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Beim Bubble Football geht's rund.

© DAVIDS/Sven Darmer

Trendsport aus Skandinavien: Bubble Football: Einfach umwerfend

Als Bälle verkleidete Menschen spielten am Wochenende in Prenzlauer Berg Fußball. Ziel: Wegrempeln und Tore schießen. Bubble Football heißt der Spaß, der in Berlin immer beliebter wird.

Menschen, die in riesige rote und blaue Plastikbälle gehüllt sind, rennen über den Fußballplatz an der Hanns-Eisler-Straße in Prenzlauer Berg. Die Sonne knallt schon am frühen Morgen auf den Platz. Über dem Kunstrasen sieht man ein Flimmern von der Hitze. Nur schemenhaft sind die Umrisse der Oberkörper und Gesichter in den Plastikkugeln zu erkennen. Sie laufen, hüpfen und rollen ungelenk einem kleinen Fußball hinterher. Ihr Ziel: Möglichst viele Gegner zu Fall zu bringen, ihnen den Ball abzunehmen und ein Tor zu schießen. Willkommen beim Bubble Football.

900 Sportler sind an diesem Wochenende gekommen, das „Bubble Football Open Air“ ist das bislang größte Event dieser Art in Berlin. Dennis, 22, ist mit seinem Team „BubbleTrouble“ extra aus Potsdam gekommen. Er hat sein Spiel noch vor sich und schaut sich das laufende von der Tribüne aus an: „Über Facebook habe ich von dem Open Air erfahren und mich sofort angemeldet“, sagt er. „Es sieht einfach nach jeder Menge Spaß aus. Endlich darf man sich mal gegenseitig umrennen, ohne ein Foul zu bekommen.“

Eine Mannschaft besteht aus jeweils zehn Spielern und gespielt wird zweimal 15 Minuten mit Halbzeitpause. Dazwischen ist eigentlich alles erlaubt.

Spiel entstand in Skandinavien

Das Treiben auf dem Spielfeld erinnert unweigerlich an das alte Konsolenspiel „Pacman“. Große, bunte Bälle steuern aufeinander zu, versuchen, sich gegenseitig auszuweichen und prallen schließlich aufeinander. Zack! Der Nächste liegt am Boden, steht wieder auf und weiter geht’s. Alle paar Sekunden stoßen Spieler mit ihren Plastikbällen zusammen, werden – je nach Körpermasse des Gegners und Stärke des Aufpralls – mit Wucht nach hinten katapultiert und gehen zu Boden.

Viele landen auf dem Rücken und winden sich kurze Zeit auf dem Rasen, bis sie es schaffen, wieder auf die Beine zu kommen. Die Zuschauer auf der Tribüne haben allen Grund zu lachen. „Die machen den Käfer!“, ruft einer der Zuschauer vom Spielfeldrand.

Entstanden ist das Spiel irgendwo in Skandinavien, die Meinungen teilen sich, ob der Funsport, der auch mal „Zorb Football“ oder „Bubble Ball“ genannt wird, zuerst in einer norwegischen TV-Show erfunden wurde oder schon vorher in Dänemark. Berlin jedenfalls scheint nur darauf gewartet zu haben. Fast jeden Monat bieten Veranstalter an verschiedenen Orten der Stadt Möglichkeiten an, Bubble Football auszuprobieren.

Plastikbälle wiegen 11 Kilo

Doch es geht nicht nur ums Wegstoßen, Rempeln und Bedrängen, sondern auch hier zählt am Ende natürlich nur: Der Ball muss ins Tor. Die Mannschaften sind ehrgeizig. Es wird gedribbelt, gepasst und geflankt. Doch so richtig will der Ball nicht dahin fliegen, wo er hin soll. Alles wirkt ein wenig unkoordiniert, keiner weiß so recht, wo er stehen oder hinrennen soll. Einige haben das Rennen bei den Temperaturen bereits ganz aufgegeben, lassen sich auf ihren Plastikball fallen und kugeln sich belustigt hin und her. Die Spiele enden meist 0:0.

Die Plastikbälle, die die Spieler mit sich umhertragen, wiegen fast elf Kilo. Deswegen solle man „eine gewisse körperliche Grundfitness“ schon mitbringen, sagt Leon Oertel. Er gehört zur Eventfirma CrazyBubbleBall, die das Open Air organisiert und sich ausschließlich auf diesen Funsport spezialisiert hat. Zusammen mit ein paar Freunden – alle zwischen 22 und 25 Jahren – hat er das Unternehmen gegründet.

Bubble Football braucht das Land!

Sie hatten auf YouTube ein paar Bubble-Football-Videos gesehen und waren der Meinung: Bubble Football braucht das Land! „Wir hatten in Berlin eine riesige Nachfrage. Das Open Air war schnell ausverkauft", sagt der 25-Jährige, der nebenbei Business Administration studiert. „Deswegen wollen wir so schnell wie möglich einen weiteren Termin für Berlin realisieren.“

Die Hitze in Kombination mit dem schweren Plastikball macht Bubble Football zu einem sehr anstrengenden Spiel. „Du kriegst da drin kaum Luft, der Schweiß rinnt dir das Gesicht runter, und beim Atmen beschlägt alles. Im Prinzip sieht man gar nichts“, sagt Nina, die gerade zum ersten Mal Bubble Football gespielt hat.

"Selbst, wenn man fällt, ist es lustig"

Spaß gemacht habe es aber trotzdem, sagt die 21-Jährige, die die einzige Frau in ihrem Team ist. Es gehe hier auch nicht ums Gewinnen, sagt Dennis, der nach seinem Spiel klitschnass vom Platz geht: „Deswegen sind wir nicht hier. Sondern weil es Spaß macht, die anderen umzuschmeißen.“ Übel nimmt das hier übrigens keiner, denn: „Selbst, wenn man fällt, ist es lustig.“

Am 26. Juli gibt es wieder Bubble Football in Berlin, organisiert von Bubblefootballgermany.com. Auch crazybubbleball.com will bald weitere Veranstaltungen anbieten, Ankündigung folgt auf der Homepage.

Nachtrag vom 19.7.2021: Anders als im Artikel dargestellt, soll das Spiel nicht an Skandinavien, sondern in Deutschland erfunden worden sein. Diesen Hinweis erhielten wir von Gerd Zweigler, der sich selbst als Miterfinder von Bubble Soccer bezeichnet. Mehr dazu unter: https://www.bubble-soccer.com/story.

Hanna Stompe

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