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Mit Nagelbrettern und Stacheldraht gehen Unbekannte gegen die Motorsportler vor.

© dpa

Angriffe auf Motorsportler: Tödliche Fallen im Tagebau

Mehrere Crossfahrer wurden in einer ehemaligen Kohlegrube in Brandenburg durch Nagelbretter und gespannte Stacheldrahtseile verletzt. Jetzt ermittelt die Mordkommission.

Der Spaß an rasanten Touren im Lausitzer Tagebaugelände ist vielen Motocrossfahrern gründlich vergangen. Denn vor jeder Tour durch das Terrain müssen sie nach tödlichen Fallen Ausschau halten. Zu Fuß oder mit gedrosseltem Tempo suchen sie nach zwischen Bäumen gespannten Stacheldrähten oder vergrabenen Nagelbrettern. Denn in den vergangenen Wochen kam es im Tagebaugelände zwischen Schipkau, Klettwitz und Kostebrau immer wieder zu Unfällen. Mehrere Motorradfahrer rasten direkt in mannshoch angebrachte Stacheldrahtseile und erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Andere fuhren auf ein Nagelbrett und kamen ebenfalls zu Fall.

„Wir haben inzwischen die Mordkommission bei der Senftenberger Polizei mit den Ermittlungen beauftragt“, sagt der Cottbuser Oberstaatsanwalt Horst Nothbaum. „Derzeit gehen wir zwar nur vom Verdacht der schweren Körperverletzung aus, aber die Anschläge könnten ja auch schlimmere Folgen nach sich ziehen.“ Bisher haben nach seinen Angaben drei betroffene Personen eine Anzeige bei der Polizei gestellt. Im bisher schwersten Fall hatte der Stacheldraht den Fahrer am Hals getroffen. Er wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen, wo er gerettet werden konnte.

Über die Motive des Täters kann die Staatsanwaltschaft noch keine Auskunft geben. In der Umgebung der Tatorte gibt es ein Gerücht: Demnach soll sich ein „Jagdpächter aus dem Westen“ um den Wildbestand in den Wäldern am Tagebau sorgen und schon lange gegen die Motocrossfahrer wettern. Nachprüfen lässt sich diese Vermutung nicht, zumal die Ermittlungen der Polizei erst am Anfang stehen.

Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass die Piloten mit ihren schnellen Maschinen und zahlreiche Quadfahrer auf illegalen Wegen durch die Landschaft rasen. „Die früheren Tagebauflächen dürfen in diesem Bereich nicht befahren werden“, sagt der Sprecher der Lausitzer Bergbauverwaltungsgesellschaft, Volker Krause. „Die Gefahren sind einfach zu groß.“ Immer wieder kommt es zu Rutschungen oder Abbrüchen. Das Brandenburger Waldgesetz untersagt außerdem das Benutzen von Waldwegen mit Motorfahrzeugen. Deshalb hielten sich die ersten durch Stacheldrähte oder Nagelbretter gestürzten Fahrer auch mit ihren Anzeigen zurück. Sie hatten Angst, selbst mit einer Strafe für die illegalen Touren belangt zu werden.

„Wir sind ja hier regelrecht von Tagebauen umzingelt“, sagt der Sport- und Jugendwart des Motorsportclubs Hörlitz, Attila Damm, der selbst schon einmal in eine Nagelbrettfalle gefahren und durch die Luft geschleudert wurde. „Da bleibt den Jungs gar keine Alternative, zumal die alte Trainingsstrecke im Tagebau Meuro mit dem Bau des Lausitzrings verschwunden ist.“ Dadurch sei ein gewisses Vakuum entstanden, das die Fahrer eben in ihre Umgebung getrieben habe. Im nächsten Frühjahr wird zwar auf dem Gelände des Lausitzrings eine neue Motocrossstrecke eröffnet. Damm ist aber skeptisch, ob sich alle Crossfahrer dann nur noch für diese Strecke entscheiden. „Der Reiz des offenen und nicht abgesteckten Geländes ist eben sehr hoch“, sagt er. Vorerst aber meiden die meisten Sportler die Zone der Stacheldrähte und Nagelbretter.

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