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Sturz aus Zug: Tod des 13-Jährigen bleibt rätselhaft

Ein Jugendlicher hatte die Tür in der U-Bahn geöffnet und war beim Hinauslehnen gegen eine Eisenstange geprallt. Denkbar ist, dass es eine Mutprobe sein sollte.

Selbst durch Verstärken ihrer Sicherheitsstandards in den U-Bahnen könnte die BVG Unfälle wie am Montagabend nicht verhindern. In Neukölln hatte, wie in einem Teil der gestrigen Auflage berichtet, ein 13-Jähriger die Tür eines Zuges auf der U 7 gewaltsam geöffnet, sich aus dem Wagen gelehnt und war dann mit Kopf und Schulter gegen eine Eisenstange im Tunnel geprallt. Der Junge erlag seinen schweren Verletzungen.

Der Zug war ein älteres Modell und hatte noch Griffe zum Öffnen an den Türen. Moderne Fahrzeuge lassen sich nur per Knopfdruck öffnen. Die Türen werden durch Druckluft geschlossen und bleiben per Druck auch während der Fahrt so verschlossen. Verriegelt werden sie aber nicht. Dies sei eine Sicherheitsvorschrift, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Im Notfall, nach einem Unfall oder bei einem Feuer, müssten sich die Türen von innen – und auch von außen von den Rettern – noch öffnen lassen. Trotzdem könnten die Türen aber nur mit einem enormen Kraftaufwand während der Fahrt geöffnet werden.

Der Junge soll von drei etwa Gleichaltrigen begleitet worden sein. Angeblich saßen sie auf ihren Plätzen, als der 13-Jährige die Tür überraschend geöffnet habe und hinausgestürzt sei. Die drei anderen sind nach Angaben der Polizei so geschockt gewesen, dass sie noch nicht ausführlich vernommen werden konnten. Ob sich weitere Fahrgäste in dem Wagen befanden, konnte Wazlak nicht sagen. Der Zug war kurz zuvor am Bahnhof Rudow zur Fahrt nach Spandau gestartet. Der Unfall geschah gegen 19.40 Uhr zwischen dem zweiten und dritten Bahnhof. Die Züge stadteinwärts sind zu dieser Zeit kurz nach Beginn der Fahrt nicht sehr voll.

Erste Hinweise auf den Unfall waren vom Fahrer eines entgegenkommenden Zuges sowie vom Sicherheitsdienst der BVG gekommen. Der Fahrer hatte bemerkt, dass an dem vorbeirauschenden Zug eine Scheibe in der Tür fehlte. Die Scheibe lag im Innenraum. Ob sie beim Unfall aus dem Rahmen gesprungen oder bereits zuvor herausgerissen worden war, ist unklar. Vorläufig nicht geklärt werden kann auch das Motiv des Verunglückten. Das Hinauslehnen kann eine „Mutprobe“ gewesen sein, die Polizei will aber auch nochmals den Tunnel nach Spraydosen absuchen, weil nicht vollkommen ausgeschlossen wird, dass der Junge versucht haben könnte, den Zug von außen während der Fahrt mit einem sogenannten Tag zu beschmieren.

Am 20. Juni musste einem 20-jährigen U-Bahn-Surfer, der von einem Zug überrollt worden war, ein Bein amputiert werden. Der 20-Jährige hatte sich auf einem Skateboard stehend im Bahnhof Kaiserin-Augusta-Straße der Linie U 6 an einen Zug gekrallt, war beim Mitziehen auf das Gleis gefallen und von einem nachfolgenen Zug überfahren worden.

Probleme mit „Surfern“ hatte vor Jahren vor allem die S-Bahn bei ihren alten Zügen, bei denen sich die Türen auch während der Fahrt relativ leicht öffnen ließen. Dabei gab es mehrere tödliche Unfälle. Die Fahrzeuge wurden dann umgebaut und die Türen auch per Druckluft gesichert. Diese alten Fahrzeuge sind aber längst aus dem Verkehr gezogen, an den neueren lassen sich wie bei den U-Bahnen die Türen nur noch per Knopfdruck öffnen.

Für Notfälle sind aber auch Notöffnungen vorhanden. Werden diese betätigt, gehen auch diese Türen auf. Ein BVG-Mitarbeiter sagte dazu: „Vor Gefahren können wir unsere Fahrgäste bestmöglich schützen, auch durch Türen, die sich im Notfall öffnen lassen. Bei Leichtsinn sind wir aber machtlos.“

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