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Flughafen Schönefeld: Klaus Wowereit: Auch der neue BBI-Termin ist ehrgeizig

Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BBI wird sich um sieben Monate verzögern. Teurer soll er allerdings nach Aussagen von Klaus Wowereit nicht werden. Die Opposition reagiert verärgert.

Seit Freitag ist es amtlich: Der erste Flieger am neuen Hauptstadtflughafen BBI in Schönefeld soll erst am 3. Juni 2012 starten. Die bislang für den 30. Oktober 2011 geplante Inbetriebnahme wird um sieben Monate verschoben. Das teilte der Aufsichtsratschef der Berliner Flughäfen und Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gestern nach einer mit Spannung erwarteten Sitzung des Gremiums mit. Politiker der rot-roten Koalition bezeichneten gestern den Beschluss als „vernünftig“, CDU und FDP rügten die Verzögerung. Auch bei den betroffenen Fluggesellschaften fielen die ersten Stellungnahmen unterschiedlich aus. Air Berlin reagierte verärgert, die Deutsche Lufthansa „entspannt“.

Klaus Wowereit betonte, auch der neue Fahrplan sei ehrgeizig. „Wir wollen, dass Druck im Kessel bleibt.“ Trotz Mehrkosten für zwei nötige neue Abfertigungspavillons in Höhe von 50 Millionen Euro, für Neuplanungen über 62 Millionen Euro und Mindereinnahmen durch die Terminverschiebung von 26 Millionen Euro werde der Flughafen nicht teurer. Der BBI wird über Kredite in Höhe von 2,4 Milliarden Euro finanziert sowie mit 430 Millionen Euro von Berlin, Brandenburg und dem Bund und 440 Millionen Euro aus der Kasse der florierenden Flughafengesellschaft. Für diese ist der jetzige Flughafen Tegel eine Goldgrube.

Die in Tegel und Schönefeld am stärksten vertretene Fluggesellschaft Air Berlin nahm die Verschiebung gestern „wenig begeistert“ zur Kenntnis, so Sprecher Hans-Christoph Noack. Der neue Termin am 3. Juni sei unbedacht gewählt, er liege mitten im besonders stark genutzten Sommerflugplan. Noack: „Das verursacht eine Menge organisatorischer Probleme.“ Aus Sicht von Air Berlin hätte man die verspätete Eröffnung „wenigstens im späten Frühjahr zum Wechsel vom Winter- zum Sommerflugplan hinbekommen müssen“. Seine Gesellschaft engagiere sich besonders stark für den Ausbau des Luftdrehkreuzes Berlin, sie sei deshalb von der Verzögerung „am stärksten betroffen“, sagte Noack. Falls dadurch finanzielle Verluste entstünden, werde man diese zur Sprache bringen.

Wolfgang Weber von der Lufthansa (LH) reagierte gestern hingegen gelassen. Am wichtigsten sei, „dass der Mammutbau mit hoher Qualität fertiggestellt wird“. Dafür nehme seine Airline auch eine Verzögerung in Kauf. „Besser etwas länger abwarten, als ständige Pannen nach einer zu frühen Eröffnung.“

Ähnlich bewerteten Sprecher der Berliner Koalitionsparteien SPD und Linke die Verschiebung. Die CDU im Abgeordnetenhaus befürchtet hingegen durch die Verzögerung einen „erheblichen wirtschaftlichen Schaden für die Region“. Die Verantwortung trage Klaus Wowereit. Auch die FDP wirft diesem „Missmanagement“ vor. Außerdem habe Wowereit gezielt falsch informiert. „Noch zum Richtfest im Mai hat er am bisherigen Eröffnungstermin festgehalten.“

Die anfallenden Zusatzkosten für den neuen Großflughafen sind nach Angaben Wowereits im Rahmen des Finanzierungskonzeptes gedeckt, „ohne neues Geld von den Gesellschaftern“. Extra für solche Fälle gebe es einen Puffer, „wir haben Reserven, auf die wir jetzt zurückgreifen können“. Bei vergleichbaren Projekten seien jahrelange Verzögerungen und Kostenexplosionen die Regel gewesen, aber davon sei man „weit entfernt“.

Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) sprach von einer „verantwortbaren Entscheidung“, von einer „Verzögerung, die sich im Rahmen hält“. Man wolle „den Airlines keine Übergangslösung, keine Baustelle bieten“. Es mache keinen Sinn, „um jeden Preis“ an einem Termin festzuhalten. In diesem Zusammenhang betonte Staatssekretär Rainer Bomba vom Bundesverkehrsministerium gestern, weitere Verzögerungen dürfe es nun aber nicht mehr geben. Zur Eröffnung müsse alles „tadellos funktionieren“. Der Bund ist Mitgesellschafter. Die Flughafengesellschaft soll künftig auf Druck des Aufsichtsrates ein strengeres Controlling bei dem Mammutprojekt durchsetzen, um weitere böse Überraschungen zu vermeiden.

Wie berichtet, sind die Arbeiten nicht im Terminplan, weil im frostigen Winter Baupause war. Zudem ist eine der Planungsfirmen pleitegegangen, weshalb die Pläne für den Innenausbau noch nicht fertig sind. Außerdem muss die Flughafengesellschaft die neuen Vorschriften der EU umsetzen, die ab 2013 wieder Flüssigkeiten im Handgepäck zulassen will. Deshalb soll der Kontrollbereich jetzt umgeplant werden, damit die Anlage nicht gleich nach der Eröffnung verändert werden muss. Nun werden laut Wowereit rechts und links vom Terminal „zwei Pavillons für Sicherheitskontrollen und Check-in gebaut“. Die Pavillons würden zur Eröffnung des Willy-Brandt-Flughafens im Juni 2012 zwar nicht fertig sein, aber bis April 2013, wenn die neuen EU-Sicherheitsrichtlinien gelten.

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