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Berlin: Toleranz geht vor

Der Couragierte: Ehrung für Kenan Kolat.

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde Deutschland, Kenan Kolat, ist am Sonnabend mit dem „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage“ ausgezeichnet worden. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis der Berliner Meridian-Stiftung wird erstmals vergeben. Kolat werde für sein unermüdliches Engagement im deutschtürkischen Dialog sowie seinen Einsatz im Kampf gegen Alltagsrassismus gewürdigt, erklärte die Stiftung. Er setze sich vorbildlich für kulturelle Vielfalt und ein friedliches Miteinander ein.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gratulierte Kolat und würdigte ihn als „einen überaus würdigen Träger“ des Preises. „Er ist engagierter Fürsprecher einer toleranten Gesellschaft. Seit vielen Jahren setzt er sich mit Nachdruck gegen Diskriminierung und für gesellschaftliche Aufstiegschancen von Migrantinnen und Migranten ein“, erklärte Wowereit.

In der Laudatio sagte Kulturstaatssekretär André Schmitz, Nachama sei der richtige Namensgeber für einen Preis, der gesellschaftliches Engagement gegen Gewalt und Fremdenhass würdige. „Das friedliche Zusammenleben ist nichts Selbstverständliches“, sagte Schmitz. Das sehe man an den fremdenfeindlichen Kundgebungen rund um das Flüchtlingsheim in Hellersdorf, „aber auch an manchem Beifall aus den vorderen Reihen des Parketts für die Thesen eines Thilo Sarrazin“. Berlin und Deutschland brauchten „eine engagierte Zivilgesellschaft, die Gesicht zeigt, wo Menschen Unrecht geschieht, weil sie anders aussehen, eine andere Sprache sprechen, etwas anderes glauben oder ein anderes Leben führen“, sagte Schmitz. Der Preisträger Kolat habe sich als Immigrant dagegen gewehrt, Integration als Nivellierung von Unterschieden im Sinne einer „Leitkultur“ zu sehen. „Diskriminierungen klar beim Namen zu nennen, zu verurteilen und abzubauen, das Selbstbewusstsein der Zugewanderten aus der Türkei in Deutschland zu stärken, ihre Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen zu ermöglichen und mitzuhelfen, Ängste vor der Vielfalt in unserer Gesellschaft abzubauen“, habe er dagegen als seine Pflicht gesehen. Kolat sei jemand, der „Brücken baut zwischen Türken und Deutschen“. Der Preis erinnert an den bekannten jüdischen Oberkantor, Estrongo Nachama (1918–2000). gn

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