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Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz der Pressekonferenz neben einem Modell des Schaedels des verstorbenen Eisbaeren Knut.

© dapd

Tödlicher Virus: Tierschützer fordern ein Ende der Eisbärenhaltung

Knuts Körper ist der wohl am aufwendigsten untersuchte Tierkadaver aller Zeiten. Dennoch weiß noch niemand so genau, welchen tödlichen Virus sich der Eisbär eingefangen hatte - oder ob die anderen Eisbären womöglich auch krank sind.

Der am 19. März überraschend gestorbene Eisbär Knut litt an einer Virus-Infektion. Diese führte über mehrere Wochen zu entzündlichen Zerstörungen im Gehirn des Tieres. Nach dem Zusammenbruch und dem Sturz ins Wasser ist Knut im Zoologischen Garten ertrunken. Das gaben der Zoo Berlin und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) am Freitag in Berlin bekannt.

Auch das Rückenmark sei in der Folge der Entzündung krankhaft geschädigt worden. IZW-Präsident Heribert Hofer teilte mit, dass keine Missbildung auf Grundlage von Gen-Defekten entdeckt wurde. Eine IZW-Pathologin ergänzte, es gebe auch keine Hinweise auf übermäßigen Stress als mögliche Krankheitsursache.

Die Entzündung, an der das Tier litt, war nach Angaben der Expertin sehr massiv und wäre für Knut „auf kurz oder lang“ tödlich ausgegangen, auch wenn er nicht ins Wasser gestürzt wäre. Zudem sei der Eisbär schon länger krank gewesen. Der Erreger sei noch nicht identifiziert, sagte die Veterinär-Pathologin. Die Wissenschaftler schließen zudem nicht aus, dass auch die drei Eisbärinnen, mit denen Knut in einem Gehege zusammenlebte, infiziert sein könnten. Die Mitarbeiter des Zoos würden die Eisbärendamen weiter beobachten, sagte Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz. Bisher gebe es aber keine Anzeichen für eine Erkrankung.

Die weiteren Untersuchungen des Tierkörpers in dem Institut könnten sich noch über Monate hinziehen, hieß es weiter. Knut sei „mit Sicherheit der am aufwendigsten untersuchte Tierkadaver in der Geschichte der Wildtierforschung“, fügt IZW-Direktor Heribert Hofer hinzu.

Derweil kritisierten Tierschützer unabhängig von den Ergebnissen der Sektion erneut die Haltung von Eisbären in Zoos. In Freiheit lebende Eisbären wandern Experten zufolge bis zu 100 Kilometer am Tag. Die Tierrechtsorganisation PETA berechnete indes, dass allen 34 Eisbären in deutschen Zoos nur gut 9.500 Quadratmeter zur Verfügung stünden. Dies entspreche der Rasenfläche rund um die Berliner Siegessäule.

Der Deutsche Tierschutzbund bestätigte diese Zahlen als „nicht unrealistisch“. Eine artgerechte Eisbärenhaltung in Zoos sei „nicht möglich“, sagte Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel. Er warf Zoodirektor Blaszkiewitz vor, bereits wieder „ans Züchten und den nächsten Eisbären-Hype“ zu denken. Auch die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ forderte ein „Ende der Zuchtprogramme“.

Derweil bekräftigte der Zoo am Freitag Pläne, wonach Knut ausgestopft und im Naturkundemuseum ausgestellt werden soll. Dagegen gibt es Widerstand. So haben Gegner der Ausstopfung für Samstag (2. April) vor dem Zoo zu einer Protestdemonstration aufgerufen. Der Ausstellungsleiter des Naturkundemuseums, Ferdinand Damaschun, wehrte sich gegen den Begriff „Ausstopfung“. Es werde schon seit langer Zeit nicht mehr ausgestopft, man präpariere heutzutage „hochwertige Dermoplastiken“, sagte er. (dpa/dapd)

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