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So sieht’s aus. Nach langer, langer Zeit ist die Bauplane verschwunden, der Blick wieder frei. Insgesamt wurden 14 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt. Die Übergabe des Schlosses ist am 7. November vorgesehen.

© Mike Wolff

Umstrittene Fassade: Am Jagdschloss sind die Hüllen gefallen

Nach jahrelangen Sanierungsarbeiten ist das Jagdschloss Glienicke in Wannsee runderneuert. Zu sehen ist erstmals die umstrittene Taut-Fassade. Gefeiert wird erst im Frühjahr.

Die Hüllen sind gefallen, das Jagdschloss Glienicke in Wannsee ist fertig saniert. Erstmals ist der rekonstruierte Taut-Erker zu sehen, der einen heftigen politischen und denkmalpflegerischen Streit ausgelöst hatte und das Bauvorhaben um anderthalb Jahre in die Länge zog. Insgesamt wurden 14 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt, der Erker kostete 230 000 Euro. Die Übergabe des Schlosses an die Senatsverwaltung für Bildung ist nach Angaben des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf für den 7. November vorgesehen. Eine feierliche Einweihung ist erst im kommenden Frühjahr geplant, „wenn die Außenanlagen einen entsprechenden Rahmen bieten“, teilte die Bildungsverwaltung mit. „Wichtig ist, dass der Bau jetzt zu einem Abschluss kommt“, sagte der zuständige Stadtrat Michel Karnetzki (SPD). 2003 hatte ein Brand den Südflügel des Schlosses zerstört.

Nach dem Denkmalschutzkonzept für die Sanierung von 2004 sollte der Erker im Original erhalten werden, bei den Bauarbeiten stellte sich jedoch heraus, dass die Bausubstanz völlig marode ist. Große Teile des Erkers wurden erneuert, mit Wärmedämmung versehen und durch ein Kupferdach gekrönt. Von Taut ist nicht viel geblieben. Der Ersatzbau sei solide und werde noch Jahrzehnte halten, heißt es aus dem Umfeld der Architektin Christina Petersen, die sich nicht mehr öffentlich zu dem Bauvorhaben äußern will. Sie hatte sich vehement gegen die Rekonstruktion der Taut-Fassade ausgesprochen. Genau wie das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, die Bezirksverordnetenversammlung und die Berliner CDU. Ein vom Bezirksamt verhängter Baustopp wurde auf Druck des Senats wieder aufgehoben. Das Schloss wird vom Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg genutzt.

Auch innerhalb der Berliner SPD votierten viele Abgeordnete für eine historische Lösung, also die Wiederherstellung der geschlossenen Gartenfront, wie sie vor dem Umbau des Schlosses durch Max Taut in den 60er Jahren existierte. Taut hatte ganz im Sinne der Zeit das Schloss innen radikal entkernt und modernisiert. Außerdem öffnete er die Fassade zur Gartenfront, um mehr Licht in die Räume zu holen. Der Landeskonservator Jörg Haspel (SPD) und der Denkmalrat werteten die Eingriffe Tauts als „bedeutendes Zeugnis für die Zeitgeschichte“. Taut habe auf den Mauerbau reagiert und das Schloss nach Westen geöffnet. Die Schlosszufahrt von Osten war durch die Grenzanlagen versperrt. Diese „Bedeutungsschicht“ sei erhaltenswert. Dieser Einschätzung wollte Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) nicht öffentlich widersprechen, auch wenn er persönlich anderer Meinung ist.

Für viele Anwohner und Liebhaber der Preußischen Schlösserlandschaft hat Taut dem Jagdschloss in den 60er Jahren Gewalt angetan. Jetzt hätte es die Möglichkeit gegeben, ein wenig davon wiedergutzumachen, „eine verpasste Chance“, sagt Torsten Hippe, CDU-Fraktionschef in der BVV. Er habe nur noch die Hoffnung, „dass diese modernen Fassaden nicht lange halten“.

Besonders irritiert hatte viele Beobachter, dass andere von Taut eingefügte Gebäudeteile nicht rekonstruiert wurden, etwa die markanten Betonpergolen, die ohne viel Aufhebens abgerissen wurden. Landeskonservator Haspel kündigte nun in einem internen Schreiben an, diese Pergolen nachbauen zu lassen.

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