zum Hauptinhalt
Der Fußballverein TuS Makkabi ist immer wieder Ziel von Anfeindungen.

© imago

Update

TuS Makkabi gegen 1. FC Neukölln: Schiedsrichter bestätigt Messer-Drohungen

In der 88. Minuten des Spiels Makkabi III gegen den 1. FC Neukölln wurden Schiedsrichter Maass die Anfeindungen zu gefährlich – er brach das Spiel ab.

Nach dem Abbruch des Spiels zwischen dem jüdisch geprägten Fußballverein TuS Makkabi III und dem muslimisch geprägten 1. FC Neukölln meldet sich nun Schiedsrichter Werner Maass zu Wort. Er bestätigt, dass es seitens der Neuköllner Kicker zu massiven Gewaltandrohungen kam. "'Wir holen jetzt die Messer 'raus!' und 'wir treffen uns auf dem Weg zur Kabine', wurde gegenüber den Makkabi-Spielern geäußert. Das habe ich selbst gehört", sagt er. Rassistische Sprüche seien aber nicht dabei gewesen.

"Die Makkabi-Spieler sollen aber auch nicht sehr nett gewesen sein, wie mir Spieler und der Trainer vom 1. FC Neukölln hinterher gesagt haben." Selbst gehört habe er das aber nicht. In der 88. Minute habe er abgebrochen, da die Drohungen, jetzt die Messer herauszuholen, immer konkreter wurden. "Da wurde es mir zu gefährlich, auch ich bin von den Neuköllnern angegangen worden." Am Mittag legt Maass dem Berliner Fußballverband seinen offiziellen Spielbericht vor.

Rot nach Faustschlag

Damit bestätigt der Unparteiische, was Makkabi-Spieler nach der Partie am Sonntag dem Tagesspiegel berichteten. "Als ich eingewechselt wurde, wurde ich permanent angefeindet, unter anderem mit 'Ich stech' dich ab', 'Ich hole gleich mein Messer und schlitz dich auf', und 'Du kannst schon mal dein Grab schaufeln'", erzählt ein Spieler. Für ihn sei das eine klare Anspielung auf die derzeit in Israel stattfindende "Messer-Intifada", bei der meist junge Palästinenser auf jüdische Israelis einstechen.

"Ich glaube nicht, dass die Drohungen auch gegen nicht-jüdische Spieler geäußert worden wäre", sagt er. Dazu passe auch, dass sich mindestens ein Kicker des gegnerischen FCs nach dem Spiel "demonstrativ" ein "Free Palestine"-T-Shirt übergezogen habe. Auch andere Makkabi-Spieler berichten von derartigen Drohungen während des Spiels. Eine Makkabi-Spieler wurde gegen Ende des Spiels mit einem Faustschlag und einem Kopfstoß traktiert. Schiedsrichter Maass zückte Rot.

Um weitere Angriffe zu vermeiden, sei das Team in die Kabine geflüchtet. "Wir sind in unsere Kabine gerannt. Ich bekam dann eine SMS von einer Zuschauerin, dass wir nicht heraus kommen sollten. Die FC-Spieler würden uns auflauern um uns zu verprügeln."

Makkabi: "Wir sind wahrscheinlich das ungefährlichste Team in Berlin"

Neuköllns Trainer Michael Schmidtke war als Linienrichter dabei. Er hat das Geschehen anders erlebt. Die Beschimpfungen seien wechselseitig erfolgt. Einer seiner Spieler sei wegen seines Vollbartes als "Terrorist" beschimpft worden. Schmidtke selbst sei auch bedroht worden: "Ich seh' dich draußen wieder", soll ein Makkabi-Spieler gesagt haben. Den Faustschlag bestätigt er: "Einer unserer Spieler hatte einen Blackout und hat dann zugeschlagen." Todesdrohungen gegen das deutsch-jüdische Team habe er hingegen nicht gehört.

Diese Vorwürfe seien "lächerlich", sagt ein Makkabi-Spieler. "Wir sind wahrscheinlich das ungefährlichste Team in Berlin." Es könne aber sein, dass ein Spieler nach der vierten Morddrohung freundlich protestiert hätte. Bei der Polizei ist bislang von keiner Seite eine Anzeige eingegangen.

"Manche Spieler müssen sich rechtfertigen, dass sie bei uns spielen"

Claudio Offenberg, Sportlicher Leiter von TuS Makkabi, sagt: "Wir müssen aufpassen, dass wir in die Vorfälle nichts hineininterpretieren, was nicht der Fall war." Ob es einen Zusammenhang mit den Messerangriffen auf Juden in Israel gebe, wie sein Spieler vermutet, könne er nicht sagen.

Im Interview mit dem Tagesspiegel sagte Offenberg im Juli dieses Jahres: "Die Verschärfung des Nahost-Konflikts spiegelte sich auf den Berliner Sportplätzen wider." Am schlimmsten sei es für die muslimischen Spieler. "Die müssen sich manchmal auf dem Platz und innerhalb ihrer Community die meisten dummen Sprüche anhören. Sie müssen sich mitunter dafür rechtfertigen, dass sie bei Makkabi spielen."

Regelmäßig kommt es bei Spielen des deutsch-jüdischen Fußballvereins TuS Makkabi zu tätlichen Angriffen und antisemitischen Anfeindungen. Im September hatte das Berliner Sportgericht Strafen gegen den Verein BFC Meteor III verhängt. Dabei wurde ein Spieler wegen seiner körperlichen wie auch verbal antisemitischen Attacken mit einer Sperre bis Ende Juli 2017 belegt. Im August hatten Spieler des BFC Makkabi-Spieler unter anderem mit "Judenschweine" und "dreckige Juden" beschimpft.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false