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BBI-Flugrouten: Flugsicherung verspricht Entlastung für alle Berliner

Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer fordert eine schnelle Korrektur der Routenplanung für den Großflughafen BBI. Die Flughafengesellschaft sieht für alternative Linienführung noch großen Spielraum.

Von
  • Sandra Dassler
  • Ulrich Zawatka-Gerlach

Im Streit um die An- und Abflugrouten für den Großflughafen BBI in Schönefeld erwartet Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, dass die Deutsche Flugsicherung (DFS) nicht noch Monate braucht, um ihre Routenplanung zu korrigieren. „Ich wünsche mir, dass es schneller geht“, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag. Ziel des Senats sei es, die alten Routen beizubehalten, um Berlin nicht zusätzlich mit Fluglärm zu belasten.

Junge-Reyer kritisierte, dass die DFS wichtige Fragen bisher nicht beantwortet habe. „In welchem Umfang müssen die Abflüge um 15 Grad abknicken? Gibt es Ausnahmegenehmigungen auf anderen deutschen Flughäfen? In welcher Höhe fliegen die startenden Flugzeuge auf den neuen Routen über das Stadtgebiet?“ Auf alle Fragen erhofft sie sich Auskünfte bei einem Treffen der Flugsicherung mit den Planungsbehörden Berlins und Brandenburgs am 27. September. Auch die Lärmschutzkommission für BBI müsse angehört werden. Junge-Reyer will durchsetzen, dass die Bezirke Steglitz-Zehlendorf, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg Mitglied dieser Kommission werden.

Bei der Flugsicherung stoßen die Forderungen der Senatorin auf Erstaunen. Die Lärmschutzkommission werde sowieso angehört, das sei Teil des Verfahrens, sagte die Sprecherin der für Berlin zuständigen Flugsicherung Bremen, Anja Naumann. Auch handele es sich nicht um eine „Korrektur der alten Fluglinien“, da die Routen ja noch gar nicht verbindlich festgelegt worden seien. „Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wurden nur hypothetische Routen formal zugrunde gelegt“, sagte Naumann.

Dies wird auch aus der Berliner Senats- und der Brandenburger Staatskanzlei bestätigt. Während des Planfeststellungsverfahrens sei immer wieder darauf hingewiesen worden, dass die genauen Flugrouten noch nicht feststünden. „Man kann die Flugrouten nicht schon 15 oder zehn Jahre vor Fertigstellung eines Flughafens festlegen“, sagte Rainer Bretschneider, Staatssekretär im brandenburgischen Infrastrukturministerium. Man wisse ja nicht, welcher Stand der Technik bis dahin erreicht sei, ob irgendwo eine Chemiefabrik gebaut wurde oder sich gesetzliche Vorschriften änderten. „So können sich Flugrouten auch nach Inbetriebnahme des Flughafens immer wieder ändern.“

Das bestätigte der Sprecher des Flughafens München, Ingo Anspach. „Bei uns wurden die Flugrouten schon einige Male geändert, allein schon deshalb, weil die tatsächliche Lärmbelastung meistens etwas anders ist als zuvor ausgerechnet wurde. Dann ist plötzlich eine Gemeinde mehr belastet und eine andere weniger.“

Generell würden die Berliner mit Inbetriebnahme von Schönefeld entlastet, sagte DFS-Sprecherin Naumann: „Die Maschinen von und nach Tegel fliegen momentan in einer Durchschnittshöhe von 2000 Metern über die Stadt, von und nach BBI werden es 3000 Meter sein.“ Auch in jenen Gebieten, die sich benachteiligt sehen, werde es eine Entlastung geben. „So wird in Teltow die Flughöhe von derzeit 1000 Metern auf 2300 Meter klettern, in Wannsee von 1300 auf 2700 Meter.“

Auch BBI-Sprecher Ralf Kunkel bemühte sich am Dienstag, die Lage zu beruhigen. Bezüglich der Routen gebe es nicht nur einen Optimierungsbedarf, „sondern auch ein großes Optimierungspotenzial“. Schon nach jetzigem Stand seien Wannsee, Stahnsdorf und Teltow weit davon entfernt, Lärmschutzgebiete zu werden. Für Schallschutzmaßnahmen stehen laut Kunkel 140 Millionen Euro zur Verfügung. Es gebe 25 500 Anspruchsberechtigte, davon hätten bislang 14 000 einen Antrag gestellt. „4000 ist bereits eine Kostenerstattung zugesagt worden“, sagte Kunkel. Dabei werde nach dem „Zwiebelprinzip“ vorgegangen: Zuerst bekämen jene Geld, die am nächsten am Flughafen wohnen und mit großer Sicherheit belastet werden.

Nach Einschätzung von Luftfahrtexperten ist es gar nicht notwendig, dass bei parallelen Starts auf zwei Bahnen beide Flugrouten um 15 Prozent abknicken. Wenn etwa nur der Flug von der südlichen Bahn abknicke und der von der nördlichen geradeaus führe, gebe es keine Mehrbelastung für Teltow und Stahnsdorf und Blankenfelde werde entlastet.

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