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Berlin: Tierischer Streit um Ponyhof

Bezirksamt schließt Anlage in Spandau. Unterstützer rufen zu Protesten auf.

Berlin - Nach mehr als 40 Jahren stehen Max (82) und Erika Eisenblätter (67) vor den Trümmern ihres Lebenswerkes. Veterinär- und Ordnungsamt des Bezirks Spandau haben ihren Ponyhof am Staakener Cosmarweg geschlossen, mehr als 40 Tiere auf einen Schulbauernhof gebracht. Der Anwalt des Ehepaares hat gerichtliche Schritte eingeleitet.

Nachdem bei einer Überprüfung im Juli 2011 noch alles für ordentlich befunden worden war, erteilten die bezirklichen Kontrolleure im März eine ganze Reihe von Auflagen, so Rechtsanwalt Marcel Eupen. Nur zwei Tage später wurde den Eheleuten die Tierhaltung untersagt. Ein Eilantrag dagegen wurde vom Verwaltungsgericht nach zwei Monaten abgewiesen, der Widerspruch läuft. Der Antrag der Tochter der Besitzer, den Hof zu übernehmen, wurde vom Amt nach einer Anhörung abgelehnt: Sie sei nicht qualifiziert.

Am 20. April rückten dann die Behörden mit dem amtlichen Tierfang an, um sieben Ponys, drei Esel sowie diverse Schafe, Ziegen, Hühner, Enten, Gänse und ein Hängebauchschwein abzuholen. Anwalt Eupen spricht von „Wildwest-Manier“, so sei brütendes Geflügel aus den Nestern gerissen und eine Ziege an einem Seil über den Boden geschleift worden. Bezirksstadtrat Stephan Machulik (SPD) weist diese Vorwürfe zurück, lediglich ein Schaf habe zum Transportfahrzeug getragen werden müssen.

Anwalt Eupen hält die Vorwürfe der Amtstierärzte für fragwürdig. So sei bemängelt worden, dass sich in den Trögen der Ponys kein Wasser befand, obwohl es sich um eine automatische Anlage handelt. Dem angeblich kranken Schwein habe der Professor einer Tierklinik beste Gesundheit attestiert. Der Anwalt will gegen die Beschlagnahme der Tiere ebenfalls vor Gericht ziehen, strebt aber eine gütliche Lösung mit dem Amt an. Er schlägt vor, dass die Tochter den Hof unter strengen Auflagen übernimmt und ein Tierarzt mit der ständigen Betreuung beauftragt. Gesprächsangebote habe das Amt jedoch abgelehnt, so Eupen.

Solch ein Gesprächsangebot sei ihm nicht bekannt, sagt dagegen Stadtrat Machulik. Er verteidigt das Vorgehen, weil zwei Monate vergeblich nach einer Lösung der Probleme gesucht worden sei. Ohne den Nachweis einer entsprechenden Sachkunde dürfe ein solcher Betrieb heute nicht betrieben werden. Wolle ein Kind der Betreiber den Betrieb übernehmen, würde das Gesetz weit höhere Anforderungen stellen, als sie einst die Eltern erfüllen mussten. Der Nachweis einer qualifizierten Person sei im Staakener Fall nicht erfolgt. Seit kurzem dringt das Spandauer Bezirksamt auf konsequente Umsetzung des Tierschutzes. So erhielt erst Anfang des Monats ein Wanderzirkus Auftrittsverbot.

Seit dem Wochenende gibt es eine Bürgerinitiative für den Ponyhof. Die etwa 100 Mitglieder fordern das Bezirksamt zur Rückgabe der Tiere auf. Für den kommenden Sonnabend ist um 11 Uhr eine Demonstration auf der Pferdekoppel am Cosmarweg geplant. Rainer W. During

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