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"Unüberbrückbare Differenzen": Vater des Flughafen-Protests stürzt im eigenen Verein ab

Ferdi Breidbach, eine zentrale Figur der Protestbewegung gegen den neuen Flughafen Schönefeld, zieht sich aus der Spitze des Bürgervereins zurück. Der 73-Jährige eckt an - auch in den eigenen Reihen. Sein Rückzug ist trotzdem umstritten.

Potsdam - Der Widerstand gegen den neuen Flughafen in Schönefeld trug lange Zeit seine Handschrift. Doch wenige Wochen vor Eröffnung des neuen Hauptstadt-Airports wirft nun der wohl prominenteste und eloquenteste Flughafen-Gegner der Region hin: Ferdi Breidbach, 73 Jahre, Ehrenvorsitzender und langjähriger Chef des Bürgervereins Berlin-Brandenburg (BVVB), wo er im Vorstand inzwischen für „Kommunikation“ zuständig war – nimmt seinen Hut. Er hat „sämtliche Tätigkeiten“ für den BVVB eingestellt, will allerdings Ehrenvorsitzender bleiben. Wie Breidbach am Freitag dem Tagesspiegel bestätigte, hat er sich nach internen Querelen – wie auch die bisherige BVVB-Chefin Astrid Bothe und seine Tochter Heike Sasse – aus dem Vorstand der ältesten und größten Anti-Schönefeld-Bürgerinitiative zurückgezogen, die zugleich die radikalsten Positionen vertritt: Der BVVB will die Schließung des Großflughafens BER und dessen Verlegung nach Sperenberg. Am „kategorischen Nein“ zu Schönefeld will der Verein auch ohne die Galionsfigur festhalten. Breidbach, der sich im politischen Geschäft bestens auskennt (von 1969 bis 1980 war er CDU-Bundestagsabgeordneter), hat den BVVB geprägt. Er hatte etwa die Massenklage gegen den Planfeststellungsbeschluss organisiert.

Zu den Ursachen des Eklats gibt es konträre Versionen. Neben persönlichen Zerwürfnissen gab es offenbar Differenzen um den wirksamsten Widerstand gegen den Airport. Eskaliert war der Konflikt zwischen dem Kommunikations-Vorstand Breidbach und Pressesprecher Kristian-Peter Stange. Beide verbindet die jahrelange gemeinsame Arbeit. Nun hatte Stange den Ehrenvorsitzenden in einer E-Mail als „starrsinnig, cholerisch, verbittert und beratungsresistent“ bezeichnet. Breidbach forderte daraufhin Konsequenzen – vergeblich, was die Rücktrittswelle auslöste. Aus dem Verein heißt es dagegen, dass Stange und andere schon lange auf eine engere Kooperation mit anderen Bürgerinitiativen drängten, was Breidbach nicht wollte. In einer Presseerklärung heißt es, dass „im Zuge interner Beratungen des BVBB über die zukünftige Ausrichtung des Vereins, insbesondere über die Zusammenarbeit mit anderen Bürgerinitiativen“, zwischen „einzelnen Mitgliedern des Vorstandes unüberbrückbare Differenzen“ aufgetreten seien.

Das wiesen Breidbach und die Ex-Vorsitzende Bothe als „glatte Lüge“ zurück. Man habe erst jüngst bei einem Treffen mit zwanzig weiteren Bürgerinitiativen „einen Sechs-Punkte-Katalog mit gemeinsamen Forderungen festgeklopft“, die von Planungen eines Alternativstandortes bis zum Verzicht auf eine Inbetriebnahme des Flughafens ohne Lärmschutz reichen. Dem Verein drohe die Bedeutungslosigkeit, meint Bothe: „Einen Mann wie Breidbach herauszudrängen, ist Selbstmord.“ Die amtierende BVVB-Spitze wiederum hat, um ihre Version zu stützen, eine E-Mail Breidbachs veröffentlicht. Darin warnt dieser ausdrücklich, sich mit der Vielzahl von Bürgerinitiativen „in eine Strömung“ zu begeben und dass Demonstrationen „nichts bringen“. BVVB-Sprecher Stange betont, der Verein sei „handlungsfähig“, bereite gerade die Klage gegen die Inbetriebnahme des Flughafens wegen des zwingend vorgeschriebenen, aber fehlenden Lärmschutzes vor. Stange: „Personen sind ersetzbar.“

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