zum Hauptinhalt
Passanten stehen am Breitscheidplatz in Berlin im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags vom 19.12.2016

© Michael Kappeler/dpa

Terror am Breitscheidplatz: Schuss auf Lkw-Fahrer wohl schon Stunden vor dem Anschlag

Was geschah vor dem Anschlag? Angeblich gibt es Erkenntnisse, dass der polnische Lkw-Fahrer schon einige Stunden zuvor einen Kopfschuss erlitt. Bestätigt werden diese nicht.

Von Sandra Dassler

Der polnische Lastwagenfahrer, der nach dem Lastwagenanschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz tot auf dem Beifahrersitz gefunden wurde, hatte nach „Bild“-Informationen schon Stunden vor der Tat einen Kopfschuss erlitten. Die abschließenden Obduktionsergebnisse hätten ergeben, dass Lukasz Urban am Tag des Anschlags schon zwischen 16.30 und 17.30 Uhr einen Kopfschuss erlitten und viel Blut verloren habe, berichtete „Bild“.

Die Zeitung schreibt weiter, nach den Obduktionsergebnissen sei es möglich, dass Urban zum Zeitpunkt des Anschlags noch gelebt habe. Mediziner würden aber ausschließen, dass er in der Lage gewesen ist, bewusst zu handeln. Damit sei ein Greifen ins Lenkrad während des Attentats nicht möglich gewesen. Die Spuren am Lenkrad seien vermutlich entstanden, als sein Körper beim heftigen Aufprall dagegen geschleudert wurde. Bislang wurde nicht ausgeschlossen, dass Urban mit Anis Amri kämpfte, wodurch der Lkw kurzzeitig ausscherte und erst dann seine Fahrt über den Markt fortsetzte.

Ein Sprecher des Generalbundesanwalts, der die Ermittlungen zum Berliner Terror-Anschlag übernommen hat, wollte den Bericht der Bild-Zeitung nicht kommentieren. "Wir werden das weder bestätigen noch dementieren", sagte er am Dienstag dem Tagesspiegel. Auch zu den anderen Verletzungen von Lukasz Urban - er soll mit mehreren Messerstichen unter anderem an den Händen und Armen verletzt worden sein, wollte der Sprecher keine Auskunft geben.

Der 37-jährige Lukasz Urban hatte seinen Sattelschlepper am 19. Dezember in Berlin geparkt, um auf die Entladung seiner Fracht zu warten. Nach Angaben des Spediteurs war er etwa ab 16 Uhr telefonisch nicht mehr erreichbar. Kurz nach 20 Uhr steuerte der Attentäter den Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt. Auf dem Markt starben elf Menschen, mehr als 50 wurden verletzt.

Der Familienvater, der für eine Spedition in Stettin arbeitete, wurde erschossen auf dem Beifahrersitz gefunden. In einer Online-Petition wird zurzeit das Bundesverdienstkreuz für den Mann gefordert. Die Initiatorin schrieb auf der Plattform Change.org, er sei ein Held, weil sein Ringen mit dem Täter vermutlich viele Menschenleben gerettet habe. Sie sagte nach Bekanntwerden der "Bild"-Meldung, man müsse jetzt erst einmal eine endgültige offizielle Klärung des Tathergangs abwarten.

Für viele Menschen wird Lukasz Urban dennoch weiter als Held gesehen. "Es bleibt doch wohl Tatsache, dass er gegen den Attentäter gekämpft hat", gibt eine Warschauer Journalistin die Meinung vieler ihrer Landsleute wieder. "Sonst hätte er ja nicht die Verletzungen durch das Messer."

Zur Startseite