Land Berlin bürgt für Baukosten in Millionenhöhe und wird vermutlich einen hohen Verlust machen.

Das Tempodrom am Anhalter Bahnhof kommt am 17. Februar im Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg unter den Hammer. Durch die Zwangsversteigerung will die Landesbank Berlin einen Teil der Millionen zurückholen, die sie den Betreibern beim Bau des in Beton gegossenen Veranstaltungszeltes geliehen hatte. Der 17. Februar wird aber auch für das Land Berlin zum Tag der Abrechnung über den skandalumwitterten Bau: Berlin bürgt für Baukosten in Höhe von 12,7 Millionen Euro, der „Verkehrswert“ des Tempodroms beträgt heute laut Amtsgericht aber nur noch 3,17 Millionen Euro.

Zehn Mal so viel Geld hatte die Errichtung des im Jahr 2001 fertiggestellten Veranstaltungszentrums sogar verschlungen. Die Landesbürgschaften sowie wiederholt steigende Baukosten hatten das Tempodrom zu einem Politikum gemacht. Der damalige Bausenator Peter Strieder (SPD) musste gehen. Ein Untersuchungsausschuss wurde eingesetzt, um Licht in die Affäre zu bringen. Sogar die Gerichte prüften, wie es zu der Vervielfachung der Baukosten kommen konnte. Peter Strieder wurde allerdings freigesprochen vom Verdacht, den Schaden wissentlich herbeigeführt zu haben – und Betreiberin Irene Moessinger wegen „erwiesener Unschuld“.

Die Zwangsversteigerung von Tempodrom und Liquidrom kommt überraschend. Der Veranstaltungstempel mit angeschlossenem Restaurant und Café läuft seit Jahren sehr erfolgreich: Betreiber „Treugast“ zählte im vergangenen Jahr rund 300 000 Besucher und insgesamt 200 Veranstaltungen. Zum Programm gehören Popkonzerte mit Disco-Legende Donna Summer oder den Pet Shop Boys. Frank-Walter Steinmeier eröffnete im Tempodrom seinen Wahlkampf und Roncalli seinen Weihnachtszirkus.

Auch Unternehmen buchen das Tempodrom gerne für geschlossene Veranstaltungen oder Versammlungen. Und auch das freie Schweben in Salzlake nebst Saunen und Schwimmen gilt seit der Eröffnung der „Liquidrom Therme“ als Geheimtipp für gestresste Großstädter und Touristen.

Deshalb hatte sich Insolvenzverwalter Udo Feser gute Chancen bei dem geplanten Verkauf der beiden Gebäude ausgerechnet. Von vier Interessenten war im vergangenen Jahr zu hören. Kurze Zeit später aber auch vom Scheitern der Verhandlungen: Trotz europaweiter Ausschreibung gab es nur wenige Bewerber, die den vereinbarten Kaufpreis auch noch nachträglich reduzieren wollten. Das geplante Geschäft platzte. Das war Anfang des vergangenen Jahres, und eine zweite Ausschreibung sollte folgen. Noch im Sommer hatten die Betreiber dem Tagesspiegel von aussichtsreichen Verhandlungen berichtet. Doch auch die scheiterten. Nun ist die Geduld der Landesbank Berlin offenbar am Ende.

„Wir sind optimistisch, dass das Verfahren bald abgeschlossen wird und das Tempodrom der Hauptstadt als attraktiver Veranstaltungsort erhalten bleibt“, sagte Constanze Stempel, Sprecherin der Landesbank Berlin, auf Anfrage. Zur Höhe der Landesbank-Forderungen wollte sie nichts sagen.

Experten gehen davon aus, dass ein großer Teil der Bürgschaft des Landes nach der Zwangsversteigerung fällig wird. Den Veranstaltern zufolge arbeitet das Tempodrom zwar inzwischen kostendeckend. Für die Rückzahlung der Millionenschulden für den Bau des Hauses reicht es aber nicht. Das zeigt der Verkehrswert in Höhe von 3,17 Millionen Euro, der von Gutachtern auf Grundlage der Pachterträge ermittelt wird. Dem Gericht zufolge haben Tempodrom und Liquidrom eine Gesamtnutzfläche von 8270 Quadratmetern – das Erbbaugrundstück misst über 10 000 Quadratmeter.

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