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Bald könnten die Busse mit Anhängern fahren.

© Doris Spiekermann-Klaas

Verkehr in Berlin: BVG bekommt Bus mit Anhänger

Testweise rollt ein Bus mit Anhänger durch Berlin – auf Druck des Senats. Der Verkehrsbetrieb ist skeptisch.

Die BVG bekommt einen gewichtigen Anhänger: Noch in diesem Monat will sie einen Bus mit Anhänger testen, Buszug genannt. So kann – theoretisch – flexibel auf eine schwankende Nachfrage – oder auf permanent überfüllte Busse – reagiert werden. Ganz freiwillig ist der Versuch allerdings nicht. Der Senat hat Druck gemacht. Zunächst wollte die BVG hier nicht mitziehen; und die Skepsis ist immer noch groß.

Vorreiter war München, wo inzwischen 22 Buszüge im Einsatz sind. „Wir sind damit voll zufrieden“, sagte der Sprecher der Münchener Verkehrsgesellschaft, Matthias Korte, auf Anfrage. Auch Fahrer und Fahrgäste lobten den Betrieb mit dem Anhänger. In München fahren die Buszüge im Berufsverkehr auf Linien mit besonders starker Nachfrage, ansonsten seien sie auf Strecken unterwegs, auf denen die Zahl der Fahrgäste auf den ganzen Tag verteilt sehr hoch sei, sagte Korte.

Münchner Kindl. Nach dem Vorbild der dortigen Verkehrsgesellschaft soll die BVG auch einen Bus mit Anhänger bekommen.
Münchner Kindl. Nach dem Vorbild der dortigen Verkehrsgesellschaft soll die BVG auch einen Bus mit Anhänger bekommen.

© MVG

Abends sowie an Wochenenden, Feier- oder Ferientagen blieben die Anhänger in der Regel im Depot. Auch für große Ersatzverkehre oder Veranstaltungen seien die Fahrzeuge hervorragend geeignet, sagte Korte. Mittelfristig plane man, bis zu 100 Buszüge anzuschaffen.

Auf der M41 sollen mehr Busse rollen

Bedarf gibt es auch bei der BVG. Rund 67 700 Mal meldeten die Fahrer im vergangenen Jahr einen zu hundert Prozent besetzten Bus, wie die Senatsverkehrsverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Andreas Baum (Piraten) jetzt mitteilte. Spitzenreiter war die TXL-Linie von Alexanderplatz zum Flughafen Tegel, gefolgt von den Linien M 49 ((Heerstraße–Zoo), M 41 (Sonnenallee–Hauptbahnhof) und dem 100er-Bus (Zoo–Alexanderplatz).

Auch die Linien M 45 (Johannesstift–Zoo), M 48 (Zehlendorf–Alexanderplatz), 122 (Kurt-Schumacher-Platz–Waidmannslust), M 29 (Roseneck–Hermannplatz), M 27 (Pankow–Jungfernheide) und M 85 (Lichterfelde Süd–Hauptbahnhof) gehören zu den zehn mit den häufigsten „Hundert-Prozent-Meldungen.“ Dabei rechnet die BVG sehr großzügig. Erst wenn rechnerisch acht Fahrgäste sich auf einen Quadratmeter quetschen, gilt der Bus als voll. München platziert dagegen nur vier Passagiere auf dieser Fläche.

Da – rechnerisch – bei der BVG mehr Fahrgäste in die Busse passen, sah der Verkehrsbetrieb zunächst keinen Grund, die Kapazität durch Buszüge zu erhöhen. Sie kann derzeit deshalb nur mit mehr Fahrten auf die große Nachfrage reagieren, unter anderem sollen, wie berichtet, auf der M 41 mehr Busse rollen. Zusätzliche Fahrzeuge – und Fahrer – gehen jedoch ins Geld. Dagegen sei der Einsatz von Buszügen billiger, sagte Korte. Durch das flexible Anpassen an die Nachfrage spare man zudem Sprit, weil in den verkehrsschwächeren Zeiten keine teuren Überkapazitäten auf der Straße seien.

Doppeldecker bleibt erhalten

Neu sind Busse mit Anhänger auch bei der BVG nicht. In den 1940er Jahren scheitere der Einsatz aber noch an der damals zu schwachen Leistung der ziehenden Busse. Jetzt sind die Fahrzeuge stark genug – und auch die Anhänger bieten viel mehr Komfort. Elektronische Achsensteuerung und Videoüberwachung, sowohl im Anhänger als auch im Zwischenraum zwischen Bus und Hänger, machten den modernen Buszug zu einem wendigen und sicheren Verkehrsmittel der neuesten Generation, sagte Korte.

Ob sich der Buszug auch in Berlin durchsetzt, wird sich zeigen. Auf jeden Fall erhalten bleibt der Doppeldecker, bei dem die BVG aber den Anschaffungspreis und die Unterhaltungskosten reduzieren will. Am Dienstag stellt sie eine neue Generation des Herstellers VDL vor. Er hat wieder zwei Treppen zum Oberdeck. Seit mehreren Wochen hat die BVG bereits einen Doppeldecker mit nur einer Treppe im Probeeinsatz. Ob einer dieser Typen angeschafft wird, werde sich erst zeigen, wenn beide Tests ausgewertet seien, sagte BVG-Sprecher Markus Falkner.

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