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Hochhausviertel am Zoo. Diese Simulation zeigt den Blick aus Höhe des 17. Juni. Zur Orientierung: die Grünfläche links ist der Zoo, die Straße rechts mit der Baumreihe ist die Fasanenstraße.

© Simulation: promo/Kleihues

Umbau der City West: Campus in Not

Die neuen Umbaupläne für die City West sehen ein Quartier mit Hochhäusern und Geschäften vor. Doch der TU-Präsident sieht den Wissenschaftsstandort durch die Pläne gefährdet – und beschwert sich bei Wowereit.

Der Präsident der Technischen Universität (TU) Berlin, Jörg Steinbach, sieht die Vorschläge für einen Umbau der City West nördlich vom Bahnhof Zoologischen Garten mit großer Sorge. In einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Bausenator Michael Müller (beide SPD) schreibt Steinbach, er befürchte einen „erheblichen Nachteil für unsere universitäre Entwicklung und damit auch für den Wissenschaftsstandort Berlin“. So sei auf dem Gebiet, auf dem nach Vorschlägen von Architekt Jan Kleihues und Ex-Bundesbaumanager Florian Mausbach ein neues Quartier entstehen könnte, seit längerem ein Ersatz für das sanierungsbedürftige Mathematikgebäude der TU geplant.

Wie am Dienstag berichtet, schlagen Kleihues und Mausbach nördlich vom Bahnhof Zoo die Errichtung eines Stadtviertels mit fünf 60 bis 100 Meter hohen Türmen und einem 160-Meter-Turm vor. Eine „gesunde Berliner Mischung“ aus Wohnbauten, Bürogebäuden und Geschäftshäusern könne in dem neuen „Quartier am Zoo“ entstehen, sagt Architekt Kleihues. Und der Stadtplaner und frühere Chef des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Mausbach, hält den richtigen Zeitpunkt für das Vorhaben gekommen, denn die Eröffnung des Waldorf-Astorias und der Baustart für einen weiteren knapp 120 Meter hohen Turm („Upper West“) am Breitscheidplatz markierten den Beginn der „Renaissance des Berliner Westens und der City West“.

Kleihues zufolge ist eine Neuordnung des Gebietes gerade jetzt wichtig, weil das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung aus dem Quartier weggezogen sei und die leer stehenden Bürobauten abgerissen werden könnten, weil sie veraltet seien. Auch ein kleines Parkhaus, das sich dort befinde, sei verzichtbar. Eine weitere Brache gibt es im Norden des Areals, wo der Bau eines Riesenrades durch einen privaten Investor scheiterte.

Just diese Fläche beansprucht allerdings auch TU-Präsident Steinbach in seinem Brief an Wowereit für seine Institute: Bereits vor zwei Jahren, schreibt er, habe die TU für das Gelände zwischen Landwehrkanal/Müller-Breslau-Straße und Hertzallee gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Masterplan entwickelt. Es habe Einvernehmen darüber bestanden, dass für dieses „Ostgelände“ der TU eine „wissenschaftsnahe Nutzung“ sinnvoll sei. Allerdings schließt Architekt Kleihues die Universität ausdrücklich mit ein in seinen städtebaulichen Entwurf: Mindestens 50 000 Quadratmeter hat er für Forschung und Lehre reserviert. Außerdem könnten 800 Wohnungen entstehen, Büros auf etwa 130 000 Quadratmetern sowie Geschäfte, Restaurants und Cafés auf 21000 Quadratmetern. „Die Universität könnte an der Müller-Breslau-Straße/Ecke Fasanenstraße bauen“, schlägt Kleihues vor.

Der Architekt warnt davor, „das ganze nördliche Gebiet jahrzehntelang für die Universität zu blockieren“ und sieht gute Chancen für eine gemeinsame Entwicklung des Areals mit Unterstützung privater Investoren. Die seit Jahren aus Geldmangel brachliegenden Pläne etwa für den Bau eines Forschungszentrums an der Straße des 17. Juni auf dem Parkplatz des Mathematikinstituts zeigten, dass die Bildungseinrichtung solche Projekte nicht aus eigener Kraft stemmen könne.

Aus Sicht Mausbachs sind die Flächen ohnehin zu wertvoll, um sie Lehre und Forschung zu überlassen: zwischen den Grünanlagen des Tiergartens und dem Kurfürstendamm müssten die in Berlin dringend benötigten neuen Wohnungen entstehen. Die besten Wachstumschancen der TU lägen an dem geplanten neuen Technologie- und Forschungsstandort Tegel, nach Einstellung des Flugverkehrs.

Der Reiz der neuen Pläne, die beim Senat und im Bezirk gut ankommen, liegt in einer neuen Gestaltung des bisher unzugänglichen und verbauten Inneren des Blockes auf der Rückseite des Bahnhofes. Dazu sollen neue Wege und Plätze entstehen, so dass Fußgänger abseits der lärmenden Hardenbergstraße bis zum Landwehrkanal und dem Tiergarten gelangen könnten. Die Eröffnung des Newton-Museums an der Jebenstraße und der Zuzug der C/O-Fotogalerie in das Amerika- Haus an der Hardenbergstraße sind erste Anzeichen für einen Aufschwung des Quartiers.

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