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Studie: Türkischstämmige Berliner fühlen sich integriert

Zwei Studien haben herausgefunden: Entgegen der Annahme von Thilo Sarrazin fühlt sich die Mehrheit der Türken in Deutschland gut integriert. Von der Debatte um seine Thesen haben sie kaum etwas mitbekommen.

Die Mehrheit der türkischstämmigen Migranten hat die von Thilo Sarrazin angestoßene Integrationsdebatte nicht mitbekommen. Das hat das Berliner Meinungsforschungsinstitut Data 4U in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, die Ende September veröffentlicht wurde. 1083 Menschen mit türkischem Hintergrund in Deutschland wurden befragt. "Insbesondere ein großer Teil der türkischen Frauen lebt in Deutschland noch immer sehr zurückgezogen und nutzt fast ausschließlich türkische Medien", kommentiert die Geschäftsführerin des Institituts, Umut Karaka. Dort sei die Debatte kaum vorgekommen. 68 Prozent der Befragten gaben jedoch andererseits an, dass "Türken in Deutschland im Großen und Ganzen integriert sind". Und sogar 91 Prozent der 14- bis 29-Jährigen fühlen sich "persönlich" integriert.

Zu ähnlich guten Ergebnissen über die „gefühlte Integration“ kommt eine andere repräsentative Studie, bei der es eigentlich um das kulturelle Interesse türkischstämmiger Berliner geht. Sie wurde gestern vom Institut für Kultur und Medienmanagement der Freien Universität vorgestellt, gemeinsam mit Özcan Mutlu von den Grünen und dem türkischen Generalkonsul Mustafa Pulat. „Es gibt keine kulturell ausgegrenzte türkischstämmige Parallelgesellschaft in Berlin“, schlussfolgert FU-Professor Klaus Siebenhaar, der die Studie leitet, aus der Befragung von 540 Personen. Ihr Interesse am kulturellen Angebot in Berlin sei ebenso groß wie das der Gesamtbevölkerung. Mehr als 80 Prozent der Befragten sei selbst künstlerisch aktiv, spiele also etwa Theater.

Viele gaben an, bereits das Pergamonmuseum, das Deutsche Theater oder das Deutsche Historische Museum besucht zu haben. Ob das bei einem Schulausflug oder aus eigener Initiative geschah, wurde nicht gefragt. 85 Prozent der Befragten besuchen mindestens einmal im Jahr eine Bibliothek. Gefragt wurde auch nach dem Interesse an kulturellen Angeboten – und das ist noch größer als die tatsächliche Nutzung: „Es gibt da eine reizvolle Diskrepanz“, interpretiert Siebenhaar. 50 Fragen musste jeder Teilnehmer beantworten. Und wer gibt bei Nummer 47 oder 49 schon zu, dass er nicht gern ins Theater geht.

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