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Die S-Bahn verspricht ihren Kunden Besserung.

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Vor dem Winter: Berlin droht ein neues S-Bahn-Chaos

Zu wenig Ersatzteile, überforderte Werkstätten - der Chef des Berliner Verkehrsverbunds schlägt Alarm: Die Wintervorbereitungen bei der S-Bahn liegen weit hinter dem Zeitplan. Das Unternehmen versucht zu beschwichtigen.

Berliner und Brandenburger müssen sich im Winter wieder auf massive Probleme im Nahverkehr einstellen. „Die Wintervorbereitungen der S-Bahn werden nicht bis zum Wintereinbruch erledigt sein“, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin- Brandenburg, Hans-Werner Franz, am Montag im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses. Dazu kommt, dass Nutzer der Linien S2, S25, S7 und S75 von dieser Woche an bis voraussichtlich Mitte 2011 öfter umsteigen müssen. Die Züge werden häufiger aus dem Verkehr genommen, um die Bremsen nach dem neuen Betriebskonzept öfter als bisher zu überprüfen.

Der Chef des Verkehrsverbundes, dessen Unternehmen den Ländern Berlin und Brandenburg gehört und den Nahverkehr in der Region koordiniert, kritisierte die seiner Ansicht nach zu langsame Reaktion der S-Bahn-Führung auf die Mängel der vergangenen Jahre. Zwar habe die im Besitz der bundeseigenen Deutschen Bahn befindliche S-Bahn nach monatelangen Zugausfällen Verbesserungen für den Winter angekündigt – die Umsetzung lasse aber auf sich warten. „Wir erwarten im Winter wieder Verspätungen“, sagte Franz. So gebe es zu wenig Reservemotoren für Züge, auch seien die Werkstätten nicht auf umfangreiche Enteisungen von Wagen vorbereitet. „Vielleicht hilft nur das gemeinsame Gebet, dass der nächste Winter harmloser ausfällt als der letzte.“

Von S-Bahn und Deutscher Bahn waren bei der Sitzung keine Vertreter anwesend – was alle Parteien scharf kritisierten. Ein Bahnsprecher sagte auf Tagesspiegel-Anfrage, das sei „keine generelle Missachtung“ des Parlaments, der für Personenverkehr zuständige Bahnvorstand Ulrich Homburg sei bereits drei Mal im Abgeordnetenhaus gewesen. Ein S-Bahn-Sprecher sagte, der Konzern und sein Geschäftsführer Peter Buchner hätten keine Einladung erhalten. Das Unternehmen habe zudem ein „umfassendes Winterkonzept“ vorgelegt, um kältebedingte Zugausfälle wie in der Vergangenheit besser kompensieren zu können. „Wir werden aber bis zum Winter nicht alle Arbeiten abgeschlossen haben.“ Dennoch verspricht der S-Bahn-Sprecher den Kunden: „Es werden in diesem Winter erhebliche Verbesserungen spürbar.“ Das sei allerdings immer auch davon abhängig, „wie sich der Winter entwickelt.“

Auch unabhängig vom Wetter müssen sich die Fahrgäste der S-Bahn länger als bislang angenommen mit einem reduzierten Service zufrieden geben. Nach Angaben von VBB-Chef Franz ist das Unternehmen hinter den Versprechungen zurückgeblieben, wann man wieder zum Normalbetrieb zurückkehren werde. So seien derzeit nur drei Viertel der zugesagten Züge im Einsatz. „Spürbare Verbesserungen“ erwartet der VBB-Geschäftsführer „wohl erst Ende 2011“. Bei der S-Bahn hält man sich mit Prognosen zurück, wann es keine spürbaren Einschränkungen mehr geben werde. „Wir kämpfen an mehreren Fronten, eine Terminvorhersage ist nicht möglich“, sagt der Unternehmenssprecher. Die seit 16 Monaten amtierende neue Geschäftsführung des Konzerns arbeite an einem grundlegenden Neuaufbau des Angebots. Da sei man „schon ein ganzes Stück vorangekommen“.

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