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Gestatten, Familie Aygün. Mehmet (ganz rechts) ist der Döner-Erfinder, der junge Aytaç (hinten) ist der neue Hotelchef. Zum Fototermin auf der Baustelle am Spittelmarkt lud er auch seine Onkel Ahmet (links) und Musafa ein.

© Mike Wolff

Familie Aygün: Übernachten bei Kebab-Millionären

Familie Aygün erfand in den 70ern den Döner im Fladenbrot und wurde in Berlin sehr reich. Längst gehören ihnen Hotels – wie das am Spittelmarkt. Hier verraten sie ihr Erfolgsgeheimnis.

Wie alt er ist, weiß Aytac Aygün: 24. Bei seinem Vater, Mehmet, und den diversen Onkels ist er sich schon nicht mehr so sicher. „Mehmet, 55, so um den Dreh, Saim, wahrscheinlich 48, Ahmet, 42 bis 43.“ Der schlanke Berliner mit türkischen Wurzeln muss sich zurzeit auf andere Daten konzentrieren. Er ist „Managing Director“ des neuen Hotels der Familie am Spittelmarkt und Geschäftsführer der Berliner Unternehmungen des Aygün-Clans. Dazu gehören sechs Hasir-Restaurants. 2012 soll ein weiteres Hotel am Gendarmenmarkt hinzukommen. Das wäre dann der vorläufige Höhepunkt einer deutsch-türkischen Erfolgsgeschichte, an deren Anfang die Erfindung des Döners stand.

Aytac Aygün ist noch etwas unsicher in seiner Rolle als Repräsentant von „Titanic Resorts & Hotels“. Er hat gerade seinen Bachelor in Hotelmanagement gemacht, in der Schweiz. Eigentlich wollte er Kinderarzt werden, als er noch aufs Gymnasium ging, auf die „Berlin International School“, doch die Zensuren in den naturwissenschaftlichen Fächern reichten nicht ganz. Da entschied sich Aytac Aygün, die Rolle auszufüllen, die sein Vater ohnehin für ihn reserviert hatte: Junior-Chef und Nachfolger.

Die Aygüns halten zusammen wie Pech und Schwefel. Das war schon so, als sie im Nordosten der Türkei in einer Stadt am Schwarzen Meer lebten. Als Mehmet 13 Jahre alt war („so um den Dreh“), starb sein Vater, und plötzlich mussten alle mithelfen, um die Familie durchzubringen. Um die wirtschaftliche Basis zu erweitern, gingen drei Brüder zu Verwandten nach Berlin. Das waren neben Mehmet auch Saim und Ahmet.

Zusammen eröffneten sie 1978 (oder 1979) ihr erstes Restaurant in der Kreuzberger Adalbertstraße, das heutige Hasir-Stammhaus. Mehmet war fasziniert von den erfolgreichen Burger-Ketten und übersetzte den Hamburger ins Türkische. So entstand der Döner im Fladenbrot. Mehmet ließ seine Erfindung nicht patentieren. Er freute sich einfach über die wachsende Nachfrage.

Mit dem verdienten Geld eröffneten die Aygüns neue Restaurants. Auch die Brüder in der Türkei blieben nicht untätig und gründeten ein Hotel in Istanbul. Inzwischen sind es fünf. Das Flaggschiff der Titanic-Hotels steht in der Touristenhochburg Antalya. Das 600-Zimmer-Luxushotel sieht aus wie ein Ozeanliner und macht seinem Namen alle Ehre. „Die Auslastung liegt durchschnittlich bei 94 Prozent“, schwärmt Aytac Aygün. Im Sommer kommen die Türkei-Urlauber aus Deutschland, im Winter die Fußballteams. „Wir haben acht Fußballfelder in der Umgebung“, sagt der Juniormanager. Werder Bremen und Energie Cottbus schickten regelmäßig ihre Spieler ins Titanic-Trainingslager.

Das neue Hotel am Spittelmarkt werde man ähnlich gut auslasten, glaubt Aygün. Der Plattenbau wurde für rund sieben Millionen Euro saniert und aufgehübscht. Die kleinen Zimmer zwischen 13 und 20 Quadratmeter sind vor allem für Geschäftsleute gedacht, die mit schmalen Reisebudgets zurechtkommen müssen. Die Übernachtungspreise beginnen bei 75 Euro.

Für das nächste Projekt, ein Fünfsternehotel nahe dem Gendarmenmarkt, haben sich die Aygüns das ehemalige Werkstattgebäude der Staatsoper in der Französischen Straße gesichert. Ab April soll das denkmalgeschützte Gebäude saniert und umgebaut werden, für eine zweistellige Millionensumme. Architekten sind Patzschke & Partner, die das Hotel Adlon wiederaufgebaut haben. In der Projekte-Pipeline befindet sich auch ein „Hasir-Burger“-Restaurant. Das Rezept dieser Burgerinnovation ist noch streng geheim.

Das Erfolgsrezept der Aygüns kann dagegen jeder nachahmen: „Wichtige Entscheidungen treffen alle gemeinsam“, sagt Aytac Aygün. Da werde solange diskutiert und Tee getrunken, bis ein Konsens erreicht ist. Der sieht dann immer ähnlich aus: Viel arbeiten, Überschüsse investieren, Neffen und Nichten einbinden und weiter wachsen. Dresden und Prag sind schon im Visier.

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